Pirmasens Falken-Kinderstube im Kirchturm

Vier junge Turmfalken allein zu Haus ganz oben im Turm von St. Anton.
Vier junge Turmfalken allein zu Haus ganz oben im Turm von St. Anton.

Zwei Turmfalken-Nester beherbergt die Kirche St. Anton – und das schon seit einigen Jahren. Hoch über der Stadt wachsen dort gerade einmal vier und einmal fünf Jungvögel auf. Ob sie es alle schaffen? 2022 ist kein gutes Mäusejahr.

Turmfalken sind faul. Zwar nicht so faul wie ein Kuckuck, der die Aufzucht seines Nachwuchses anderen überlässt, aber doch so faul, dass Nestbau für ihn kein Thema ist. So bezieht er gerne Felsspalten, alte Elstern- oder Krähennester oder schaut sich um, ob nicht der Mensch irgendwo eine angemessene Behausung für ihn eingerichtet hat. Und er hat – ganz oben im Turm der Kirche St. Anton.

Vor etwa 15 Jahren ist der damalige Pfarrer Mach auf die Idee gekommen, nachdem er immer wieder ein paar Turmfalken um die Kirche kreisen sah, erinnert sich Vlado Bilic, der Hausmeister der Kirche. Und so wurde ganz oben im Turm eine kleine Fensterscheibe entfernt und ein Kasten dahinter angebracht – fertig war der Nistplatz. Und weil der auch sogleich von Turmfalken angenommen wurde, kam ein paar Jahre später ein zweiter Nistkasten am zweiten, etwas niedrigeren Turm hinzu. Auch der fand umgehend Interessenten in der Pirmasenser Turmfalken-Gemeinde. Und wie Vlado Bilic weiß, hat mittlerweile auch ein Nest in St. Pirmin diese gefiederten Bewohner.

Fünf Jungvögel beherbergt das Nest ganz oben im Turm von St. Anton, vier das andere. Das entspricht auch der durchschnittlichen Jungtierzahl, weiß Uwe Groh, Vorsitzender der Pollichia in Pirmasens und Mitglied der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Westpfalz. Ob die jungen Tiere letztlich auch alle überleben, sei jedoch fraglich. Insbesondere, so Groh, weil 2022 für die Vögel „kein gutes Mäusejahr“ ist. Und Turmfalken sind nun mal Mäusejäger, für größere Tiere wie Tauben sind sie zu schwach. Bilic allerdings hat festgestellt, dass sich, seit die Turmfalken in St. Anton leben, die Tauben, von denen es hier einst wimmelte, verzogen haben, oder, wie er mutmaßt, vielleicht doch von den Falken verspeist wurden. Zwei Fenster neben dem Nest jedenfalls finden sich die Reste lukullischer Mahlzeiten der Falken – Federn, Knochen und undefinierbare tierische Überbleibsel. Ein „Rupfplatz“, erklärt Groh. Damit die „Sauerei im Nest nicht zu groß wird und Parasiten anzieht“.

Junge Turmfalken beim Sightseeing auf Pirmasens.
Junge Turmfalken beim Sightseeing auf Pirmasens.
Durch eine kleine Öffnung am hinteren Teil des Nistkastens kann Vlado Bilic die Vögel beobachten, ohne sie zu stören.
Durch eine kleine Öffnung am hinteren Teil des Nistkastens kann Vlado Bilic die Vögel beobachten, ohne sie zu stören.
x