Pirmasens Die Wasserschlacht von Münchweiler

Münchweiler. Das Jubiläumsspiel des Fußballclubs Münchweiler gegen die prominent besetzte Lotto-Elf stand am Dienstagabend wegen des heftigen Unwetters kurz vor der Absage. Obwohl das Spiel dann vor etwa 250 Zuschauern doch stieg, kommen Overath & Co. nächstes Jahr noch mal.

Matthias Belzer kann es nicht fassen und sagt: „Ich könnte heulen.“ Er sitzt am Dienstag um halb sechs im Sportheim des FC Münchweiler, in eineinhalb Stunden soll das Spiel beginnen. Der erste Vorsitzende des FCM blickt aus dem Fenster, es schüttet, der selbstgebaute Kiosk auf dem Hartplatz versinkt im Wasser, das Zelt über der Ersatzbank ist zusammengebrochen. „Wir planen das seit letztem Sommer“, sagt Belzer. Damals überlegte er mit seinen Vereinskameraden, was man zum 100-jährigen Bestehen des Vereins veranstalten könnte. Sie wollten etwas für einen sozialen Zweck tun, also bewarben sie sich um ein Spiel gegen die Lotto-Elf. Prominente, vor allem ehemalige Bundesligafußballer, spielen in der Mannschaft regelmäßig für soziale Zwecke gegen Ü40-Mannschaften. Um konkurrenzfähig zu sein, lud Belzer für das eigene Team auch Spieler aus Nachbarvereinen ein. „Die waren begeistert, mal gegen ihre alten Idole zu spielen.“ Jetzt stecken die Idole fest. Weil die A62 wegen eines brennenden Gefahrguttransporters gesperrt ist, wurden Teamchef Hans-Peter Briegel, Wolfgang Overath und all die anderen über die B270 geschickt. Die ist mittlerweile überflutet. „Eine Katastrophe“, murmelt Belzer. Als erster schafft es Dariusz Wosz. „Ich hatte es ja nicht weit“, sagt der ehemalige Nationalspieler, als er mit seiner nassen Sporttasche über der Schulter das Vereinsheim betritt. Er kommt direkt aus dem Trainingslager in Freiburg, Wosz ist U19-Trainer beim VfL Bochum. Nach dem Spiel fährt er zurück. „Ich finde es bemerkenswert, was diese Stars auf sich nehmen“, sagt Wolfgang Göller vom FC Münchweiler. Als Overath 1974 bei der WM zur „Wasserschlacht von Frankfurt“ auflief, war Göller gerade zwölf Jahre alt. „Da habe ich natürlich einen engen Bezug.“ Draußen regnet es immer noch, „Briegel hat umgedreht“, ruft jemand. „Stimmt nicht“, schallt es zurück. Der Europameister von 1980 kommt durch die Tür. „Ich habe zum Glück Allrad-Antrieb“, sagt er. Auf der Straße in Rodalben habe er sich durch „20 bis 30 Zentimeter Schlamm“ kämpfen müssen. Auch Horst Eckel, Weltmeister von 1954, ist angekommen. „Steht der Platz unter Wasser?“, fragt er. Und dann hört es auf zu regnen. Es ist 18.20 Uhr. „Wir spielen“, sagen die Verantwortlichen der Lotto-Elf. Weil es wahrscheinlich nicht mehr viele Zuschauer schaffen würden, komme man nächstes Jahr aber einfach noch mal. Wenig später stürmt Overath aufs Gelände. „Ich weiß nicht, was ihr wollt“, ruft der Weltmeister von 1974. „Bei dem Wetter kann man doch kicken.“ Umziehen. Auf den Platz. Knapp zwei Minuten dauert es, bis Matthias Scherz die Lotto-Elf mit einem kraftvollen Kopfball 1:0 in Führung bringt. „Der macht immer fünf, sechs Tore“, ruft der Stadionsprecher. Erst gelingt aber Michael Klein vom FC Münchweiler der 1:1-Ausgleich. Langsam strömen immer mehr Zuschauer auf den Sportplatz, ein paar Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die Wolkendecke. Zur Halbzeit führt die Lotto-Elf zwar mit 7:2, die Gastgeber können trotzdem einen Erfolg feiern: Immerhin 6000 Euro übergeben sie an Edeltraut Schwarz vom Nardini-Hilfswerk Pirmasens. „Wir wollen von dem Geld alleinstehenden Müttern, die noch nie mit ihren krebskranken Kindern weg waren, einen kleinen Urlaub finanzieren“, sagt die ehemalige Oberärztin. Auf dem Platz kämpfen Scherz, der 356-mal für den 1. FC Köln und den FC St. Pauli in der ersten und zweiten Liga spielte, und der Ex-Bochumer Peter Peschel in der zweiten Halbzeit um die Torjägerkrone. Am Ende haben beide fünfmal getroffen, 3:11 verlieren die tapferen Münchweiler. „So ein Torfestival ist doch gut für die Zuschauer“, sagt Göller. „Mir hat es großen Spaß gemacht.“ Auf dem Hartplatz sind die Pfützen schon fast wieder getrocknet.

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