Pirmasens „Ein Dezernent ohne Allüren“

Zum Abschied überreichte OB Markus Zwick (rechts) eine Karikatur an den scheidenden Beigeordneten Michael Schieler.
Zum Abschied überreichte OB Markus Zwick (rechts) eine Karikatur an den scheidenden Beigeordneten Michael Schieler.

Den Vorwurf, seine Verabschiedung als hauptamtlicher Beigeordneter habe zu lange gedauert, braucht Michael Schieler nicht zu fürchten. Nach einer Stunde war er gestern durch. Ärgern dürfte er sich – wenn OB Markus Zwick richtig liegt – über die RTL II-Sendung „Hartz und herzlich“.

Zwick lobte gestern im Forum Alte Post die Ruhe, die Geduld und die guten Nerven von Michael Schieler, der nach fast 50 Jahren in der Stadtverwaltung, davon 16 Jahre als hauptamtlicher Beigeordneter, offiziell in den Ruhestand verabschiedet wurde. „Einen Michael Schieler bringt so schnell nichts aus der Ruhe“, er habe immer einen kühlen Kopf bewahrt, sagte Zwick. Es sei denn, es ging gegen die Stadt, ihre Bürger oder seine Mitarbeiter, „dann konnte sich Michael Schieler richtig ärgern“, erzählte Zwick. Ein ebensolches Ärgernis droht, wenn die Stadt Pirmasens in der RTL II-Sendung „Hartz und herzlich“, die heute Abend (Teil 1) ausgestrahlt wird, schlecht wegkommt. Sei’s drum, gestern gab’s für Schieler keinen Grund zum Ärgern. Rund 200 Gäste wohnten ab 17 Uhr in der Alten Post seiner Verabschiedung bei. Und es war Schieler selbst, der die Parallele zog zu der vierstündigen Veranstaltung in der Festhalle zur Verabschiedung von Bernhard Matheis und der Amtseinführung von Markus Zwick als OB. Um 17.49 Uhr scherzte der scheidende Beigeordnete, er habe noch ein bisschen Zeit, bis die vier Stunden um sind – um dann doch schon um 18.04 Uhr den Schlusspunkt zu setzen. Zuvor hatte Schieler seine Arbeitsteilung mit OB Matheis im Stadtvorstand so beschrieben: Matheis sollte die politische Landschaft in Mainz beackern, er hielt ihm dafür in Pirmasens den Rücken frei. Mit Erfolg, wie alle Redner gestern einräumten. Zwick hob drei Projekte hervor, zu deren Umsetzung Schieler („Ein Dezernent ohne Allüren“) wesentlich beigetragen hatte: PS-Patio, Stadion-Neubau und Rheinberger-Revitalisierung. Alt-OB Bernhard Matheis bescheinigte seinem langjährigen Kollegen im Stadtvorstand – in Anlehnung an Max Weber –, Politik verstanden zu haben als das starke, langsame Bohren dicker Bretter mit Herzblut und Geduld. Nur: Die Annahme, Schieler habe ein dickes Fell, an ihm pralle alles ab, relativierte Mateis: Sein Kollege habe vieles aus dem Rathaus mit nach Hause genommen und in den Nächten Probleme gewälzt. Dunja Maurer, Vorsitzende des Personalrats, bescheinigte Schieler: „Sie haben viele Impulse und Ideen eingebracht, ohne dafür den ,politischen Ruhm’ zu beanspruchen“. Schieler habe lieber im Hintergrund gearbeitet, um Themen voran zu treiben.

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