Pirmasens Echt heftig

Frühsommerliche Temperaturen, strahlend blauer Himmel: Noch etwa eine halbe Stunde bis zum Start des Elf-Kilometer-Rennens beim vierten Felsenlandlauf. Aufgeregt sind auf dem Gelände der Sportfreunde Bundenthal nicht nur viele der 102 Teilnehmer am Hauptlauf, sondern auch der „Macher“ der neuen Strecke, Martin Stritzinger. Auf und ab geht der Lauf-Verantwortliche des RSC Felsenland, während die Kinder und Jugendlichen ihre 1000- beziehungsweise 2000-Meter-Runde rennen. Indes sieht der Vorjahressieger in Bundenthal und Wasgaucup-Gewinner von 2015, Matthias Burkhart, dem Start eher gelassen entgegen. Das recht hohe Stresslevel Stritzingers hat seine Ursache in der von ihm geänderten Streckenführung. Die Läufer sind auf der gleichen Strecke wie die Mountainbiker unterwegs, und ihnen stehen im Vergleich zum Vorjahr giftige An- und Abstiege bevor (insgesamt 408 Höhenmeter), eben ein Trail. Burkhart wird eine Viertelstunde länger als 2015 für die gleiche Distanz benötigen. Das spiegelt die Intensität dieses Laufes wider. Derweil treffen Marielle Kuntz und Yvon Becker mit dem Rennrad ein. Vor dem Lauf ist das Ehepaar aus dem elsässischen Climbach bereits rund 30 Kilometer geradelt. Dass die 43-jährige Mutter von vier Kindern als erste Frau durchs Ziel laufen wird, damit hat sie nicht gerechnet: „Ganz schön, aber auch ganz schön schwer“, sagt die Ärztin nach ihrem ersten Rennen in Bundenthal. „Die erste Runde macht Spaß, die zweite ist okay und die dritte eine Quälerei“, mutmaßt Sekunden vor dem Start Alex Keller vom Hauensteiner Laufteam „Eiscafé Winter“. Auf den mit Flatterbändern gekennzeichneten Zickzack-Kurs begibt sich das Läuferfeld pünktlich um 10 Uhr. Einer der Favoriten auf dem Gesamtsieg, Alexander Barnsteiner aus Kollweiler, übernimmt auf den ersten Metern die Führung, gefolgt von Matthias Burkhart. Ihr Tempo ist hoch, schnell setzen sich die beiden vom Hauptfeld ab. Wolfgang Seibel aus Hauenstein beginnt eher verhalten. Die Strapazen dieser ständigen Steigungen, schmalen Bergabpassagen, gespickt mit Felsen und Wurzeln, ist allen anzumerken. Konzentration ist neben Ausdauer und Willenskraft ebenso gefragt. Burkhart übernimmt dann die Führung und gibt diese nicht mehr ab. Der 33-Jährige baut seinen Vorsprung sukzessive aus und erreicht nach 53:51 Minuten das Ziel. Die Renntaktik Seibels erweist sich als richtig. Der 53-Jährige kommt nach 55:05 Minuten als Zweiter ins Ziel. „Ziemlich geil, aber enorm anstrengend“, sagt der erstaunlich schnell erholte Burkhart. Seibel spricht von einem „technisch anspruchsvollen“ Kurs. Er habe „auf den Bergabpassagen entscheidend Boden gutmachen und vor dem letzten Schlussanstieg Alexander Barnsteiner noch überholen“ können. Besagter Barnsteiner, seines Zeichen Deutscher Vize-Berglaufmeister in seiner Altersklasse, räumt ein: „Ich musste Wolfgang ziehen lassen, weil ich einfach keine Körner mehr hatte.