Pirmasens Ein prächtiger Kubus

Kulturdenkmäler: Die Villa in der Buchsweilerstraße 38, einst erbaut von einem Zweig der Pirmasenser Kaiser-Dynastie, ist ein Baudenkmal zum Vorzeigen, weil sie komplett original erhalten ist. Ihr Entwurf stammt aus der Feder des Pirmasenser Architekten Joseph Uhl, der auch die Pläne für die Neuffer Schuhfabrik, das Walhalla und die Sankt Anton Pfarrkirche gezeichnet hat.

Die schlichte, aber dennoch atemberaubende Villa steht seit 1982 unter Denkmalschutz. Der expressionistische Stil der Villa führe zwangsläufig zur „neuen Sachlichkeit“ des Bauhaus-Stils, begründete Eduard Finke von der Abteilung Allgemeine Denkmalpflege damals seine Entscheidung der Unterschutzstellung. Die Symmetrie der Straßenfassade mit dem gestuften Eingangsportal besteche ebenso wie die Anordnung der Fenster in klaren, bereits versachlichten Formen. Joseph Uhl habe mit seinen Bauten Architekturgeschichte geschrieben, meint der Experte. Sie hätten über die Grenzen des Pirmasenser Raumes hinaus stilprägende Funktion erlangt. Heute gehört die Villa Margrit und Bernd Diergarten. Und auch wenn sie nicht mehr darin wohnen, schwingt die Begeisterung in ihrer Stimme, wenn sie über den prächtigen Kubus reden. „Die Gleichmäßigkeit der Fassade ist einzigartig“, schwärmt Bernd Diergarten. Dem Liebhaber alter schöner Häuser gefallen die Arkaden der Rückansicht besonders gut, weil sie zusammen mit den Balkonkörpern eine so wunderbare Gleichmäßigkeit ausstrahlen. Eines der liebsten Details von Margrit Diergarten sind die Einbauschränke und Lampen, die zur Küche hinführen. Dieses Interieur strahle Original Dessauer Bauhaus aus. „Kein Wunder“, meint sie, denn Architekt Uhl sei Schüler von Bauhaus-Gründer Walter Gropius gewesen. Einfluss oder Zeitgeist? Die Meinung der Hausherrin ist unabhängig davon. „Für mich“, sagt sie, „ist es ein modernes Haus mit einem Anklang an vergangene Zeiten“. Was die Villa mit 360 Quadratmetern Wohnfläche neben dem ästhetischen Genuss auszeichnet, den sie dem Auge bietet, ist ihr außergewöhnlich guter Zustand. „Die Schiebetüren, die Flügeltüren und die Böden sind noch genau so wie sie früher waren“, erzählt Margrit Diergarten. Deswegen sei die Villa auch im Inneren unter Denkmalschutz gestellt. Die Bäder und die Heizung seien 2006 vor ihrem Einzug erneuert worden, ansonsten war kein Sanierungsbedarf. Die Zusammenarbeit mit Monika Pleyer von der Unteren Denkmalschutzbehörde war harmonisch. Dass die Diergartens das damals braune Eingangsportal in einem Blau-lila-Ton strichen, damit war sie einverstanden. Einziger Wermutstropfen war die Instandsetzung des 60 Meter langen Zauns, der das Anwesen von der Straße trennt. „Der war beim besten Willen nicht mehr haltbar“, erinnert sich Margrit Diergarten. Weil die Bauherren keinen Holzzaun wollten, den sie witterungsbedingt immer wieder hätten streichen müssen, suchten sie nach einer praktischen Variante. Sie entschieden sich für einen Zaun aus Kunststoff. „Er sieht aus wie der Holzzaun vorher“, sagt Margrit Diergarten, „nur dass er pflegeleicht ist“. Das Auge war auf keinen Fall beleidigt. Die Pirmasenser Denkmalbehörde reagierte schon darauf, denn sie hatte den Eigentümern den Kunststoffzaun nicht gestattet. Eine Strafe bekamen die Diergartens letztendlich nicht. Aber die Kosten für den Zaun, die durften sie nicht von der Steuer absetzen – wie es bei Kosten für die Instandhaltung denkmalgeschützter Häuser eigentlich üblich ist.

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