Pirmasens Gästeführer machen an elf Terminen Stadtgeschichte erlebbar

Nicht nur Frankfurt und München haben einen sogenannten Kopfbahnhof. Die Pirmasenser Eisenbahn-Geschichte steht bei der Führung
Nicht nur Frankfurt und München haben einen sogenannten Kopfbahnhof. Die Pirmasenser Eisenbahn-Geschichte steht bei der Führung »Mit Volldampf voraus!?« im Mittelpunkt.

Die wechselvolle Geschichte von Pirmasens bewegt Touristen wie Bewohner der Stadt gleichermaßen. Im vergangenen Jahr haben 305 Interessierte an den offenen Gästeführungen teilgenommen.

Stadtarchivarin Heike Wittmer hat zusammen mit ihren Mitarbeitern Norman Salzmann und Peter Felber in enger Abstimmung mit den 16 Gästeführern auch für 2023 wieder ein abwechslungsreiches Programm konzeptioniert. Zwischen Februar und November werden elf Termine zu unterschiedlichen Themenkomplexen angeboten, darunter zahlreiche Premieren.

Zum Auftakt heißt es am 4. Februar „Vor den Toren der Stadt“. Per Omnibus geht es für die Teilnehmer auf die Ruhbank und in die beiden Ortsbezirke Erlenbrunn und Niedersimten. Heutige Stadtteile, darunter die Ruhbank, entstanden nach der Landgrafenzeit. Viele interessante Details, darunter der keltische Ursprung des Namens Simten, erwartet die Gäste der Bustour.

Schönes Aussichten und Volldampf

Schöne Aussichten verspricht die Stadtführung „Belle Vue“ am 4. März. Gabriele Großlaub und Ingrid Huber nehmen die Teilnehmer mit auf eine Entdeckungstour. Pirmasens, mit dem Horeb als höchster Erhebung, hat manche Ausblicke zu bieten, die bei einem Spaziergang erkundet werden. Neben den Aussichtspunkten stehen auch Stationen mit Aspekten der (Stadt-) Gründerzeit auf dem Programm.

„Mit Volldampf voraus!“ heißt es am 1. April. Gästeführer Herbert Pfeffer begleitet die Teilnehmer auf eine Reise durch die bewegte Geschichte des Pirmasenser Hauptbahnhofs. Sie nimmt in der späten Gründerzeit ihren Lauf, als durch die steigende Zahl von Reisenden und Pendlern auch ein entsprechend großes und repräsentatives Bahnhofsgebäude errichtet wurde. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde vor 70 Jahren das inzwischen dritte Bahnhofsgebäude in Betrieb genommen. Damals gab es noch einen Schalter, an dem Reisende Auskünfte erhielten und Zug-Billette kaufen konnten. In der modernen Zeit angekommen, hat die Stadt Pirmasens das Gebäude gekauft, aufwendig renoviert und das Umfeld attraktiv gestaltet. Heute haben dort verschiedene Vereine eine neue Heimat gefunden. Herbert Pfeffer berichtet den Teilnehmern über die Infrastruktureinrichtung, die eng mit der Entwicklung der Bahntrasse zur Biebermühle verbunden ist.

Husterhöhe und Stadtmauer

Am 6. Mai rückt die Husterhöhe in den Mittelpunkt der offenen Gästeführung. Auf dem Areal der ehemaligen US-Kaserne sind heute mehr als 100 Firmen angesiedelt, die rund 2500 Menschen beschäftigen. Unter dem Titel „Husterhöhe, einst und jetzt“ nimmt die städtische Gästeführerin Christel Glaser die Teilnehmer mit auf eine Zeitreise, deren Bogen sich vom Bau der Kasernenanlage in den 1930er Jahren über die Zeit der US-Streitkräfte und die anschließende Konversion bis hin zu den neueren wirtschaftlichen und baulichen Entwicklungen spannt.

