Pirmasens „Ich spiele lieber auswärts“

Die Nummer eins der Zweitliga-Einzelwertung: Janine Wolf von der Keglergilde Heltersberg.
Die Nummer eins der Zweitliga-Einzelwertung: Janine Wolf von der Keglergilde Heltersberg.

«HELTERSBERG.» Schaut man zurzeit auf die Einzelschnittwertung der Zweiten Frauen-Bundesliga Süd der Deutschen Classic-Kegler-Union (DCU), steht der Name Janine Wolf ganz oben. Die Topspielerin von der Keglergilde (KG) Heltersberg punktet auswärts meist besser als auf ihrer Heimbahn.

Janine Wolf steht ganz ruhig und aufrecht auf der Kegelbahn des Heltersberger Bergbads. Sie ist konzentriert und fokussiert sich nur auf die neun Kegel, die am Ende der Bahn stehen. Die Kugel hält sie vor der Brust in den Händen. Dann nimmt die 20-Jährige Anlauf, wirft sich nach vorne. Den linken Arm hält sie zur Seite, um die Stabilität nicht zu verlieren, mit rechts wird die Kugel nach unten geführt. Nach drei Schritten setzt diese genau auf dem braunen Streifen auf. Mit dem letzten Schritt bremst sie ab – die Bahn darf nicht betreten werden. Die Kugel rollt nach vorn: Sechs Kegel fallen um. Dann beginnt alles von vorne. Seit 15 Jahren ist Wolf als Keglerin aktiv. Durch ihre Eltern, die beide kegeln, kam die damals Fünfjährige zu diesem Sport und möchte ihn seitdem auch nicht mehr in ihrem Leben missen. Ihr macht es nichts aus, dass Kegeln nicht die populärste und zudem von vielen unterschätzte Sportart ist. „Hauptsache ist, dass ich dabei Spaß habe“, sagt die 20-Jährige. Zum Kegeln gehöre so viel dazu, wie Konzentration, Konstanz, Ausdauer und dass man sich von nichts irritieren lasse. Dass sie so viel Spaß bei ihrer Sportart habe, liege auch an der tollen Mannschaft: „Das ist bei uns eine richtige Gemeinschaft. Beim Duschen haben wir zum Beispiel immer laute Musik an und nach den Spielen sitzen wir, egal ob gewonnen oder verloren, oft noch zwei Stunden zusammen.“ Ihr Team, in dem auch ihre Mutter Carol Roach steht, ist mit 31 Jahren Altersschnitt relativ jung. „Nachwuchs ist momentan ziemlich knapp“, sagt Wolf. Es gebe in Heltersberg nur drei kleine Nachwuchskeglerinnen, darunter zwei Kinder einer Teamkollegin. „Wir waren früher immer zehn bis zwölf“, erinnert sie sich. Im Hintergrund steht Wolfs Mitspielerin und Trainerin Miriam Schulte und korrigiert ein paar Kleinigkeiten an den Wurfausführungen. Die 41-Jährige kennt Janine Wolf schon seit ihren Anfangszeiten und kann sie deswegen gut einschätzen: „Sie versucht, immer das Beste aus sich herauszuholen, und setzt das um, was man ihr sagt“, lobt sie. Eine Schwäche gibt sie dann aber doch preis: „Janine bräuchte ab und zu ein bisschen mehr Geduld mit sich selbst. Dass sie sich im Spiel mal zurücknimmt und noch einmal durchatmet.“ Wolf weiß das. Trotz der kleinen Schwächen steht Janine Wolf zur Zeit auf Rang eins der Einzelschnittliste der Zweiten DCU-Bundesliga Süd. „Da schaut man schon drauf, aber das kann sich auch jederzeit ändern“, findet Wolf. Sie ist froh, dass die Liste nach dem Auswärtsschnitt berechnet wird: „Ich spiele lieber auswärts, ich bin nicht so der Heimbahntyp“, sagt das Mitglied der U23-Verbandsauswahl schmunzelnd. „Unsere Bahnen sind zwar gut, die sind ehrlich, aber andere Bahnen sind halt besser.“ Das komme immer auf die Beläge an, Asphalt oder Kunststoff, und wie oft die Bahnen „gemacht“ würden. „Ich lerne gerne neue Bahnen kennen. Das ist einfach interessant.“ Deswegen seien vor allem die Probewürfe auf einer unbekannten Anlage wichtig: „Man schaut, wie die Bahn läuft, ob man sich umstellen muss, ob man die Mitte trifft.“ Das gelingt Wolf wohl recht gut, wenn man auf die Einzelschnittliste schaut. Die KG Heltersberg steht zur Winterpause auf Platz drei der Zweiten Bundesliga, mit jeweils zwei Punkten Abstand zu Hockenheim und Neulußheim. „Unser Rundenziel ist es, in der Liga zu bleiben“, erklärt Wolf zunächst bescheiden. Doch die Erste Liga würde sie schon locken: „Ich fände es schon schön, wenn wir aufsteigen.“ Für die Teamkameradinnen mit Kindern wäre ein Aufstieg allerdings nicht so einfach zu bewältigen. Schon jetzt fährt die KG 1885 Kilometer im Jahr zu Auswärtsspielen. Die Heltersbergerin macht gerade eine Ausbildung als Erzieherin. Nebenbei arbeitet sie als Bedienung im Sportheim in Heltersberg. Da bleibt außer für Freunde treffen und Kegeln nicht mehr viel Zeit für andere Hobbys. Doch Janine Wolf ist das alles recht. Deswegen möchte sie auch nicht, wie andere in der Liga, Geld für das Kegelspielen bekommen: „Das brauche ich auch nicht. Ich mache das als Hobby und nicht berufsmäßig.“

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