Pirmasens Hauptsache einen Ernst

Miss Prism (rechts, Theresa Mohr) erklärt Jack (Darién Graber) seine wahre Herkunft. Cecily, Algernon, Gwendolyne und Lady Brack
Miss Prism (rechts, Theresa Mohr) erklärt Jack (Darién Graber) seine wahre Herkunft. Cecily, Algernon, Gwendolyne und Lady Bracknell lauschen gespannt...

„Bunbury – oder The Importance of being Earnest“, eine Komödie von Oscar Wilde, hatte das Ensemble Großes Schauspiel des Thalia Theaters am Pirmasenser Leibniz-Gymnasiums für seine diesjährige Aufführung ausgewählt. Das ist Gesellschaftskritik verpackt in subtilen, englischen Humor, dazu Schauspieler, für die die Rollen wie auf den Leib geschnitten schienen. Das zweisprachige Stück, vorgetragen in Englisch und Deutsch, traf sowohl bei der Premiere am Donnerstag als auch bei der Vorstellung am Freitag den Nerv des Publikums und sorgte für viele Lacher.

Die Protagonisten des Stücks sind die Lebemänner Jack (gespielt von Darién Graber) und Algernon (Max Bergweiler). Beide haben sich jeweils eine fiktive Person erdacht, um ihre kleinen Eskapaden vor den kritischen Augen der Öffentlichkeit geheimzuhalten. Algernon hat dafür seinen kränkelnden Freund Bunbury erfunden. So kann er dem ungeliebten Stadttrubel entfliehen und aufs Land fahren. Jack hingegen hat einen fiktiven Bruder namens Ernst zum Leben erweckt, um das Land hinter sich lassen und mehr Zeit in der Stadt verbringen zu können. Als sich Jack in Algernons Cousine Gwendoline (Charlotte Volkemer) verliebt und sein Freund Algernon für Jacks Mündel Cecily (Saskia Ostmann) entflammt, kommt es zu recht komischen Verwicklungen. Die gepflegte Langeweile der englischen Upper Class im 19. Jahrhundert treibt die Charaktere um, sie sind oberflächlich, wirken gefühllos. Gurkensandwiches und Muffins – von denen Max Bergweiler alias Algernon während des Stückes Unmengen verspeist – sind wichtiger als echte Gefühle. Einziger echter Hochzeitsgrund der Damen ist der Name ihres Auserwählten. Sie möchten einen Mann mit Namen „Ernst“ (im Englischen: „Ernest“, earnest – aufrichtig) heiraten. Sowohl Gwendolyn als auch Cecily glauben nämlich, sich in einen „Ernst“ verliebt zu haben und machen diesen Namen zur Bedingung für eine Hochzeit. Im Verlauf des Stückes nimmt die Geschichte eine überraschende Wendung. Jack, der als Findelkind aufgewachsen ist, stellt sich als verlorener Neffe von Algernons Tante Lady Bracknell (Louisa Wüstemann) heraus. Die Gouvernante und Deutschlehrerin von Cecily, Miss Prism (Theresa Mohr), hatte das Kind versehentlich in eine Tasche gepackt und an der Victoria Station deponiert. Tatsächlich ist sein Name „Earnest John“ und sein Alter-Ego, seine Lügen, entpuppen sich im Nachhinein als Wahrheit. Das Thalia Ensemble unter der Leitung von Peter Gutmann hatte sich bei „Bunbury“ für eine zweisprachige Aufführung entschieden. Das machte es für die Besucher zwar nicht immer einfach, tat dem Stück aber sehr gut. Obwohl die deutsche Übersetzung den hintergründigen Humor wunderbar traf, saßen Wortwitz und Pointen in der Originalfassung fast noch ein wenig besser. Die Schauspieler meisterten die schwierigen und extrem langen Textpassagen selbst in der Fremdsprache nahezu ohne bemerkbaren Hänger und verkörperten die Charaktere in Mimik und Gestik perfekt. Das reduzierte Bühnenbild ließ viel Raum für die anspruchsvollen Dialoge. Auch wenn „Bunbury“ Ende des 19. Jahrhunderts uraufgeführt wurde, ist das Thema aktueller denn je. Anders als vor rund 100 Jahre ist es heute meist weniger die gesellschaftliche Stellung, die den Erfolg prägt. Immer noch aber hat eine makellose Fassade, die perfekte aber oft oberflächliche Selbstdarstellung in vielen Fällen einen höheren Stellenwert als der tatsächliche „Inhalt“ dahinter. In weiteren Rollen waren Christina Göttel (Merriman und Lane – Haushälterin) und Joel Wölker als Reverend Chasuble auf der Bühne zu erleben.

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