Pirmasens Hassler-Chor kommt ganz ohne Walzerklänge aus
Neujahrskonzerte führen unweigerlich ins Österreich der k. u. k. Monarchie. Polkas und Walzer der Strauß-Dynastie erfreuen dabei alljährlich die zahlreichen Zuschauer. Dass man es auch ganz anders machen kann, zeigte am Freitag der Hassler-Chor aus Münchweiler an der Rodalb.
Er hatte am Dreikönigstag in die Pirmasenser Johanneskirche eingeladen und begeisterte durch einen Konzertabend, der den rund 200 Zuschauern noch lange in Erinnerung bleiben wird. 25 Sängerinnen und Sänger, fünf Gesangssolisten, eine Harfenistin, ein Organist und ein kleines Streichorchester feierten knapp 90 Minuten lang das Ende der Weihnachtszeit. Dabei entführten sie das Publikum unter der Leitung von Bernhard Haßler in drei Epochen der Musikgeschichte. Ins Zeitalter des Barock ging die Reise mit dem „Deutschen Magnifikat“ von Heinrich Schütz (1585-1672) „Meine Seele erhebet den Herren“. Hier bewies der Chor viel Präsenz beim Wechsel von schön interpretierten polyfonen auf rhythmisch klar und präzise gestaltete homofone Passagen. Das mit Sängern aus allen Altersgruppen besetzte Ensemble erwies sich als stimmlich ausgewogen und klangvoll. Ein Eindruck, der sich im gesamten Konzertabend erfreulich fortsetzte. Auch bei Knut Nystedts (1915-2014) „Three Motets“, von denen man die erste und zweite ausgesucht hatte. In diesem kurzen Stück entlockte Bernhard Hassler seinem Chor auch das Talent für Musik des 20. Jahrhunderts. Hier mündeten spannende Dissonanzen in einem ebenso klaren wie emotional ergreifenden harmonischen Abschluss. Gerne hätte man noch mehr gehört. Das Hauptwerk des Abends präsentierte romantische Musik. Auf dem Programm stand das „Oratorio de Noel, op. 12“ von Camille Saint-Saens (1835-1921). Beeindruckende Klangschönheit bewies das Werk auch bei diesem Konzert. Dabei bleibt die Musik zu in Kirchenlatein verfassten Texten aus dem Lukas-Evangelium und alttestamentarischen Psalmen erstaunlich schlicht und verzichtet auf jede Art von Theatralik. Bezirkskantor Maurice Croissant an der Orgel und Streicher der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern eröffneten mit dem zarten Prélude, bevor Chor und Solisten ihren Einsatz hatten. Dabei stellten sich zu Beginn vier der fünf Solisten zusammen mit dem engagiert singenden Hassler-Chor vor. Die Altistin Judith Ritter mit ihrer einnehmenden Stimme und Tenor Daniel Schreiber machten den Anfang. Die Sopranistin Sonja Doniat übernahm schön die Rolle der verkündenden Engel. Und Bariton Philip Niederberger antwortete mit seiner kraftvollen, klar geführten Stimme. Im anschließenden Jubelgesang „Ehre sei Gott in der Höhe“ folgte mit Chorgesang und den präzise und einfühlsam spielenden Streichern der Abschluss der Textpassage aus dem Lukas-Evangelium. Im Anschluss hatte auch Mezzosopranistin Sandra Stahlheber ihren schön gesungenen Einsatz mit der Arie „Expectans expectavi Dominum“, begleitet von Orchester und Orgel. Klangvoll der Wechselgesang vom Daniel Schreiber und sanftem, leisen Klang des Frauenchors. Einer der Höhepunkte des Abends war das Duett von Sonja Doniat und Philip Niederberger. Hier hatte auch Sabrina von Lüdingshausen an der Harfe ihren virtuosen Einsatz. Sie hatte man zuvor mit einer kurzen romantischen Fantasie als Solistin gehört, die das Publikum mit viel Applaus bedachte. Dirigent Bernhard Haßler hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Gleich, ob im Trio, im Quartett oder als Fünfer-Gruppe, die Solisten des Konzerts konnten durchweg überzeugen. Ebenso der eindrucksvoll stimmsichere und klangstarke Chor, dessen Engagement und Begeisterung in jeder Phase des Abends hörbar waren. Dazu das professionelle Spiel der Streicher und natürlich der perfekte Einsatz des unermüdlichen Bezirkskantors. Er stellte sich als gewohnt einfühlsamer Begleiter heraus, der sein mächtiges Instrument meist eher zähmen musste. Am Ende stehender Applaus für ein Neujahrskonzert ganz ohne Walzerklänge.