Pirmasens „Ein Bogenschütze muss im Leben einmal nach Dahn“

DAHN. Samstag, 8.30 Uhr, im Vereinsheim der Dahner Bogenschützen in der Pfaffendölle: Reger Andrang an der Kaffeeausgabe: Kein Wunder: Es ist mit fünf Grad noch kühl. Aber die Bogenschützen, 470 an der Zahl, die sich für das Osterturnier angemeldet haben, nehmen es gelassen. Können sie auch, denn schließlich gehört wetterfeste Kleidung zum Standard, ebenso wie das Sportgerät, Pfeil und Bogen.

Während sich die einen noch auf dem angrenzenden Sportgelände einschießen, favorisieren viele andere ein lockeres Gespräch bei einem Kaffee. So auch Stefan Patberg aus dem nordrhein-westfälischen Lüdinghausen und Mario Wittenbäcker aus dem südpfälzischen Hördt. Sie sind sportliche Konkurrenten. Patberg, 54 Jahre alt, bestritt sein Debut in Dahn im vergangenen Jahr und wurde Dritter in der Bohunter Recurve Klasse. Der Südpfälzer gewann die Konkurrenz. „Er ist auch dieses Jahr Favorit“, glaubt der Lüdinghausener. In der Tat wird Wittenbäcker die Favoritenrolle gerecht, schließlich ist der 45-jährige Baggerführer amtierender Europameister. Übrigens ist das Teilnehmerfeld hochkarätig besetzt mit vielen Titelträgern. „Ich möchte nur besser abschneiden, als meine übrigen Vereinskameraden“, lautet das erklärte Ziel Wittenbäckers, womit er deutlich untertreibt. Sein Sportsfreund aus NRW hingegen muss eigenen Angaben zufolge „erst noch Wasgau-Erfahrung sammeln. Man muss in einem Bogenschützenleben einmal in Dahn gewesen sein“, meint er schmunzelnd. Um 8.55 Uhr schreitet der Vorsitzende der Dahner Bogenschützen, Franz Schreiner, ans Mikrofon. Nieselregen setzt ein. „Guten Morgen, Ihr könnt Euren Kaffee noch austrinken, nur bitte das Einschießen einstellen, denn in fünf Minuten beginnen wir mit der Begrüßung“. Gesagt getan: Exakt um 9 Uhr schreiten Schreiner und Jochen Riehm, er zeichnet für die Auswertung verantwortlich, zur Begrüßung. Wie in jedem Jahr, erklärt der Vorsitzende den Ablauf. Heute steht die Feld- und Jagdrunde an. Es gilt, je nach Bogentyp, aus unterschiedlichen Entfernungen vier Pfeile auf die Zielscheiben abzugeben. 28 Scheiben sind auf zwei Parcours – rot und blau – aufgestellt. Damit es keine Missverständnisse gibt, haben die Dahner Bogenschützen die Entfernungen mit farblich unterschiedlichen Pflöcken markiert. Akribie ist Trumpf, nicht umsonst setzt das Osterturnier Maßstäbe hinsichtlich der Organisation. „Bitte nicht rauchen, es herrscht Waldbrandgefahr nach wochenlanger Trockenheit“, appelliert Schreiner an die Vernunft der Sportsfreunde. Pünktlich um 9.30 Uhr fliegen die ersten Pfeile. Ein Tross von Bogenschützen zieht an „Rot eins“ vorbei. Die Zielscheibe steht hoch oben an einen Felsen angelehnt. Die Pflöcke, von denen aus geschossen wird, sind 40 Meter entfernt. Der Respekt vor dem Gelände ist den vorbeilaufenden Sportlern deutlich anzumerken. Einige schauen fast schon ehrfürchtig nach oben: „40 Meter, überleg mal, wie weit das ist“, sagt ein Sportler. Eine andere Teilnehmer meint: „Ist ja krass, oh leck“. Alle gehen in eine Richtung, nur ein Bogenschütze Teilnehmer spurtet zurück zum Vereinsheim: „Ich habe meinen Rucksack vergessen“, hadert er mit sich selbst. An „Rot eins“ herrscht indes unter den Teilnehmern noch eine lockere Atmosphäre. „Wir sind grenzenlos erfolglos“, stellt Volker Binder fest. Er ist mit 71 Jahren einer der ältesten Bogenschützen dieser 39. Auflage. „Ich bin vom ersten Mal an jedes Jahr dabei gewesen“, sagt er und zollt den Dahner Bogenschützen ein großes Lob: „Es muss mal erwähnt werden, was die Dahner leisten, die opfern seit Jahrzehnten ihr Osterfest, um uns ein schönes Turnier zu bereiten“. Ein anderer der Gruppe, Peter Thurner aus Ludwigsburg, schießt als einziger Sportler mit einem Langbogen. Für ihn gilt der Grundsatz: „Augenmaß ist Trumpf“. Erster Schuss: Der Pfeil fliegt Richtung Scheibe, bohrt sich aber nicht in das Ziel sondern prallt an einem Felsen ab. Ebenso der zweite Pfeil. „Treffer Fehlanzeige“, bekommt er zu hören. Während die Gruppe in Richtung Trefferaufnahme klettert, lehnt Sabine Schmidt-Drewes aus Hamburg recht entspannt an einer großen Buche. Sie schaut hinüber zu ihrem Freund Vincent Minta, der ebenfalls Langbogen schießt. „Ich habe ihm die Teilnahme zum Geburtstag geschenkt“, erzählt die Weltmeisterschaftsteilnehmerin von 2010. „Wir haben wenigstens alle Pfeile, die nicht getroffen haben, wieder gefunden“, freuen sich Binder und Co. Die Ergebnislisten sind für sie zweitrangig, der olympische Gedanke, dabei sein ist alles, zählt. „Morgen früh, gleiche Zeit, gleicher Ort und nächstes Jahr ebenso“, heißt es bei den meisten Osterturnierteilnehmer.

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