Pirmasens Ein Fußball-Oberligist, der im Schnitt 13,5 Gegentore kassiert

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Hauenstein. Heute ist für den SC Hauenstein ein hoher Sieg Pflicht. Denn die Elf von Trainer Peter Rubeck spielt ab 15.30 Uhr in der Fußball-Oberliga bei Schlusslicht SpVgg Burgbrohl, das seit Wochen ein Debakel nach dem anderen erlebt. Die Rheinländer, bereits nach der Vorrunde auf dem letzten Tabellenplatz, haben in der Winterpause fast ihre gesamte Mannschaft verloren.

Für Rubeck ist es wichtig, die Begegnung im Rhodiusstadion seriös und konzentriert anzugehen und nicht bereits im Vorfeld über die Anzahl der Tore zu sprechen. „Angst vor Burgbrohl müssen wir sicher nicht haben. Aber es besteht auch kein Grund zur Überheblichkeit. Es geht vorrangig nur darum zu gewinnen. Der Rest ergibt sich“, betont Rubeck, der auf ein frühes Tor seiner Mannschaft hofft. Das alles habe er seinem Team bereits erklärt und werde es bis zum Anpfiff auch noch einige Male wiederholen. Das 2012 in die Oberliga aufgestiegene Burgbrohl war bereits in der Vorrunde ein gern gesehener Punktelieferant. Am 8. Oktober holte es mit einem 0:0 zu Hause gegen Saar 05 Saarbrücken seinen einzigen Punkt. Allerdings verlor Burgbrohl damals noch einige Spiele mit nur einem Tor Unterschied. Wirkliche Debakel, wie das 0:8 in Hauenstein (mit fünf Treffern von Yanick Haag), das 0:8 in Karbach, das 1:6 in Pirmasens und das 0:6 gegen Schott Mainz, waren damals noch nicht an der Tagesordnung. Trotzdem war das Torverhältnis nach der Vorrunde mit 6:58 Toren bereits miserabel. „Da unsere Sponsoren erst spät ihre Zusage für die neue Saison gegeben haben, haben wir nicht die Spieler bekommen, die wir gerne gehabt hätten“, sagt Burgbrohls Vorsitzender Ralf Dünchel. Noch vor der Winterpause hätten dann neun Spieler mitgeteilt, dass sie den Verein verlassen. Dazu kamen noch einige verletzte Akteure. „Daher hätten wir jede Menge neue Spieler holen müssen, und dafür ist definitiv kein Geld da“, führt Dünchel weiter aus. Daraufhin habe die Sportvereinigung „eine Absichtserklärung abgegeben, aus dem Oberliga-Spielbetrieb ausscheiden zu wollen“, informiert der Geschäftsführer des Fußball-Regionalverbands, Oliver Herrmann. Das hätte eine „saftige“ Geldstrafe nach sich gezogen. Zudem wäre Burgbrohl der erste Absteiger aus der Oberliga gewesen. Andere Vereine hätten daraufhin den Verlust eines Heimspiels und die damit verbundenen Einnahmen moniert. Es sollen Schadensersatzforderungen anderer Vereine im Raum gestanden haben. Herrmann: „Beim Verband ist da aber nichts schriftlich eingegangen.“ Ausschlaggebend für den Rückzug vom Rückzug ist allerdings wohl eine Regelung des Fußballverbands Rheinland gewesen. Burgbrohls zweite Mannschaft spielt in der Kreisliga C Ahr und steht dort an der Tabellenspitze. „Wenn die höher spielende Mannschaft während der Runde abmeldet, hat das auch Konsequenzen für die Reservemannschaft“, sagte ein Mitarbeiter des Fußballverbands Rheinland, der in der Zeitung ungenannt bleiben wollte. Das hätte für Burgbrohl II bedeutet, dass es ab sofort außer Konkurrenz weiterspielt und nach der Saison in die Kreisliga D absteigen muss. „Deshalb haben wir davon abgesehen, uns im Winter aus der Oberliga zurückzuziehen, denn dann wäre der Verein ja tot gewesen“, bestätigt Dünchel. Im neuen Jahr kam es dann knüppeldick für den Verein aus dem Landkreis Ahrweiler: 0:9 gegen Jägersburg, 0:10 in Ludwigshafen, 0:9 gegen Morlautern, 0:25 in Wiesbach (Oberliga-Rekord), 0:7 gegen RW Koblenz und zuletzt 0:22 in Pfeddersheim. Das ergibt für die bisherigen sechs Spiele nach der Winterpause 0:81 Tore, im Schnitt 13,5 Gegentreffer pro Spiel). Nicht wenige Vertreter anderer Vereine sprachen von Wettbewerbsverzerrung, da in der Oberliga ja auch das Torverhältnis über Auf- und Abstieg entscheidet. „Von Wettbewerbsverzerrung würde ich nicht gleich sprechen. Das klingt nach Manipulation. Aber die Situation ist schon super unglücklich“, sagt Regionalverbands-Geschäftsführer Herrmann. „Im Moment spielen wir mit einem Team, das sich größtenteils aus den Reservisten der zweiten Mannschaft zusammensetzt“, erklärt Dünchel. „Zu 99,9 Prozent“ werde Burgbrohl für die nächste Saison kein Team in der Rheinlandliga anmelden. Ziel sei es, mit der zweiten Mannschaft aufzusteigen und dann mit einem Team in der Kreisliga B zu spielen.

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