Pirmasens Forst rückt aufdringlichen Buchen zu Leibe

Hat ein Baum vier weiße Punkte, ist er für die nächsten Jahrzehnte vor der Säge sicher. Der Förster markiert Zielbäume, die beso
Hat ein Baum vier weiße Punkte, ist er für die nächsten Jahrzehnte vor der Säge sicher. Der Förster markiert Zielbäume, die besonders geschützt werden.

Das Forstamt Westrich schlägt im Pirmasenser Stadtwald deutlich weniger Holz ein, als möglich wäre, ohne die Nachhaltigkeitsziele zu gefährden. Das wird auch so bleiben, auch wenn für das laufende Jahr fünf größere Fällaktionen geplant sind. Daran ändert auch die hohe Brennholznachfrage nichts.

Es ist das erste Mal, dass der Forst zu Jahresbeginn über die geplanten Durchforstungen und Verkehrssicherungen informierte. Bürgermeister Michael Maas begründet das mit den vielen Beschwerden bei den jüngsten Forstaktionen in der Zeppelin- und Buchsweiler Straße. Um die Bürger im Vorfeld zu informieren, bat er Forstamtsleiter Florian Kemkes um eine Auflistung der größeren Maßnahmen in diesem Jahr. Die Pirmasenser seien in puncto Baumfällungen sensibler geworden, dem müsse Rechnung getragen werden, so Maas.

Auf jeden Fall schlage der Forst im Stadtwald nicht übermäßig Holz ein, versicherte Kemkes und verweist auf den Zehnjahresplan, den jedes Forstamt habe. Der Plan schreibt fest, wie viel Holz pro Jahr eingeschlagen werden darf, um den jährlichen Zuwachs nicht zu überschreiten. Weil im Schnitt sieben Festmeter pro Hektar im Jahr nachwachsen, wegen der Nachhaltigkeitsziele aber nur 4,5 Festmeter eingeschlagen werden dürfen, gibt es auf jeden Fall einen Zuwachs im Stadtwald. Das trifft besonders auf den laufenden Zehnjahresplan zu. Hier wären pro Jahr rund 2000 Festmeter Einschlag auf den 435 Hektar Stadtwald erlaubt. In den vergangenen sechs Jahren wurden jedoch nur 5500 Festmeter entnommen, obwohl 12.000 Festmeter möglich gewesen wären, rechnete Kemkes vor.

Kein Sonderhieb für Brennholz

Im laufenden Jahr will der Forst rund 650 Festmeter einschlagen. Einen Sonderhieb, wie er beispielsweise im Hauensteiner Forst wegen der hohen Brennholznachfrage vollzogen wird, werde es in Pirmasens nicht geben. „Der Wald soll sich entwickeln und stabil werden. Wir gucken nicht, was wir alles rausholen können“, meinte Kemkes und betonte, dass nur gemacht werde, was waldbaulich sinnvoll sei.

Und hier steht in Pirmasens die Wandlung zum klimastabilen Wald im Vordergrund. Beispielsweise im Hochwald zwischen Gersbach und Windsberg. Hier sollen 3,5 Hektar Mischwald so durchforstet werden, dass die Buche nicht zu stark wird. Buchen bedrängten wegen ihres stärkeren Wuchses zu stark die Eichen, erläutert Kemkes. Der Hochwald sei mit einer guten Mischung aus Eichen, Buchen, Lärchen und wenigen Fichten gut aufgestellt und soll es auch bleiben. Ohne einen Eingriff des Försters würden dort langfristig nur noch Buchen zu finden sein. Die zu schützenden Zielbäume wurden deshalb mit je vier weißen Punkten versehen.

Platz schaffen für Neues

Das gleiche gilt für eine weitere Fläche, die als Sommerkopf bezeichnet wird. Auch dort würden die Eichen von den Buchen zu arg bedrängt. Im so genannten Sommerwald unterhalb von Hengsberg hingegen seien es Kastanien, die vor längerer Zeit dort gepflanzt wurden und etwas Pflege brauchen. „Hier müssen wir nachlichten, um den Jungbäumen zu helfen“, begründete Kemkes den dortigen Einschlag.

Eine größere Menge Holz wird bei Niedersimten in der Gemarkung „Am alten Schloss“ anfallen. Hier soll die Fichtenmonokultur stark gelichtet werden, um Platz für neu zu pflanzende Linden, Weißtannen und Buchen zu schaffen.

Mögliches Projekt mit Schülern

Neben den Pflegemaßnahmen und größeren Einschlägen ist an der Kreisstraße 6 bei Windsberg eine aufwändigere Verkehrssicherung erforderlich. Es sollen jedoch nur Einzelbäume entfernt werden, die abgestorben sind oder deren Äste abzubrechen drohen. Ähnliches könnte im Fahrschen Wald in der Stadt nötig sein. Dort hatte der Forst im vergangenen Jahr einige Bäume entfernt, die Spaziergänger und das nahe gelegene Hugo-Ball-Gymnasium gefährden könnten. Das muss eventuell dieses Jahr wiederholt werden, so Kemkes.

Junge Eichen will der Forst nach Möglichkeit zusammen mit Schulen oder Freiwilligen von Sportvereinen im Bereich Hochwald schützen. Die Schüler könnten beim Bau von Hordengattern helfen. Darunter sind einfache, aus Holz zusammengenagelte Zäune zu verstehen, die Rehe davon abhalten, die jungen Eichen kahl zu fressen. Von den Eichen verspricht sich Kemkes viel für die Klimastabilität des Waldes, da diese Baumart recht gut mit trocknen Zeiten zurecht kommen dürfte. Ganz im Gegensatz zu Fichten oder neuerdings auch Buchen.

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