Pirmasens Historischer Verein startet mit Bilderreise in die neue Vortragssaison

Kommt im ersten Vortrag der Jahresreihe noch einmal zu Ehren: der 2014 verstorbene Pirmasenser Pressefotograf Helmut Grüny (rech
Kommt im ersten Vortrag der Jahresreihe noch einmal zu Ehren: der 2014 verstorbene Pirmasenser Pressefotograf Helmut Grüny (rechts, mit Kamera), auf diesem Bild zu sehen bei der Ausstellung anlässlich 40 Jahre Partnerschaft mit Poissy. Schauplatz war das Rathaus am Exerzierplatz.

Mit einer Fotoschau beginnt die neue Vortragsreihe des Historischen Vereins Pirmasens. Auftakt des Jahresprogramms ist am 27. März. Bis Ende November können geschichtlich Interessierte so einiges über Denkmäler, einen Pfarrer, einen Arzt und einen Fotografen erfahren.

Die Saison des Historischen Vereins Pirmasens startet am 27. März mit einem Vortrag der Vorsitzenden Heike Wittmer und einer historischen Bilderreise. Die Fotografien entstammen der Sammlung des Pressefotografen Helmut Grüny. Über Jahrzehnte war Grüny als Fotograf das Gesicht der Pirmasenser Zeitung. Nicht nur als Pressefotograf hat er die Entwicklung seiner Heimatstadt begleitet. Nach seinem Tod im Juli 2014 ging sein umfangreicher Nachlass an das Stadtarchiv über. Heike Wittmer hat eine Auswahl getroffen und erläutert diese.

Der zweite Vortrag behandelt am 24. April die „Kriegerdenkmäler der Zwischenkriegszeit in Pirmasens“. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 errichteten viele Städte und Gemeinden Kriegerdenkmäler, die teils in der Tradition von Monumenten dieser Art nach dem Krieg von 1870/71 stehen. Der Vortrag des Historikers Heinrich Thalmann gibt eine Übersicht über die Entwicklung der Kriegerdenkmäler in der Pfalz und stellt einige Monumente in Pirmasens vor.

„Pfarrer und Lebenskünstler“

„Vom Leben eines südwest-pfälzischen Pfarrers und Lebenskünstlers – zwischen Absolutismus und Fremdherrschaft“ berichtet Kurt Becker aus Linden am 22. Mai. Bei dem in Pirmasens geborenen und gestorbenen Pfarrer Karl Friedrich Kieffer (1766-1844), handelt es sich um den Urgroßvater eines Industriellen in Kaiserslautern. Als Sohn der angesehenen Familie Kieffer verbrachte er seine Kindheit und Jugend überwiegend in Pirmasens. Als damals erster Pfarrer des Pfarrsprengels Hermersberg (Großgericht Sickingen) hatte er den Neuaufbau der Kirchengemeinden zu bewältigen.

Zur Pfarrei gehörten zu der Zeit die Orte Bann, Queidersbach, Linden, Krickenbach, Horbach, Weselberg und Zeselberg sowie der Erkelshäuserhof. In der zu Ende gehenden Herrschaft Sickingen und den folgenden Perioden französischer und bayerischer Herrschaft musste er als Pfarrer und Familienvater die „richtigen“ Wege finden. Über Trippstadt, Burgalben und Luthersbrunn kam Kieffer in seine Heimatstadt zurück, wo er auch als Schulinspektor wirkte und 1844 verstarb. Auf dem „Alten Friedhof“ befinden sich noch Grabsteine von ihm, seiner Frau Louise Fasco und weiteren Angehörigen. Im Vortrag soll auch seine Abstammung beleuchtet werden. Ein kleiner Ausblick gilt seinen Nachkommen und führt letztlich bis zur Industriellenfamilie Pfaff nach Kaiserslautern.

Mediziner mit Leidenschaft für die Schriftstellerei

„Paul Bertololy, (1892-1972), geboren in Frankenthal, aufgewachsen in Lambrecht, gestorben in Lembach“ wird am 26. Juni Vortragsthema sein. Referent Charles Schlosser, Bürgermeister seines Heimatortes Lembach (Elsass) von 1995 bis 2020, gilt als profunder Kenner von Leben und Werk des in Vergessenheit geratenen Arztes und Dichter. Bertololy wurde 1892 in Frankenthal geboren. Sein Medizinstudium absolvierte er in Heidelberg, Straßburg und Freiburg und schloss es 1919 mit der Promotion ab.