„Flüchten zwecklos“ heißt es am 3. Juni, wenn die Geschichte der ehemalige Stadtmauer beleuchtet wird – übrigens vom Nachwuchs-Team der Gästeführer. 1762 innerhalb von nur fünf Monaten erbaut, sollte die fast 3000 Meter lange und vier Meter hohe Mauer das vermehrte Desertieren der Pirmasenser Soldaten, viele davon zwangsrekrutiert, verhindern. Ausgehend vom Dr.-Robert-Schelp-Platz erkunden die Teilnehmer auf einer knapp zwei Kilometer langen Tour den Verlauf der Befestigungsanlage und erfahren Wissenswertes zur Entwicklung vom Dorf zur Stadt. Der Rundgang klingt im historischen Häusel am Blocksberg bei Kaffee und Kuchen aus. Dort erhalten Interessierte Einblicke in die Lebensverhältnisse um 1900.

Plätze und Winzler Viertel

Im Juli erzählt Helga Knerr „Pirmasenser Platzgeschichte(n)“. An kaum einem anderen Ort wird die Geschichte der Stadt sichtbarer als an den zahlreichen Plätzen - sowohl was die historischen Ereignisse angeht, als auch was die baulichen Veränderungen betrifft. Helga Knerr nimmt die Teilnehmer mit auf einen gut zweistündigen Spaziergang. Die Geschichte der Plätze erzählt die Geschichte von Pirmasens und seiner Bewohner.

Die offene Gästeführung am 5. August ist dem größten Stadtquartier gewidmet. „Geschichte und Geschichten rund um das Winzler Viertel“ erzählt Wolfgang Brendel. Ausgehend vom Walter-Slodki-Platz am Winzler Tor erkunden die Teilnehmer den südlichen Teil des traditionsreichen Arbeiterquartiers, unter anderem ehemalige Schuhfabriken.

Kunst steht nicht nur im Museum – man findet sie auf Friedhöfen, an Straßenkreuzungen, in Parks und auf Plätzen, in Foyers und an Fassaden. Am 2. September hat Gästeführer Lothar Leiner sprichwörtlich „Kunst im Blick“. Das Thema Kunst im öffentlichen Raum hat in Pirmasens eine lange Tradition und genießt einen hohen Stellenwert.

Friedhof im Doppelpack

Der Alte Friedhof ist die grüne Insel im Herzen von Pirmasens. Unter dem Titel „In Stein gemeißelt“ nimmt Moritz Weber am 7. Oktober die Teilnehmer mit auf einen Spaziergang durch den sechs Hektar großen Park. Neben dessen Entstehungsgeschichte stehen bei dem Rundgang die Einteilung der Grabfelder, die späteren Erweiterungen sowie die besonderen Grabdenkmale im Mittelpunkt.

Weiter geht es am 21. Oktober mit „Schönen Monumenten und spannenden Geschichten“ auf dem Waldfriedhof. Moritz Weber beleuchtet unter anderem die Architektur der bedeutenden Kulturstätte, die Oberbaurat Adalbert Meyer erarbeitet hat. Ironie des Schicksals: Er war 1924 auch der erste Bürger, der auf dem Areal vor den Toren der Stadt bestattet wurde.

Gedenken an NS-Opfer

Den Jahresreigen beschließt am 4. November die Führung „Stilles Gedenken“. Im Mittelpunkt steht das Pirmasenser Gedenkprojekt. Mit einer Stele wurde 2014 auf der Esplanade am Bahnhof eine zentrale Gedenkstätte geschaffen, die an die Verfolgten der NS-Zeit erinnert. Inzwischen wurden mehr als 40 Tafeln zumeist an Wohn- und Geschäftshäusern angebracht, die auf deren Schicksale hinweisen. Michael Gaubatz nimmt die Teilnehmer mit auf einen Spaziergang auf dem Gedenkweg durch die Innenstadt.

Info

Beginn aller Führungen ist jeweils um 14.30 Uhr. Die Touren dauern in der Regel rund 90 Minuten. Die Angebote „Flüchten zwecklos“ und „Pirmasenser Platzgeschichten“ sind mit zwei Stunden veranschlagt. Erwachsene zahlen für die Teilnahme pro Person fünf Euro; Kinder (bis 14 Jahre) sind frei. Abweichende Preise gelten bei der Bustour in die Ortsbezirke. Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich. Weitere Auskünfte erteilt das Stadtarchiv unter der Telefonnummer 06331 842299. rhp

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