Pirmasens Die Siegerin der Herzen riskiert alles

PIRMASENS. Lob von allen Seiten, guter Pferdesport und eine ansprechende Kulisse – die Freiland-Dressurpremiere des RFV Pirmasens-Winzeln ist gelungen. Zwar hieß die strahlende Siegerin Uta Gräf, die alle vier schweren Prüfungen für sich entschied, doch neben ihr gab es weitere Gewinner.

Siegerin der Herzen war am Samstagabend bei der Intermediaire-I-Flutlichtkür die 22-jährige Doreen Adam. Die Billigheimerin ritt völlig losgelöst eine mitreißende Kür mit dem zehnjährigen Let’s Dance. Schwierige Elemente schwungvoll aneinandergereiht und fast fehlerfrei geritten – was wie einstudiert aussah, war eine ganz spontane Geschichte. „Ich habe mir nur gedacht, wenn ich mich für die Kür qualifiziere, dann improvisiere ich was“, erzählte die frischgebackene Landesmeisterin der Dressurreiter. Am Freitag belegte sie im Prix St. Georges den dritten Platz und löste damit ihr Ticket für die Flutlichtkür. Das Reiten unter Kunstlicht war für das Paar Neuland. Nervosität bei der Reiterin? Fehlanzeige. „Ihm hat es herzlich wenig ausgemacht“, fügte sie mit Blick auf den entspannten Let’s Dance an. Die spontane Kür zu basslastiger, elektronischer Tanzmusik elektrisierte das Publikum, auch weil Let’s Dance spritzig war, den Auftritt sichtlich genoss. „Er ist reingeritten und hat sich groß gemacht“, beschrieb Adam den Moment, in dem sie merkte, dass das ein besonderer Auftritt werden könnte. „Dass es so gut wird, hätte ich nicht gedacht. Da macht so etwas Spaß“, bemerkte sie. Und wenn es einmal läuft, dann riskiert man auch was. Als sie zum Abschluss der Kür im starken Trab auf die Richter zuritt, nahm sie die rechte Hand vom Zügel und streckte den Arm weg – eine starke Nummer, mit der sie nur knapp die 70-Prozent-Marke verpasste. Mit dem erst siebenjährigen Oldenburger Fantaghiero hatte auch Andreas von der Lahr aus Osburg bei Trier auf die spontane Kür gesetzt. Gerade eine Stunde alt war die Idee, die er zu geliehener Musik im Viereck umsetzte. Mit einer für ein so junges Pferd erstaunlichen Leistung wurde er Siebter. Auch von der Lahr konnte sich zu den Gewinnern zählen. Für die heimischen Reiter gab es kleine Touren auf A**-, L- und M-Niveau, in denen es zum Teil sehr schöne Leistungen zu beklatschen gab. Auf der A-Tour präsentierten sich Luisa Moser und Claudia Weber vom Reiterverein Rodalbtal, Sina Bohl vom Pfälzischen Pony-, Reit- und Fahrverein Thaleischweiler-Fröschen und die Winzlerin Marlen Friedewald in guter Form. In der L- und der M-Klasse mischten die Winzlerin Kristina Sappok und Susanne Moser (Rodalbtal) richtig gut mit. Spannend war gestern Morgen die Entscheidung in der letzten M-Dressur, als gerade einmal drei Punkte zwischen Siegerin Susanne Moser und der drittplatzierten Kristina Sappok lagen. Gewinner war aber auch der gastgebende Reit- und Fahrverein. Nach neun Turniertagen in den letzten elf Tagen sind die Helfer am Ende ihrer Kräfte. Trotzdem schafften sie es, das Turnier zum Erlebnis für Reiter und Zuschauer zu machen. „Man merkt, dass alle Lust haben, das zu machen“, würdigte Gräf den Einsatz des Winzler Teams. „Die haben sich alle unheimlich viel Mühe gegeben. Die Böden sind super, die Ansage war spitze“, sagte Adam. Andreas Platzdasch lobte die „wunderbare Atmosphäre und das tolle Veranstalterteam – viel besser kann man’s nicht machen als hier“. Dabei war die Qualität der Konkurrenz in diesem Jahr schon richtig gut. Gräf gehört dem Bundeskader an, die Luxemburgerin Diane Erpelding stellt ihren Trakehner Woltair TSF in drei Wochen bei den Weltreiterspielen in Caen vor, die in Luxemburg lebende Dänin Fie Christine Skarsoe reitet international bis zu Vier-Sterne-Prüfungen. Gräf passte das Turnier wunderbar in den Kalender, hier konnte sie ihre zweite Garde mit Erfolg vorstellen. „Die Plätze sind supertoll, die Stimmung ist super, das Essen ist toll“, erzählte sie begeistert. „Außerdem sind die Besitzer der Pferde alle hier in der Nähe, das ist auch toll“, fügte sie an. So sah gestern die Kaiserslautererin Annette Göbelsmann-Schweitzer den ersten Grand-Prix-Sieg ihres zehnjährigen Westfalen Lawrence. „Von der Ausschreibung und den Teilnehmern hat es gepasst. Uta macht uns die Bude voll. Das war richtig gut“, zog Turnierchef Maximilian Müller eine zufriedene Bilanz. „Wir haben nur positive Resonanz erhalten, von den Reitern, den Richtern und den Zuschauern“, bemerkte er. „Das Grundkonzept bleibt gleich, aber wir müssen uns Gedanken machen“, fügte Müller mit Blick auf die bei der Neuauflage wohl steigende Zahl der Interessenten an diesem Turnier an.

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