Pirmasenser Sommerintermezzo Drei Klassik-Stars in der Festhalle

Julian Steckel
Julian Steckel

„Mit einer Perle der Kammermusik wird die Sommerintermezzo-Reihe fortgesetzt“, verspricht das Pirmasenser Kulturamt und meint damit das Konzert am Sonntag, 6. September, bei dem gleich drei international gefeierte Klassik-Stars in der Pirmasenser Festhalle auftreten: Antje Weithaas (Geige), Julian Steckel (Violoncello) und Paul Rivinius (Klavier).

Bedingt durch die Maßnahmen zum Gesundheitsschutz finden aktuell weniger Zuhörer im Saal Platz als gewohnt. Da mit einer hohen Karten-Nachfrage zu rechnen ist, finden zwei Vorstellungen statt – einmal als Matinee um 11 Uhr sowie um 18 Uhr. Das Konzert wird ohne Pause gespielt und dauert etwa 60 Minuten.

Die Interpreten Antje Weithaas, Paul Rivinius und Julian Steckel sind für das Pirmasenser Publikum keine Unbekannten. Sowohl als Solisten als auch als Kammermusiker genießen sie einen erstklassigen Ruf. Ursprünglich sollte das Trio zusammen mit dem Euroclassic-Festival-Orchester an diesem Tag auf der Festhallen-Bühne stehen. Nach der Absage des kompletten Festivals als Folge des Corona-Lockdowns im Frühjahr ist es Sonja Mäß, der Programmplanerin des Pirmasenser Kulturamtes, gelungen, Weithaas, Steckel und Rivinius als Gäste für die Konzertreihe Sommerintermezzo zu gewinnen. Sie spielen Franz Schuberts viersätziges Klaviertrio D 929. Die Komposition aus dem Jahr 1828 zählt zu den emotionalsten Werken der romantischen Kammermusik.

Franz Schubert

Die Gattung Klaviertrio lag in tiefer Lethargie, bis Franz Schubert 1828 sein Es-Dur-Trio veröffentlichte. Den Notendruck des Trios hat Schubert allerdings selbst nicht mehr zu sehen bekommen. Die Erstausgabe traf erst Mitte Dezember 1828 in Wien ein, Schubert war am 19. November gestorben. „Wie eine zürnende Himmelserscheinung“ sei es über das damalige „Musiktreiben“ hinweggegangen, erinnerte sich noch zehn Jahre später Robert Schumann an die Veröffentlichung. Für ihn blieb es zeitlebens Schuberts „Eigen-thümlichstes“, ein Nonplusultra romantischer Kammermusik.

Das Es-Dur-Trio entstand im November 1827, in der Zeit, in der Schubert auch seinen Liederzyklus „Winterreise“ schrieb, was seinen melodischen Duktus, die harmonischen Abstürze und die existenzielle Spannung in fast jedem Takt erklärt. Sein erster Satz, Allegro, hat ein für Schubert ungewöhnlich knappes und energisches Hauptthema. „Ihm tritt ein schattenhaftes Seitenthema gegenüber, im Rhythmus jazzartig gegen den Takt verschoben, im Klang von jenem untergründigen Beben durchzogen, das die Nähe zur ,Winterreise’ ahnen lässt“, hat einst Karl Böhmer, der Wissenschaftliche Direktor der Villa Musica das Trio beschrieben.

Das melancholische Moll-Thema des zweiten Satzes wird zu Beginn vom Cello über den Staccatoakkorden des Klaviers vorgetragen. Die Nähe zur „Winterreise“ ist hier nicht zu überhören, zumal das Thema tatsächlich auf ein Lied zurückgeht. Schubert soll es dem schwedischen Volkslied „Se solen sjunker“ („Sieh’ die Sonne untergehen…“) nachempfunden haben, das er Anfang November 1827 gehört hatte. Dem Thema, das das Klavier aufgreift, tritt ein zweites, zunächst freundlicheres in Dur gegenüber. Dessen sanfte Oktavsprünge verkehren sich jedoch bald in aggressiv fordernde Gesten, die kraftvolleren Steigerungen kulminieren, bis das Hauptthema wieder einsetzt.

