Pirmasens Erinnerungen an den Großvater
Die Alte Post in Pirmasens hat nach einer fast einjährigen Vakanz wieder eine Kuratorin, die 37-jährige Kunsthistorikerin Cecile Prinz aus Leonberg, die zuletzt in Stendal gearbeitet hat. Über Pirmasens und ihren neuen Arbeitsplatz sprach sie mit unserem Redakteur Christian Hanelt.
Pirmasens war mir aus meiner Kindheit als Schuhstadt bekannt. Daneben ist mein Großvater in Elsass-Lothringen aufgewachsen, bevor es seine Familie nach Norddeutschland zog. Und die Region um Pirmasens und Pirmasens selbst gehörten wohl zu seiner näheren Umgebung. Meine ganze Familie freut sich auf einen Besuch in Pirmasens und damit meinen neuen Lebensraum und den früheren Lebensraum meines Großvaters besser kennenzulernen. Sind Sie informiert über die Arbeit Ihres Vorgängers? Ich habe die Arbeit von Jörg Meißner im Forum Alte Post kennengelernt. Die Präsentation der Sammlung „Heinrich Bürkel - Landpartie“ ist eine hervorragende Arbeit. Die künstlerischen Entwicklungsschritte in Heinrich Bürkels Werk hat er mit viel Liebe für das Detail und mit sehr viel Gespür für das Wesentliche herausgearbeitet. Die Atmosphäre, die er im Ausstellungsraum für Bürkel aufgebaut hat, ist sehr harmonisch, wirkt leicht und lädt auf einen Ausflug in das Werk Bürkels ein. Darüber hinaus ist der von Pirmasenser Kindern gestaltete Audio-Guide ein weiteres Sahne-Bonbon in der Ausstellung. Die Fragen der Kinder an den Künstler überraschen, machen neugierig, informieren und sind unterhaltsam. Wie schätzen Sie das Potenzial der Alten Post ein? Was lässt sich hier machen, was nicht? Das Forum Alte Post bietet neben dem Platz für Dauerausstellungen und Wechselausstellungen auch Raum für Veranstaltungen für alle Altersgruppen. Gleichzeitig kann man bei einem leckeren Cappuccino bei Frau Hensel im Empfangsbereich entspannen und die tolle Auswahl an Büchern zu Kunstepochen und Ausstellungen des Hauses durchgehen. Daneben steht der Elisabeth-Hoffmann-Saal für kulturelle Veranstaltungen bereit. Dieser Saal lässt sich auch für private Veranstaltungen mieten. Welche Erfahrungen bringen Sie für die Tätigkeit als Kuratorin mit? Als Bankkauffrau und freiberufliche Projektmanagerin für Projekte im Bereich Kultur, Soziales und Kunst habe ich sehr gute Kenntnisse in der kaufmännischen Leitung. Die Konzeption von Ausstellungen, sprich der Weg von der Entwicklung eines Ausstellungsthemas über die Finanzierung und hin zum Aufbau, habe ich in den letzten Jahren für verschiedene Ausstellungsprojekte übernommen. Das ist meine große Leidenschaft. Dazu gehörte auch die Jubiläumsausstellung des Altmärkischen Museums. Dieses städtische Museum ist 125 Jahre alt geworden und die Leiterin und ich haben 125 Objekte aus der 850-jährigen Geschichte der Altmärker ausgesucht und diese präsentiert. Außerdem habe ich ein Ausstellungs- und Begegnungszentrum aufgebaut, das eine Art Forum ist. Es besteht aus einem Wechselausstellungsbereich, einer Bibliothek und einem Aufenthaltsraum in der Atmosphäre des 18. Jahrhunderts. Dort kann man einen Leseapparat zur jeweiligen Ausstellung studieren, Vorträge von Künstlern zum Werkschaffen hören und sich mit anderen Kunstinteressierten austauschen. Auch konnte dieses Jahr meine Idee, Kunstwerke Epochen zuordnen zu lernen umgesetzt werden. Als richtiges Erfolgsmodell hat sich dort der Kurs Autogenes Training vor Bildbetrachtung entwickelt. Das war ein Wagnis, an dessen Erfolg nur wenige geglaubt hatten. Wo werden die Schwerpunkte Ihrer Arbeit in Pirmasens liegen? Kuratieren von Ausstellungen, also die konzeptionelle Ausarbeitung von Dauer- und Wechselausstellungen. Dazu gehört auch die Konzeption von museumspädagogischen Inhalten, wie beispielsweise für Heinrich Bürkel oder auch Kuratorführungen. Haben Sie bereits konkrete Ideen für Ausstellungen? Die ersten Ausstellungen für 2016 wurden bereits von Herrn Schlicher vorbereitet. Ich werde diese im Forum Alte Post umsetzen. Für weiteres muss ich mich zunächst einarbeiten. Inwieweit sind Sie mit Galerien und Künstlern vernetzt? Mein Netzwerk erstreckt sich von Berliner Künstlern wie Megumi Fukuda oder der Künstlerin Christa Sammler aus der DDR, über Kunsttherapeuten, die mit an Demenz erkrankten oder blinden Menschen arbeiten, über Kunst- und Museumspädagogen verschiedener Museen. Außerdem bestehen Verbindungen zu Institutionen wie der Hochschule der bildenden Künste Saar oder der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Auch Initiativen von Aborigines-Künstlern aus Australien bis hin zur Künstlerstadt Kalbe gehören zu meinem Netz. Kultur