Pirmasens „Ich liebe das, was ich tue“
Die Jazz-Sängerin Lyambiko ist in der Region nicht unbekannt, ist sie doch schon in Annweiler und in Pirmasens aufgetreten. Am Freitag, 17. Juli, ist sie nun zu Gast beim Festival Palatia-Jazz open air in Bad Bergzabern. Mit dabei hat sie ihre neue CD „Muse“, deren Songs ausschließlich von Frauen stammen. Dabei geht es weder um einen Quotennachweis noch um die Frage, ob Frauen anders komponieren als Männer. Die Frauen, deren Originale hier zum Besten gegeben werden, haben ihre Songs unter ganz unterschiedlichen Bedingungen, teilweise gegen Widerstände geschrieben. Auf diesem Album werden sie nun zu einer eigenen Geschichte geformt. Auch darüber sprach Christian Hanelt mit Lyambiko.
Natürlich. Klar erinnere ich mich daran. Ich habe mir damals von Al Jarreau das Plakat signieren lassen. Wie hat sich für Sie die musikalische Welt seither verändert. Sehen Sie sich inzwischen selbst als Jazz-Star, als der Sie ja mittlerweile oft bezeichnet werden? Nein. Überhaupt nicht. Es ist inzwischen einfach wahnsinnig viel passiert, es ist ein beständiger Prozess, ein ständiges Schaffen. Und das ist einfach toll. Ich gehe jeden Abend von der Bühne und denke, „ich bin hier genau richtig“. Für mich ist es wirklich die absolute Erfüllung, auf Tournee zu sein, auf der Bühne zu stehen und mit der Band zu spielen – ich liebe das, was ich tue. Hat es für Sie jemals einen Plan B gegeben, falls es mit der Musik nicht geklappt hätte? Nein. Das klingt jetzt so, als hätte ich von Anfang an vorgehabt, als Sängerin zu arbeiten. Aber das ist überhaupt nicht so. Man könnte eher sagen, das, was ich jetzt mache, ist der Plan B. Sie treten in Metropolen auf, aber auch in der sogenannten Provinz, in Bernkastel-Kues oder in Bad Bergzabern. Worin unterscheiden sich diese Konzerte? Es gib t schon Unterschiede zwischen Konzerten in kleineren Orten und denen zum Beispiel in München oder Berlin. Diese großen Städte haben ein viel größeres Angebot an Kultur und dementsprechend sind die Leute dort auch extrem kritisch. Da muss man erst einmal bestehen und das ist schon manchmal eine Herausforderung. Aber grundsätzlich gibt es Orte – egal wie groß – da stimmt es mit dem Veranstalter, da stimmt es mit dem Publikum. Und dann gibt es Orte, da steckt der Wurm drin. Sie gelten als Jazz-Sängerin. Ist das aber angesichts Ihres Repertoires nicht ein etwas enger Begriff? Es wird schon allzu sehr in Schubladen gedacht, was allerdings auch irgendwie notwendig ist. Denn wenn ich überlege, zu einem Konzert von einem Künstler zu gehen, von dem ich noch nie etwas gehört habe, ist doch die erste Frage, „was macht denn der für Musik?“, so dass ich mich in irgendeine Dimension hineindenken kann. Das ist also notwendig und das verstehe ich absolut. Andererseits mag ich es nicht, so in einer Schublade festzusitzen, denn die Grenzen sind in den letzten Jahren viel fließender geworden. Auf Ihrer neuen CD sind nur Kompositionen von Frauen zu finden. Wie kam es dazu? Das war eine bewusste Auswahl. Ich hatte einfach Lust, wieder an einem Thema zu arbeiten, weil ich für mich selbst festgestellt habe, dass man, wenn man mit so einer Klammer arbeitet, einfach wahnsinnig viel lernt und seinen Horizont erweitert. Das hat sich für mich bewahrheitet mit dem George-Gershwin-Programm, mit dem Nina-Simone-Programm und das war jetzt aktuell ebenfalls so. Ich war auf der Suche nach einem Thema und da fiel der Begriff „Women In Jazz“. Und ich dachte, dass es sicher interessant wäre, nur Stücke von Komponistinnen zu singen. Letztlich sind wir dem nicht ganz treu geblieben, denn „Goodbye Pork Pie Hat“ stammt von Charles Mingus. Der Text dazu stammt aber von einer Frau – von Joni Mitchell. Haben Sie bei den Aufnahmen Erwartungsdruck seitens des Publikum oder der Industrie verspürt? Den Erwartungsdruck setze ich mir in allererster Linie selbst, denn ich gehe mit Leidenschaft, mit Herzblut und Wissensdrang ins Studio. Haben Sie, wenn Sie an einem fremden Song arbeiten, nicht stets das Original im Ohr und fällt es dann nicht schwer, sich davon freizumachen? Das ist ein Prozess. Es ist nicht so, dass ich zwanghaft versuche, vom Original wegzukommen. Wir treffen uns zum Proben und dabei passiert so vieles – dann ist der Song am Ende entweder vollkommen anders, oder wir bleiben wirklich am Original, weil es einfach gut ist. Hören Sie Ihre eigenen CDs? Nein. Aber manchmal komme ich nicht drumherum, denn mein Sohn hört alle CDs – und das ist dann schon ganz spannend, die nach langer Zeit mal wieder selbst zu hören. Registrieren Sie es, wenn irgendwo im Hintergrund Ihre Musik läuft? Meistens, aber das dauert eine ganze Weile. Bitte nennen Sie drei Gründe, Ihr Konzert zu besuchen. Das Programm „Muse“ ist einfach schöne Musik und wir präsentieren es wie eine Geschichte, zu der wir auch Hintergrundinformationen geben. Ich finde das mega-spannend. Deswegen will ich das ja auch mit dem Publikum teilen. Man kommt also nicht nur in den Genuss von schöner Musik, sondern lernt auch noch ein bisschen was dabei. Und die Band ist einfach wahnsinnig nett.