Pirmasens Ein Krimi mit auffällig langsamen Figuren: „Schnaps und Mord“

Martin Bähr ist Denkmalpfleger und Krimiautor.
Martin Bähr ist Denkmalpfleger und Krimiautor.

Es geht unerbittlich zu in dem aktuellen Roman von Martin Bähr, der in der Südpfalz spielt. Ein Schnapsbrenner wird brutal ermordet. In der gut besuchten Lesung im Carolinensaal am Montagabend hat der aus Pirmasens stammende Autor mit seinem Krimi „Schnaps und Mord“ den Zuhörern eine spannende Mischung aus Regionalgeschichte und Fiktion geliefert.

Historisches Material, originale Schauplätze – kombiniert mit einer fiktionalen Geschichte: Das sind die Zutaten der Romane von Martin Wenz alias Martin Bähr, in denen sein Münchner Kriminalrat Ludwig Moser ermittelt, ein Charakter, den er bis ins Detail entwickelt hat. Moser ist ein Beamter kurz vor der Pension, ein leidenschaftlicher Zigarrenraucher, der bei lukullischen Genüssen nicht Nein sagen kann. Gleichermaßen ist er leidenschaftlicher Kriminalist, immer mit der Annahme auf den Lippen: „Irgendetwas muss ich übersehen haben“.

Es sei das Kopfkino, das einem täglich begegne, das der Autor in seinen Romanen verarbeitet, wie Heike Wittmer vom Pirmasenser Stadtarchiv es formuliert. Sie hatte zu der Lesung eingeladen.

Ein typisches Dorf für die Gegend

Während der Autor mit Schlüsselpassagen, wie er sie nannte, in sein Werk einführte, zeigte er alte Fotografien von Bad Bergzabern und Landau, denn das sind die Schauplätze, zu denen er Moser diesmal schickt. Sogar die Scheune der Unglücksfamilie Damm aus dem Roman zeigte er, wobei Kirchweiler ein fiktiver Ort ist – zumindest in der Pfalz. Dennoch sei es ein typisches Dorf für die Gegend, wie Bähr erklärte, der als Architekt in der staatlichen Denkmalpflege tätig ist. Genau aus diesem Grund sind die Schauplätze im Buch, Bauernhöfe und Gebäude wie das Gasthaus Engel in Bad Bergzabern, in seinen historischen Romanen so detailreich beschrieben. Es geht ihm in „Schnaps und Mord“ eindeutig um die Haardt, auch wenn ein Ausflug in den Schwarzwald den Leser einmal in andere Gegenden führt. Aber die seien architektonisch ähnlich.

Bähr ist ein überraschend guter Vorleser. Einigen Passagen seines Buchs hauchte er am Montag mit wechselnden Stimmlagen Leben ein. Immer wieder unterbrach er die Lesung, um Infos zu ergänzen und Hinweise auf Historie und Schauplätze zu geben. So verdichtete er den Abend zu einem runden Ganzen.

Die Langsamkeit der Figuren

Das Überraschende an dem Buch ist die Langsamkeit, mit der sich die Menschen bewegen. Sie reisen mit dem Zug oder der Kutsche und gehen zu Fuß, auch eine Stunde lang, um ihr Ziel zu erreichen. Aber keiner beschwert sich, außer wenn’s mal regnet. Berührend ist die Wahl der Plätze, an denen Kriminalrat Moser mit vertrauten Menschen spricht. Das müssen mindestens Séparées sein oder auch mal Friedhöfe, damit er keine unerwünschten Zuhörer hat.

Der Autor stellt auch einen Bezug zum Alten Friedhof in Pirmasens her, weil der katholische Pfarrer und Bildhauer Bernhard Würschmitt (1788 bis 1853) auf dem Friedhof in Bad Bergzabern zahlreiche Grabsteine gehauen hat. Die sind seinem Kriminalrat Moser sofort aufgefallen, und von denen gebe es mindestens auch einen in Pirmasens. Dabei handele es sich um die Ludwig-Kiefer-Säule, deren Aufrichtung Bähr aus den Einnahmen seiner Buchreihe bezahlt habe, wie er am Montag berichtete. Auch weiterhin will er die Einnahmen aus dem Roman für den Alten Friedhof in Pirmasens verwenden. Wer am Montag nicht die Gelegenheit hatte, einen der Krimis zu erstehen, kann dies noch nachholen, denn die Buchhandlung Thalia in der Fußgängerzone hat ihn im Sortiment.

Demnächst geht’s nach Pirmasens

Martin Bähr kündigte bei der Lesung außerdem an, dass sein nächster Roman Kriminalrat Moser nach Pirmasens führen wird, nachdem dieser dort schon mal ermittelte – und zwar nach einem Explosionsunglück am 31. Januar 1888 bei Münchweiler. Darum geht’s nämlich in dem 2012 erschienenen Krimi „Moser und der Tote vom Tunnel“.

Lesezeichen

Martin Bähr: „Schnaps und Mord – Moser und der Hoflieferant“, historischer Kriminalroman, 248 Seiten, Landluftverlag Ranschbach, ISBN 9783982138428, Preis: 12,90 Euro.

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