Pirmasens „Es kommt von innen“

Volker Christ
Volker Christ

Am Muttertag, Sonntag, 14. Mai, wird der Junge Kammerchor des Immanuel-Kant-Gymnasiums unter der Leitung von Volker Christ das Magnificat des norwegischen Komponisten Kim André Arnesen ab 18 Uhr in der Johanneskirche Pirmasens aufführen. Der Eintritt kostet zehn Euro. Unser Mitarbeiter Fred G. Schütz unterhielt sich mit Volker Christ über die musikalischen Herausforderungen des siebenteiligen Werkes und die biblische Botschaft des Magnificats.

Was lässt sich zu dem Werk sagen, das Sie am Sonntag aufführen?

Es handelt sich um das Magnificat des 1980 geborenen norwegischen Komponisten Kim André Arnesen. Das Stück selbst wurde 2010 geschrieben als Auftragswerk für einen Chor in Norwegen. Also erneut ein ganz aktuelles Stück. Kann man hier wieder von einer Uraufführung in Deutschland sprechen, so wie schon häufiger bei Konzerten des Kant-Chores? Uraufführung sicher nicht, aber vielleicht deutsche Erstaufführung. Der Verlag sitzt in Amerika und wie immer haben wir uns die Noten digital besorgt, das ist beträchtlich günstiger als wenn man die Partitur in Papier bestellen würde, da würde allein der Versand für die 40 Notenhefte 200 Euro kosten. Das Stück ist für gemischten Chor geschrieben, vier- bis fünfstimmig. Die Geschichte geht auf das Lukas-Evangelium zurück, als der Erzengel Gabriel Maria verkündet, dass sie Gottes Sohn gebären wird. Die Solopartien im Sopran wird Steffi Sieber-Christ singen. Sie war ja auch bei den Chilcott-Stücken dabei. Welche Klassenstufen sind dieses Mal beteiligt? Da es sich um den Kammerchor handelt, der 30 Mitglieder hat, sind es die Klassen acht bis zwölf, zusätzlich einige Ehemalige und auch einige Kollegen. Außerdem sind auch Instrumente dabei. Die Orgel spielt Bezirkskantor Maurice Croissant, Klavier wird dabei sein und ein Streichorchester. Wer da spielen wird, steht noch nicht fest, aber es gibt ein sehr schönes Geigen- und ein sehr schönes Cello-Solo. Ein bisschen geholfen hat mir auch meine Kollegin Katharina Lorenz, die am Kant Referendariat gemacht hat und jetzt in Kaiserslautern am Franziskus-Gymnasium arbeitet. Da sind vier Musiklehrerinnen, die Geige Hauptfach hatten. Sind das dann alles professionelle Musiker im Orchester? Ja, das muss auch laufen, da wir nicht das Budget für mehrere Proben haben. Es wird also eine Orchester- und eine Durchlaufprobe mit allen Beteiligten geben. Das ganze Stück ist vergleichsweise kurz, dauert nur 40 Minuten. Die Musik stammt von einem Norweger. Da hat man doch gleich die Assoziation „schwermütig“. Trifft das auf das Magnificat zu? Es ist tatsächlich sehr melancholisch und traurig, sehr emotional. Aber eigentlich ist Magnificat ein Jubelruf, etwas Großartiges passiert, da wird Freude und Dankbarkeit ausgedrückt. Im Vorwort der Partitur heißt es, „das Magnificat ist ein Lobgesang über eines der größten Wunder in der Bibel. Der Engel Gabriel besucht Maria mit der Botschaft, dass sie die Mutter des Sohnes Gottes sei. In meinem Werk habe ich versucht auszudrücken, wie sich eine junge, arme Frau gefühlt haben muss, wenn sie so eine Nachricht erhält. Verwunderung, Dankbarkeit, Demut, Freude, Hoffnung, Mitgefühl. Gott hatte ein Herz für die Armen. Und weil Gott eine arme Frau als Mutter des Sohnes Gottes aussuchte, dann sagt das etwas über seine Sicht auf die Welt. Mein Magnificat ist deshalb ein Gebet für die Kranken, die Armen, eine Musik über Hilfe und Hoffnung für die, die sich abmühen.“ Das erklärt dann auch, warum das Stück sehr getragen ist. Es kommt wirklich von innen heraus, sehr intensiv. Lag da die Herausforderung weniger in musikalischen Komplikationen, als darin, den Ausdruck zu treffen? Ganz genau. Ausdruck, lange Bögen, langsame Tempi, Flächen aufbauen. Das ist etwas anderes, als wir sonst machen, und es ist schwer. Es ist ein sehr anspruchsvolles Stück obwohl gar nicht viele Töne vorkommen. Die Kant-Chöre zeichnen sich ja stets durch ihre besondere Geschlossenheit aus. Ist die hier besonders gefordert? Ja, es geht darum, dass es trägt, dass es nicht zerbröselt, das ist das Schwierige dabei und daran arbeiten wir jetzt. Haben Sie wieder ein Probenwochenende gehabt? Ja, in der Wappenschmiede in Waldfischbach. Das ist unbedingt notwendig. Das schweißt die Sache sehr zusammen. Da kann man sich dann darauf verlassen, dass es auch Wochen später noch sitzt. Sie sind Ihrer Linie treu geblieben, Kompositionen von zeitgenössischen Komponisten aufzuführen… Sagen wir mal so: Ich möchte meinen Chören immer etwas anbieten, was man sonst nicht so singt. Dieses Stück ist einfach nur Wohlklang. Ich gehe gerne auch mit Blick auf das Publikum das Wagnis ein, dass das auf keinen Fall enttäuscht wird. Genauso meine Sänger. Meine Sänger würden nicht singen, was ihnen nicht gefällt. Die würden einfach nicht mehr kommen. Ich muss also immer etwas finden, was sie anspricht. Das Werk ist zwar dem Wesen nach klassisch, es gibt aber auch mal einen pop-angehauchten Fünfviertel-Takt und es ist schlicht Seelenbalsam. Warum sollte man das Konzert auf keinen Fall versäumen? Weil es ein besonders emotionales Stück ist, fast meditativ, und weil es von einem jungen enthusiastischen Chor gesungen wird.

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