Besonders ambitioniert hat Schubert das Finale, Allegro moderato, angelegt – und sich dabei offenbar übernommen. Vor der Veröffentlichung des Werkes strich er zweimal 50 Takte; auch ohne sie erreicht der Satz mit knapp 750 Takten monumentale Länge. Seine beiden Themen kontrastieren in Tonart, Charakter und sogar in der Taktakt.

Antje Weithaas

Nach wie vor ist Antje Weithaas einer der größten Geheimtipps der Geigenszene. Nicht so in Pirmasens. Hier ist die 54-Jährige bereits zum vierten Mal zu erleben. „Weithaas gehört zu den besten Geigerinnen unserer Zeit“, urteilte das Klassikmagazin „Fono Forum“. Bei ihr stehen stets die Musik und deren Vermittlung im Vordergrund. Und so gehört sie heute zu den gefragtesten Solistinnen und Kammermusikerinnen ihrer Generation. Ihr weitgefächertes Repertoire beinhaltet neben den großen Konzerten Mozarts, Beethovens und Schumanns und neuen Werken wie Jörg Widmanns Violinkonzert auch Klassiker der Moderne wie Schostakowitsch, Prokofjew, Ligeti und Gubaidulina sowie selten gespielte Violinkonzerte wie die von Korngold, Hartmann und Schoeck. Engagements führten Weithaas zu renommierten Klangkörpern wie dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, den Bamberger Symphonikern, den großen deutschen Radio-Orchestern sowie zu zahlreichen internationalen Spitzenorchestern wie Los Angeles Philharmonic, San Fransisco Symphony und der BBC Symphony. Zu ihren Partnern am Dirigentenpult zählten dabei Künstler wie Vladimir Ashkenazy oder Sir Neville Marriner. Antje Weithaas unterrichtet seit 2004 als Professorin an der Musikhochschule Hanns Eisler in Berlin.

Julian Steckel

Ein Heimspiel hat Julian Steckel. Der in Pirmasens geborene Musiker ist einer der gefragtesten Cellisten unserer Zeit. Unlängst schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ über den 38-Jährigen, sein vielgerühmtes Spiel zeichne sich aus durch „Kraft ohne Druck, Klugheit ohne Zurückhaltung, Humor ohne Koketterie“. 2012 erhielt Julian Steckel den begehrten Echo-Klassik für seine Einspielung der Cellokonzerte von Korngold und Goldschmidt und Blochs „Schelomo“. Neben der solistischen Tätigkeit widmet sich Steckel intensiv der Kammermusik.

Paul Rivinius

Dritter im Bunde ist Paul Rivinius. Der Pianist ist ein häufiger Klavierpartner und enger Freund von Julian Steckel. Er saß auch in den ersten Runden am Flügel, als Steckel in München sämtliche Preise beim ARD-Wettbewerb abräumte. Bei Cello-Legende Gustav Rivinius, dem älteren Bruder des Pianisten, nahm Steckel bereits in jungen Jahren Unterricht. Als Kammermusiker profilierte sich Rivinius mit dem 1986 gegründeten Clemente-Trio, das nach mehreren Auszeichnungen 1998 den renommierten ARD-Musikwettbewerb in München gewann und anschließend als „Rising Star“-Ensemble in den zehn wichtigsten Konzertsälen der Welt gastierte, darunter die Carnegie Hall in New York und die Wigmore Hall in London.

Infos

Eintrittskarten zum Preis von 22 (ermäßigt elf) Euro gibt es im Pirmasenser Kulturamt, Telefon 06331/832352.

Antje Weithaas
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Paul Rivinius
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