Pirmasens Hussong warnt vor „Sündenfall“
Peter Kaiser kann nach dem Willen des Hauptausschusses seinen Fabrikverkauf auf 600 Quadratmeter erweitern. Bei Enthaltung der SPD und der Linken genehmigte der Hauptausschuss die Pläne des Schuhherstellers, obwohl mit Schuhen, Strümpfen und Handtaschen ein innenstadtrelevantes Sortiment angeboten werden soll. SPD-Ratsmitglied Gerhard Hussong warnte denn auch vor einem „Sündenfall“ in Bezug auf das Einzelhandelskonzept.
„Werk 1“ soll die Mischung aus Fabrikverkauf, Bistro und Historie der Schuhproduktion bei Peter Kaiser heißen. Geschäftsführer Stefan Frank begründete im Hauptausschuss den neuen Fabrikverkauf direkt an der Produktionsstätte in der Lemberger Straße mit der viel zu kleinen Verkaufsfläche am jetzigen Standort. 80 Prozent der Kunden reisten von außerhalb an und seien oft enttäuscht von der Atmosphäre am jetzigen Standort. „So stellen wir uns die Marke nicht vor“, meinte Frank und präsentierte die Planung, die eine Mischung aus Verkaufsraum, Bistro und Museum mit „Schätzen vom Speicher“ des Unternehmens sein soll. 120.000 Euro will Peter Kaiser pro Jahr für die Vermarktung des neuen Outlets ausgeben. Aktuell werden 2000 Paar Schuhe im Fabrikverkauf angeboten. 4000 Paar sollen es im neuen Outlet sein. Der Fabrikverkauf direkt in Pirmasens macht laut Frank bereits zwei Prozent des Umsatzes aus, den er mit dem neuen Outlet auf vier Prozent steigern will. Peter Kaiser hat aktuell einen Umsatz von 50 Millionen Euro im Jahr. 251 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen in Pirmasens, wo täglich 1400 Paar Schuhe produziert werden. Dazu kommen 2200 Paar Schuhe im Werk in Portugal. Den Impuls durch ein größeres und vor allem richtig schickes Outlet von Peter Kaiser sollte Pirmasens unbedingt nutzen und ausbauen, warb Bürgermeister Markus Zwick für das Vorhaben. Der Schuh als Markenzeichen von Pirmasens werde gestärkt. Die Stadt könne vom Renommee des Schuhherstellers nur profitieren, so Zwick. Ähnlich argumentierte Karl-Josef Klees (FWB). „Das kann man nur unterstützen“, so Klees, der sich jedoch wünschen würde, wenn noch mal eine Initiative für ein gemeinsames Outlet aller Pirmasenser Schuhhersteller in der Innenstadt zustande käme. Kritik äußerte Frank Eschrich (Linke), der mit dem Antrag von Peter Kaiser das Scheitern des Einzelhandelskonzepts gekommen sieht. Der Einzelhandelsgutachter der Stadt habe in seinem Konzept Schuhoutlets in der Innenstadt vorgesehen, die jetzt aber im Fall von Peter Kaiser am Stadtrand entstünden. SPD-Fraktionschef Sebastian Tilly empfindet die Planung als vernünftige Sache, auch um das Thema „Schuhe“ in Pirmasens zu beleben. Tilly will jedoch erst genau geprüft sehen, ob das Vorhaben mit den Einzelhandelskonzept zusammen passt, das explizit Schuhe, Strümpfe und Handtaschen nicht in Randlagen sehen will. Erhebliche Bauchschmerzen hat Gerhard Hussong (SPD) mit dem Plan und sieht Peter Kaisers Fabrikverkauf als „Sündenfall“, da andere folgen werden, die dann auch außerhalb der Innenstadt Einzelhandel dieser Art anbieten wollen. „Ich sehe nicht, dass da was für die Innenstadt abfallen könnte“, so Hussong. „In bestimmten Situationen wollen wir flexibel bleiben“, meinte CDU-Fraktionschef Denis Clauer, der das Peter-Kaiser-Projekt klar als Ausnahme ansieht.