Dass sein Großvater aus Lembach im Elsass stammte, war nicht der alleinige Grund, weshalb er sich dort als Landarzt niederließ. Er fand in der Waldeinsamkeit der Nordvogesen die Umgebung, die er für seine große Leidenschaft, die Schriftstellerei, brauchte. Bertololy verfasste Romane, Novellen, Kurzgeschichten und Hörspiele, die ihn zu seiner Zeit überregional bekannt machten. Als Landarzt machte er sich einen Namen und seine Wahlheimat dankte es ihm, indem sie ihn zum Ehrenbürger von Lembach machte. Bertololy starb am 28. November 1972 in Lembach.

Neues zum Wall auf dem Wartenberg

Seit mehr als 100 Jahren ist auf dem Wartenberg bei Merzalben eine Wallanlage bekannt, die erstmals von Christian Mehlis beschrieben wurde. Bisher fehlten jedoch Funde, die Aussagen über Alter und Funktion der Befestigung zuließen. Im Raum standen eine keltische und eine frühmittelalterliche Wehranlage. Ehrenamtliche Denkmalpfleger der Landesarchäologie Speyer versuchten ab 2019, diese Fragen zu beantworten.

Im Vortrag werden aktuelle Ergebnisse der Untersuchungen erläutert und Interpretationsmöglichkeiten vorgestellt. Besonderheit der Befestigung ist ihre Lage im mittleren Pfälzerwald, die isoliert wirkt. Daher liefern die archäologischen Untersuchungen auch erste Hinweise zur ältesten Siedlungs- und Befestigungsgeschichte des Pfälzerwaldes. Den Vortrag „Der Wartenberg bei Merzalben – Grabungen und Prospektionen“ hält am 25. September Jochen Braselmann aus Annweiler.

Ein zweiter Blick ins Nachbarland Frankreich

Noch einmal beschäftigt sich ein Vortrag mit Frankreich. Am 23. Oktober sind Auszüge aus dem Buch „Hüben und Drüben - Betrachtungen eines eingedeutschten Franzosen“ zu hören. Aus gesammelten Werken liest der Referent Jean-Philippe Devise und schildert so, auch mit Augenzwinkern, wie des den Franzosen in den Departements Lothringen und Elsass im Laufe der Geschichte so erging.

Der Abschluss der Vortragsreihe findet am 27. November statt. „Eine Braut für den Zaren - Die Russlandreise der Großen Landgräfin Karoline von Hessen-Darmstadt 1773“ schildern Ulrike Leuschner und Rainer Maaß (Darmstadt). Drei von fünf Töchtern hatte Landgräfin Karoline noch zu verheiraten, als die russische Kaiserin Katharina II. nach einer Frau für ihren Sohn und Thronfolger Paul Ausschau hielt. Friedrich der Große, ein Freund der Landgräfin, empfahl die wohlerzogenen Darmstädter Prinzessinnen, und im Mai 1773 unternahm Karoline mit Amalie, Luise und Wilhelmine die weite Reise nach St. Petersburg.

Mit von der Partie war die junge Gesellschafterin Marianne von Löw aus der Wetterau. Das von ihr im höfisch korrekten Französisch verfasste Reisetagebuch blieb erhalten, gelangte in den Besitz des Darmstädter Staatsarchiv, wurde von Barbara Wiedemann übersetzt und zweisprachig in einem reich illustrierten und kommentierten Band veröffentlicht. Die Lesung der beiden Herausgeber Leuschner und Maaß berichtet von der Zwischenstation am Potsdamer Hof, der Seefahrt über die Ostsee, der Wahl des Großfürsten Paul, den Hochzeitsfeierlichkeiten und den Strapazen der winterlichen Heimreise, die Landgräfin Karoline bald nach der Heimkehr das Leben kostete.

Info

Alle Vorträge finden im Carolinensaal an der Parkanlage Buchsweiler Tor statt und beginnen um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist stets frei.

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