Pirmasens Die sechs Ex-U-Nationalspieler des SC Hauenstein

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Der heutige Kapitän des SC Hauenstein, Sandro Rösner (29), absolvierte zwei komplette Spiele für die deutsche U19-Nationalmannschaft. Beim 2:0-Erfolg am 15. Dezember 2004 in Luxemburg gelang dem Innenverteidiger sogar der Treffer zum 1:0. „Zum Spiel sind wir ab Frankfurt geflogen. Die Nationalhymne, die Ausstattung und das Training unter Uli Stielike – das waren tolle Erfahrungen damals“, blickt Rösner zurück. Danach stand der damals für den 1. FC Kaiserslautern in der A-Jugend-Bundesliga spielende Abwehrspieler noch dreimal auf Abruf im Kader. Beim 2:2 gegen Belgien im April 2005 wurde Rösner nachnominiert. Gegen Italien und Griechenland im gleichen Jahr blieb es beim Warten auf den Anruf. In der A-Jugend des FCK habe er richtig gute Leistungen gezeigt, sagt Rösner. Zudem sei der in Frankfurt wohnende Nationaltrainer Stielike oft unter den Zuschauern gewesen. „Als ich aus der Jugend zu den Amateuren kam, habe ich das erste halbe Jahr nicht gespielt. Ich war verletzt und benötigte einige Zeit, um mich zu akklimatisieren“, berichtet Rösner. Etliche andere Auswahlspieler seines Jahrgangs hätten da bereits in der ersten oder zweiten Liga gespielt. Er eben nicht. Folglich sei er dann nicht mehr berücksichtigt worden. Einige seiner damaligen Weggefährten finden sich heute im bezahlten Fußball wieder. Torhüter Manuel Neuer gehörte ebenso zu seinen Teamkollegen wie Marcel Heller, Nico Bungert, Georg Niedermeyer, Eugen Polanski, Kevin Prince-Boateng oder Aschkan Dejagah. Rösner: „Etliche von denen, die über mehrere Jahre zum Kreis der Auswahlmannschaften gehörten, haben den Sprung in den Profifußball geschafft.“ Der Leistungsträger des SCH hingegen wird in absehbarer Zeit Gymnasiallehrer sein. Noch bis Januar 2017 arbeitet Rösner als Referendar in den Fächern Sport und Erdkunde am Pamina-Schulzentrum in Herxheim. Rösners derzeit verletzter Mannschaftskollege Tim Bauer (30) durchlief von der U15 bis zur U20 alle DFB-Auswahlmannschaften und kam dabei auf insgesamt 35 Einsätze. Höhepunkte waren die EM-Endrunden in Frankreich (U15) und Dänemark (U17). Bauer spielte beim SV Waldhof Mannheim, als der SV Werder Bremen auf den damals 15-Jährigen aufmerksam wurde. „Ich bin dann mit meinen Eltern hingefahren. Das war schon beeindruckend. Das Jugendinternat befindet sich direkt im Weserstadion. Dann war ich mit 15 weg von zu Hause“, erzählt Bauer. Natürlich habe er anfangs auch mal Heimweh gehabt. Aber er habe auch schnell Anschluss gefunden und sich gut eingelebt. In den Auswahlteams „duellierte“ sich der meist im offensiven linken Mittelfeld eingesetzte Bauer hauptsächlich mit den späteren Profis Marcell Jansen (HSV) und dem späteren Weltmeister Lukas Podolski. Auch Mario Gomez und Rene Adler zählten zu Bauers Mitspielern. „Podolski kam erst spät dazu. Er hat auf der linken Seite alles weggeboomt. Er war enorm stark und deutlich besser als ich“, blickt Bauer zurück. Er selbst sei nie so das Riesentalent gewesen. Er habe viel über Wille und Kampf gemacht. Bauer: „Man braucht auch sehr viel Glück, um zum richtigen Zeitpunkt auch die beste Leistung abzurufen. Letztlich war die Qualität der anderen besser. Da bin ich ganz ehrlich.“ Immerhin konnte Bauer, der zur Zeit einen Kreuzbandriss auskuriert, nach eigenen Aussagen die vergangenen zwölf Jahre seinen Lebensunterhalt durch Fußball bestreiten. Über die Stationen Werder Bremen II, TSG Hoffenheim II, SV Sandhausen, Sportfreunde Siegen, VfR Aalen und Wormatia Worms kam der gelernte Sport- und Fitnesskaufmann nach Hauenstein. Zur Zeit sondiere er gerade seine beruflichen Perspektiven. Durch den Kreuzbandriss verzögere sich das nun allerdings. Auf U18-, U19-, U20- und U21-Länderspiele kann Hauensteins Mittelfeldspieler Jesper Brechtel zurückblicken – allerdings nicht für Deutschland, sondern für Finnland, die Heimat seiner Mutter. Der aus Rülzheim stammende Brechtel bestritt 49 A-Jugend-Bundesligaspiele für den Karlsruher SC. Um weiter für die U21 Finnlands interessant zu sein, wechselte Brechtel 2014 für eine Saison in die erste finnische Liga (Keikkausliiga). Für Turku PS kam er 22-mal zum Einsatz und erzielte zwei Treffer. In diese Zeit fielen auch seine insgesamt sechs Einsätze in der U21. Höhepunkt war sicherlich das Spiel gegen England mit