Pirmasens Hart und herzlich

„Double Crush Syndrome“ mit (v.li.) Markus Herzog, Andy Brings und Slick Prolidol beim „Sicking High Rock“.
»Double Crush Syndrome« mit (v.li.) Markus Herzog, Andy Brings und Slick Prolidol beim »Sicking High Rock«.

Als die Blaskapelle „Rock Meets Brass“ am frühen Nachmittag das Festival „Sicking High Rock“ eröffnet, ist das idyllische Gelände des Musikverein „Laetitia“ Weselberg schon gut besucht. Und die jungen Musiker erhalten viel Beifall für ihre knapp halbstündige Interpretation von diversen Rockklassikern im Blechgewand. Danach kommt „Bad Butler“ aus Saarbrücken auf die Bühne und serviert seinen melodischen Heavy-Metal. Dabei spielt die Band ihr komplette Debütalbum „Not Bad At All“. Insbesondere der Song „Burning World“, das offensichtlich von „Metallica“ beeinflusste „Nameless Thing“ und der brandneue Song „Black Church“ wurden vom Publikum heftig bejubelt. Das Quartett „Licence“ aus Ludwigsburg um die Sängerin Jacky Thiess mit ihrer knarzigen Stimme hat sich dem Heavy-Rock verschrieben. Und natürlich spielt auch diese Band einige eigene Songs des erst im August erscheinenden zweiten Albums „Never Too Old To Rock“. Auch diese Band kommt recht gut an, doch das relativ gleichförmige Songmaterial könnte durchaus etwas mehr Abwechslung vertragen. „Junkyard Drive“ aus Dänemark entpuppt sich mit als heimlicher Headliner des Festivals. In bestechender Form, mit dem überragenden Frontmann und Sänger Kristian Johansen und Hardrock-Hits am Fließband spielt sich das Quintett in einen wahren Rausch, der erst nach einer frenetisch geforderten Zugabe und einem Ausflug des Gitarrentandems Emil Birkmose und Benjamin Høyer ins Publikum ein Ende findet. Die sechs Traditions-Metaller von „Emerald“ aus der Schweiz geben im Anschluss zwar alles, können die Qualität der Dänen aber nicht erreichen. Rein instrumental gibt es zwar kaum etwas auszusetzen, aber der lediglich ordentlich singende Mace Mitchell kommt einfach zu brav rüber und hat leider nur wenig Ausstrahlung für eine Band die Vorbildern wie „Judas Priest“, den „Pretty Maids“ und „Iron Maiden“ nacheifert. Nur die Zugabe „Wasted Years“ von „Iron Maiden“ lockt den Großteil der Besucher aus der Reserve. Die größte Überraschung ist die Formation „Stop Stop“. In der internationalen Hardrock-Szene sind die gebürtigen Spanier noch ein recht unbeschriebenes Blatt, auf der Bühne entpuppen sich Sänger und Bassist Jacob A.M., Gitarrist und Sänger Vega sowie Danny Spasov an den Drums als in goldene Anzüge gekleidete Paradiesvögel und wahre Energiebündel. Die unbändige Bewegungs- und Spielfreude übertüncht das zuweilen etwas flache Songwriting. Einzig der kleine Hit „Living A Lie“ und das galoppierende „The Last Call“ überzeugen. Hier muss das Trio noch an sich arbeiten, denn ansonsten bleiben die großen Vorbilder „Mötley Crüe“ und „Twisted Sister“ unerreichbar. Wie zuvor schon „Junkyard Drive“ stürmen „Stop Stop“ urplötzlich von der Bühne, um einen kompletten Song inmitten der Zuschauer zu spielen. Das ist ein Heidenspaß, sorgt für mächtig Stimmung und Beifall. „Double Crush Syndrome“ („D.C.S.“) aus dem Ruhrpott hat schon vor zwei Jahren mit einem grandiosen Auftritt für prächtige Laune gesorgt und so war es nur logisch, die Truppe um den Sänger und Gitarristen Andy Brings diesmal als Hauptband zu buchen. In Slick Prolidol (Bass und Gesang) sowie dem Schlagzeuger Markus Herzog hat der Bandchef exakt die richtigen Partner an seiner Seite. Songs wie „I Don’t Like You“, „Refuse To Kick Ass“ oder „Die For Rock’n’Roll“ bringen die Festivalbesucher mächtig in Fahrt. Stilistisch geht „D.C.S.“ als eine Mixtur aus „Ramones“, „Kiss“ und „Mötörhead“ durch. Die Zugaben „Riot Act“, „Tonight“ und ein Medley aus den Klassikern „Breaking The Law“ und „Ace Of Spades“ beendet schließlich unter tosendem Applaus und lautem Gejohle des diesjährige „Sicking High Rock“ standesgemäß.

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