Pirmasens Die Hartnäckige
Sie gehört zu den Politikern, die von Journalisten und anderen Politikern leicht unterschätzt werden. Nichtsdestotrotz sitzt Anita Schäfer seit 1998 für den Wahlkreis 211 im Bundestag. In ihrer Partei, der CDU, hat sie beileibe nicht nur Freunde, aber bislang verwies sie ihre Gegner stets auf die Plätze. Heute feiert die Saalstadterin ihren 65. Geburtstag
Was haben Thomas de Maizìere, Ursula von der Leyen, Peter Altmaier, Maria Böhmer und Volker Kauder gemeinsam? Sie sind nicht nur hochrangige CDU-Mitglieder, sondern waren alle schon im Wahlkampf in der Region unterwegs. Das ist natürlich kein Zufall. Anita Schäfer hat gerufen, da können die Bundespolitiker wohl kaum Nein sagen. Oder lag es vielleicht daran, dass die Abgeordnete eine gewisse Hartnäckigkeit entwickeln kann, wenn es um Dinge geht, die ihr am Herzen liegen? Diese Hartnäckigkeit zeichnet Schäfer aber nicht nur im Wahlkampf aus. Eines ihrer Herz-Themen ist die B 10. Für deren Ausbau hat sie sich eingesetzt, setzt sie sich ein und wird sich wohl auch noch länger einsetzen. Für einen Journalisten ist die Zusammenarbeit mit der CDU-Politikerin, deren Markenzeichen nicht zuletzt ihre farbenfrohen Oberteile sind, nicht immer ganz einfach. Der RHEINPFALZ gibt sie beispielsweise seit Jahren beharrlich einen Korb, wenn es darum geht, sich vor der Bundestagswahl auf einem Podium einer Diskussion zu stellen. Das ist pfalzweit einzigartig. Geschadet hat ihr das offenbar nicht, sie wurde mehrfach wiedergewählt, mit einer Ausnahme gewann sie den Wahlkreis stets direkt. Zu ihrem Gebiet gehören Pirmasens, Zweibrücken, die Südwestpfalz sowie Teile des Kreises Kaiserslautern. In der CDU gibt es einige, die „es Anita“ gerne beerben würden. Viele zweifeln an ihrer Kompetenz, machen Witzchen über sie – freilich nur, wenn sie weit weg ist. Interessanterweise sind es vor allem Männer, die sich an ihr stören – aber doch scheitern, sobald sie versuchen, an ihrem Stuhl zu sägen. Schäfer setzte sich schon gegen so manche Alpha-Männchen durch. Interessant ist es in diesem Zusammenhang zu beobachten, wenn die Abgeordnete dem Pirmasenser OB Matheis oder Landrat Duppré begegnet. In diesem Moment scheint die Raumtemperatur spürbar zu sinken. Mit den beiden CDU-Frontmännern hat sie schon so einige Sträuße ausgefochten, nun versucht man sich gegenseitig zu ignorieren – zumindest so gut es geht. Im Bundestag gehört die bodenständige Bäckerstochter eher zu den sogenannten Hinterbänklern. Den Glanz der Scheinwerfer und die roten Teppiche meidet sie. Ihr Mandat versteht sie als Auftrag, sich zu kümmern – und zwar um die Anliegen der Bürger. Schäfer ist auf nahezu allen Festen in der Region zu treffen: „Wenn es etwas zu Feiern gibt, dann feiere ich.“ Aber sie ist doch irgendwie immer im Dienst, meist hat sie einen Block dabei, notiert sich Dinge, die ihr zugetragen werden und hakt anschließend nach; schreibt Briefe, wendet sich an Behörden, ruft Politiker an – auch da kann sie hartnäckig sein, ist beispielsweise aus Mainz zu hören. Die große Frage, die derzeit über der Person Anita Schäfer schwebt, lautet: Kandidiert sie kommendes Jahr noch einmal für den Bundestag? Uns Journalisten macht sie es da – wieder einmal – nicht einfach. Sie will noch nichts verraten, alles erst parteiintern besprechen. Es gibt nicht wenige, die davon ausgehen, dass die Saalstadterin es noch einmal wissen möchte. In Berlin hat sie schon einen Stammplatz im Verteidigungsausschuss. Vermutlich hat es Zweibrücken nicht zuletzt ihrer hartnäckigen Fürsprache zu verdanken, dass die dortige Kaserne nicht geschlossen wurde. Schäfer ist gerne in Berlin, aber die Bundeshauptstadt ist heute erst mal weit weg. Schäfer will an ihrem Ehrentag durchatmen. Glückwünsche erreichen sie nur telefonisch. Die Bundestagsabgeordnete nimmt sich an ihrem 65. Geburtstag einen Tag frei. Herzlichen Glückwunsch!