“ „Heftig“ – so beschreibt Janika Christmann ihre Gefühlslage im Ziel. Eine Zeit lang führt die 26-Jährige aus Kaiserslautern die Damenkonkurrenz an, doch die Französin Kuntz zieht recht früh an einer Steigung vorbei und erläuft sich drei Minuten Vorsprung im Ziel (1:07 Stunde) auf die zweitplatzierte Chemielaborantin (1:10). Weitere drei Minuten später kommt die drittschnellste Frau, Gisela Weishaar, an: „Ich freue mich. Mit dem dritten Platz hätte ich nie gerechnet“, erzählt die 36-jährige gebürtige Schweizerin, die jetzt in Neustadt an der Weinstraße lebt. Sichtlich erschöpft und fotografisch von Ehemann Karl Schwarz dokumentiert, durchläuft die in Thaleischweiler-Fröschen lebende Birgit Schwarz-Weichhart das Ziel. „Das war echt heftig“, stellt sie fest und fügt hinzu: „Und es war ein gutes Training für den Zugspitzlauf.“ Mit 14 Jahren ist Anne Meier die jüngste Teilnehmerin. „Ich bin für meine Handballmannschaft aus Dahn gelaufen“, erklärt sie, dass sie nach einem Armbruch vor anderthalb Jahren das Handballspielen aufgab. Aber: „Laufen macht auch Spaß.“ Das Stresslevel Stritzingers senkt sich, als er viele Schulterklopfer von den Teilnehmern im Ziel erhält. Erfreulich, dass trotz einiger Stürze alle Läufer, wenn auch teils mit Blessuren, ohne ärztliche Hilfe ins Ziel kommen. Die Ergebnisse 11 km Männer (408 Höhenmeter): 1. Matthias Burkhart (Hinterweidenthal) 53:51 Minuten, 2. Wolfgang Seibel (Hauenstein) 55:05, 3. Alexander Barnsteiner (LLG Landstuhl) 55:14, 4. Michael Ohler (TSV Kandel) 55:44, 5. Thomas Weishaar (Landau Running Company) 58:09, 6. Marko Martin (Hauenstein) 59:28, 7. Klaus Hirschinger (TuS Erfweiler) 59:54, ... 10. Thorsten Wagner (Laufteam Pirmasens) 1:01:30 Stunde, 11. Sascha Luckow (LT Himmelspforte Erfweiler) 1:01:57, 12. Daniel Ankner (SV Rodalben) 1:02:33, 13. Andreas Trapp (SF Bundenthal) 1:02:45, 14. Janik Lelle 1:02:59, 17. Andreas Braun (RSC Felsenland) 1:04:36, 18. Tobias Trapp (Bundenthal) 1:04:43. 11 km Frauen (408 Hm): 1. Marielle Kuntz (RAC Wissembourg) 1:07:49 Stunde, 2. Janika Christmann (Homburg) 1:10:47, 3. Gisela Weishaar (Landau) 1:13:17, 4. Anne Meier (TuS Erfweiler) 1:16:37, 5. Cosima Helbig (Viernheim) 1:16:58, 6. Elisabeth Wegmann (TV Bad Bergzabern) 1:20:53, 7. Karina Fröhlich (DAV Pirmasens) 1:21:07, 8. Birgit Schwarz-Weichhart 1:23:30, 9. Angelika Trapp (Raiffeisen- und Volksbank Dahn) 1:23:47. 2 km Jugend: 1. Robin Seibel (TV Hauenstein/Jahrgang 2002) 7:05 Minuten, 2. Jonathan Sattel 7:06, 3. Hendrik Köhler (beide Rennmäuse SG Bruchweiler/Jg. 2004) 7:13, 4. Fynn Wengert (Freundeskreis Cuile-Hauenstein/Jg. 2004) 7:26, 5. Leo Heid (SG Bruchweiler/Jg. 2005) 7:32. 1 km Schüler: 1. Emilio Ohler (Jg. 2006/TSV Kandel) 3:28 Minuten, 2. Nico Burkhart (Jg. 2007) 3:32, 3. Max Kretschmar (Jg. 2006) 3:41, 4. Louis Gerlach (Jg. 2006) 3:58, 5. Noah Burkhard (Jg. 2008/alle Rennmäuse SG Bruchweiler) 4:01.