dem heutigen Star von Manchester City, Raheem Sterling. Danach ging es der Familie zuliebe zurück in die Heimat. Der zu Saisonbeginn von Astoria Walldorf nach Hauenstein gewechselte Nico Hillenbrand (28) war als Junior bei einem Freundschaftsturnier in Italien für die deutsche U19-Nationalmannschaft am Ball. „Wir waren damals in einer Gruppe mit den USA, Japan und Frankreich. Leider sind wir vorzeitig ausgeschieden“, sagt Hillenbrand. Der Mittelfeldspieler selbst kam gegen Japan und die USA zum Einsatz. Später wurde Hillenbrand vom damaligen U20-Nationaltrainer Horst Hrubesch noch für ein EM-Qualifikationsspiel gegen Schweden nominiert. „Wir hatten damals mit den Amateuren von Borussia Dortmund Aufstiegsspiele von der Oberliga in die Regionalliga (damals 3. Liga) und der Verein stellte mich daher nicht frei“, erinnert sich Hillenbrand. Ob dies ausschlaggebend für die ab dann einsetzende Nichtberücksichtigung war, weiß Hillenbrand nicht. „Keine Ahnung, warum keine Einladung mehr kam“, so der frühere A-Jugend-Bundesligaspieler (36 Einsätze für den BVB). Hillenbrand spielte in seiner Karriere 35 Mal in der 3. Liga; dazu kommen 124 Partien in den Regionalligen Nord, West und Südwest sowie 114 Oberligaspiele (Baden-Württemberg, Westfalen, Rheinland-Pfalz/Saar). Einmal durfte er für Dortmund in einem Bundesligaspiel (gegen den VfL Wolfsburg) ran. Kurz vor Ende der Transferperiode kam Marcell Öhler (21) vom 1. FC Kaiserslautern II zum SCH. Der dynamische Linksfuß stand unter Trainer Christian Ziege einmal als Einwechselspieler für die deutsche U18 gegen Frankreich (2:3) auf dem Platz. Prominentester Mitspieler damals: Dominik Kohr, Sohn des früheren FCK-Torjägers Harald Kohr, der aktuell in der Bundesliga für den FC Augsburg spielt. „Das Problem war, dass wir mit der A-Jugend des FCK aus der Bundesliga abgestiegen sind. Als Regionalligaspieler war ich da aufgeschmissen. Ich wurde dann nur noch einmal eingeladen. Danach hat es einfach nicht mehr gereicht“, erzählt der in Otterbach wohnende Öhler. Da er beim FCK noch unter Vertrag stand, kam es auch zu keinem Wechsel zu einem Bundesligaverein. Der 1. FC Nürnberg habe seinerzeit Interesse gehabt. Nach der A-Jugendzeit rückte Öhler in den Kader des FCK II (Regionalliga) auf. „Allerdings kam ich mit dem damaligen Trainer Konrad Fünfstück überhaupt nicht zurecht“, sagt Öhler. Ein Wechsel zu den Stuttgarter Kickers zerschlug sich. Danach sei der Wechsel zum SC Hauenstein keine Notlösung, aber eine Lösung gewesen, die zum damaligen Zeitpunkt am meisten Sinn gemacht habe. „Wir sind Tabellenerster und im Pokal noch dabei. Ich bin zufrieden“, sagt Öhler, dessen Vertrag in Hauenstein noch bis zum Ende der Runde läuft. Den Abstieg der Lauterer A-Jugend machte auch Kevin Schwehm (22), damals Mannschaftskollege von Marcell Öhler, mit. Noch ein Jahr zuvor stand Schwehm zusammen mit Willi Orban, Dominique Heintz und Jean Zimmer im Endspiel um die deutsche A-Jugend-Meisterschaft. Am 19. Juni 2001 unterlag der 1. FC Kaiserslautern dem VfL Wolfsburg mit 2:4. Bester Torschütze der Lauterer damals war Kevin Schwehm, dem in dieser Runde als Mittelfeldspieler 13 Treffer gelangen. In diese Spielzeit fällt auch das einzige U18-Länderspiel Schwehms. Am 10. Oktober 2010 gewann Schwehm mit der deutschen Auswahl in Kiew gegen die Ukraine mit 1:0. Mitspieler damals waren unter anderem Julian Draxler, Leonardo Bittencourt und Antonio Rüdiger. Trainiert wurde die Auswahl vom früheren „Kopfballungeheuer“ Horst Hrubesch. „Er war sehr hart, aber auch sehr fair. Und er konnte auch witzig sein“, beschreibt Schwehm seinen früheren Trainer. Der „tollen Erfahrung“ von Kiew wurde keine weitere hinzugefügt. Schwehms zweites A-Jugendjahr geriet zu einem Seuchenjahr mit nur noch zwei Toren. „Ich wurde noch mal eingeladen. Aber dann zog ich mir einen Meniskusriss zu und wurde operiert. Ich musste daher absagen und wurde später nie mehr eingeladen“, erzählt Schwehm. Aktuell arbeitet der Bad Dürkheimer an seiner Ausbildung zum Bauzeichner, die er im Dezember 2016 abschließen möchte. Anschließend will der Mittelfeldspieler ein Bauingenieur-Studium aufnehmen. Den Traum vom höherklassigen Fußball hat Schwehm noch nicht ganz abgehakt: „Mal sehen, was noch passiert. Wenn wir mit Hauenstein aufsteigen, spielen wir auch immerhin Regionalliga.“

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