Pirmasens Eine gute Mischung aus leichter Kost und anspruchsvollen Romanen

Ein literarischer Dauerbrenner in Kinderzimmern sind die Geschichten von Pippi Langstrumpf.
Ein literarischer Dauerbrenner in Kinderzimmern sind die Geschichten von Pippi Langstrumpf.

Buchdeckel auf, Kopfkino an und den Corona-Alltag vergessen: Lesen ist in Zeiten der Pandemie wichtiger denn je und Bücher zu einem unverzichtbaren Gut geworden, wie aktuelle Studien belegen. Nicht nur, dass die Menschen wieder mehr Zeit zum Lesen haben – sie suchen schlicht nach Ablenkung nach acht Monaten Krise. Die RHEINPFALZ hat sich umgehört, welche Art von Literatur derzeit besonders gefragt ist.

Die „neue Normalität“ im Zuge der Corona-Pandemie hat auch das Leseverhalten verändert. Während zu Beginn der Krise Albert Camus’ Roman-Klassiker „Die Pest“ eine Renaissance feierte und auch in Pirmasens, allein schon wegen der Signalwirkung des Titels, reißenden Absatz fand, suchen die Pirmasenser nun vorrangig nach Zerstreuung. „Leichte Kost in schweren Zeiten“ könnte das Motto lauten, wie hiesige Literaturexperten berichten. „Unsere Kunden lesen derzeit viel unbeschwerte Literatur – gute Unterhaltung, die mitunter auch spannend ist und bei der das Nachdenken nicht im Vordergrund steht“, sagt Andrea Schwarz, Filialleiterin der Thalia-Buchhandlung.

Während sich das Krimi-Genre schon seit Wochen wachsender Beliebtheit erfreut, sei brandaktuell auch der neue Psychothriller von Sebastian Fitzek gefragt. „Der Heimweg“ werde von Kritikern als Fitzeks „unheimlichstes Buch“ gehandelt und thematisiere auf der Metaebene das sensible Thema häusliche Gewalt.

Sachbücher zu Weihnachten

Wer es lieber etwas bunter und humorvoller möge, greife derzeit zum neuen Liebesroman der schottischen Autorin Mhairi McFarlane, die mit „Aller guten Dinge sind zwei“ kürzlich einen Hit in den Bestsellerlisten landete. Der Roman erschien Anfang des Monats als Taschenbuch. Beliebt ist, laut Schwarz, nach wie vor die Spiegel-Bestsellerliste, auf der aktuell der neue Fitzek auf Platz 1 rangiert.

In der Sparte „Hardcover Belletristik“ weiterhin zu finden, sei der neue Roman von Charlotte Link mit dem Titel „Ohne Schuld“, in dem eine Polizistin mehrere dubiose Kriminalfälle zu lösen hat oder auch der neue historische Roman von Ken Follett, der die Leser nach England im Jahr 997 entführt. „Weniger gelesen werden derzeit Sachbücher. Aber erfahrungsgemäß werden sie demnächst wieder gerne als Weihnachtspräsent verschenkt“, berichtet Schwarz weiter.

Festgestellt hat sie zudem, dass Eltern in dieser besonderen Zeit, in der sie mit ihren Kindern viel Zeit zu Hause verbringen, die Chance nutzen, gemeinsam zu lesen. Dementsprechend groß sei auch im aktuellen Teil-Lockdown die Nachfrage nach Kinder- und Jugendliteratur. „Gerne gekauft werden wieder die Klassiker von Erich Kästner oder auch Michael Ende. Die Geschichten rund um Astrid Lindgrens ,Pippi Langstrumpf’ waren ganz plötzlich auch wieder ein Thema und wurden gerne von den Großeltern verschenkt“, sagt die Filialleiterin der Thalia-Buchhandlung.

Kinder greifen zu Hörbüchern

Zu Beginn der Pandemie war die Pirmasenser Stadtbücherei eine der ersten Bibliotheken, die für fünf lange Wochen schließen musste. Leiterin Ulrike Weil berichtet davon, dass die Leute nach der Wiedereröffnung nur ganz zaghaft zu ihr in die Dankelbachsstraße gekommen sind. „Die Menschen waren sichtlich verunsichert, aber so langsam werden wieder mehr Bücher ausgeliehen“, so Weil.

Aktuell verleiht Weil und ihr Team nach eigenen Aussagen „eine gute Mischung aus leichter Kost und anspruchsvollen Romanen“, viele von ihnen seien auf der aktuellen Spiegel-Bestsellerliste zu finden. „Im Erwachsenenbereich kommen außerdem unsere Büchertische zu aktuellen Themen oder runden Geburtstagen von Autoren gut an. Zur US-Wahl vor wenigen Wochen hatten wir Literatur zum Thema Demokratie zusammengestellt, die uns unsere Leser förmlich aus den Händen riss“, so Weil weiter.

In der Kinderbibliothek im oberen Stockwerk der Stadtbücherei dürfen sich nach der aktuellen Hygieneverordnung nur sieben Kinder gleichzeitig aufhalten, deshalb entfallen nach wie vor bestimmte Aktionen, wie sonst etwa zum bundesweiten Vorlesetag. „Dennoch kommen auch Kinder mit ihren Eltern zu uns und schauen sich um. Im Kinder- und Jugendbereich wird aktuell vermehrt nach Hörbüchern gefragt, außerdem nutzen Eltern und Kinder fleißig unsere Streamingdienste“, erzählt die Leiterin der Stadtbücherei.

Ein Bestseller auch in Pirmasens: Sebastian Fitzeks „Der Heimweg“.
Ein Bestseller auch in Pirmasens: Sebastian Fitzeks »Der Heimweg«.
Das Lesen hat in Zeiten von Corona neue Freunde gefunden.
Das Lesen hat in Zeiten von Corona neue Freunde gefunden.
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