Pirmasens Die Drogenszene wandelt sich

Diplom-Psychologin Christina Wasem (von links), Amtsleiter Bernd Kunz und Sozialarbeiterin Johanna Bittem bilden das neue Team d
Diplom-Psychologin Christina Wasem (von links), Amtsleiter Bernd Kunz und Sozialarbeiterin Johanna Bittem bilden das neue Team der Jugend- und Drogenberatung, die ab sofort in der Pirmasenser Klosterstraße residiert.

Schon jetzt, noch vor der Legalisierung, verzeichnet die Pirmasenser Drogenberatung einen gesteigerten Beratungsbedarf bei Jugendlichen in Sachen Cannabis. Bei den Pirmasenser Drogenkonsumenten sei Heroin auf dem Rückzug, stattdessen wird häufiger zu Medikamenten gegriffen.

Bei der Pirmasenser Jugend- und Drogenberatung steht alles auf Neuanfang. Bernd Kunz, Leiter der Jugend- und Drogenberatung, hat nach der Verabschiedung des langjährigen Kollegen Mike Carter vor einem Jahr zwei junge Frauen an seiner Seite. Die Vinningerin Christina Wasem, die bereits seit Oktober 2021 als Psychologin im Amt ist, arbeitet seit Carters Weggang in Vollzeit. Johanna Bittes aus Martinshöhe hat ihr Studium Soziale Arbeit in Ludwigshafen ganz frisch abgeschlossen, und unterstützt das Duo seit Jahresbeginn als Sozialarbeiterin mit Schwerpunkt Suchtprävention. Gemeinsam wollen sie Konsumenten illegaler Drogen helfen, ihre Sucht und Abhängigkeit zu überwinden.

Das sei nach den Einschränkungen wegen der Covid-19-Pandemie bitter nötig, erklärt Kunz, der wieder verstärkt den Kontakt zu den Schulen sucht, um Aufklärungsarbeit zu leisten. Dabei gehe es nicht nur um harte Drogen, sondern es beginne mit Gesprächen in der achten Klasse, bei denen der Alkoholkonsum im Mittelpunkt stehe. In den Klassen neun und zehn käme das Thema Cannabis dazu, dessen Legalisierung der Amtsleiter kritisch sieht. Kunz sieht zwar in der strafrechtlichen Verfolgung der Betroffenen eine harte Maßnahme, erwartet aber durch die geplante Gesetzesänderung, dass der Konsum von Cannabis steigen wird. Kunz rechnet mit einer sprunghaften Steigerung zu Beginn der Legalisierung, die sich dann auf einem deutlich höheren Niveau als jetzt einpendeln werde.

Weniger Heroinkonsumenten

Eine weitere Problematik sei nicht nur die Kombination von Cannabis mit synthetischen Mitteln, sondern auch der Drogenkonsum von dann vielleicht legalen Drogen im Straßenverkehr. Fest stehe, dass die Beratungsanfragen von Cannabiskonsumenten gestiegen seien und fast ein Drittel bei den intensiv beratenen Menschen ausmache. Im Jahr 2022 gab es 294 Beratungen, wovon 65 Einmalkontakte waren und sich 229 zu Intensivberatungen ausgeweitet haben. Das Durchschnittsalter der Klienten betrage 32 Jahre.

Wichtig sei, ein Konzept auszuarbeiten, denn im Bereich Drogen sei alles im Wandel, erklärt Kunz. Cannabis oder synthetische Stoffe wie Amphetamine und Opiate würden meist kombiniert. Auf Partys würden häufig Medikamente wie zum Beispiel Oxycodon genommen, das eigentlich zur Schmerzlinderung eingesetzt werde. Hier sei die Gefahr einer körperlichen Abhängigkeit gegeben, auch wenn sich Konsumenten ganz klar von der Heroinszene abgrenzen würden, die nach seiner Beobachtung rückläufig sei.

Vorteile durch neuen Standort

Hinzu komme, dass die Sucht meist Nebenschauplatz und Symptom von größeren Problembereichen sei, betont Wasem, die ihr Diplom als Psychologin in Landau machte. Hinter einem Drogenkonsum stünden oft Depressionen und Angststörungen, erklärt die 36-Jährige. Daher sei es notwendig zu klären, ob eine Entgiftung oder eine Entwöhnung angebracht sei oder ob ambulante Gespräche ausreichend seien. Überhaupt sei Vorplanen und Vordenken angesagt, betont der Sachgebietsleiter, der in der neuen Wirkungsstätte in der Klosterstraße einen Vorteil sieht. Die Nähe zum kommunalen Familienzentrum „Aufwind“ und dem Quartierstreff Horeb erleichtere, mit betroffenen Menschen ins Gespräch zu kommen.

Die Beratungsstelle wird überwiegend von der Stadt Pirmasens finanziert. Das Land beteiligt sich an zwei Vollzeitstellen sowie einer Teilzeitstelle mit 70 Prozent der Personalkosten. Der Landkreis beteiligt sich entsprechend der Fallzahlen an den Personalkosten nach Abzug der Landeszuschüsse.

Oberbürgermeister Markus Zwick erwartet von den Veränderungen in der Drogenberatung frischen Wind. Drogen seien meist nur ein Begleitthema, das die Menschen vom selbstbestimmten Handeln wegbringe, so der OB. Dagegen müsse vorgegangen werden, um die sowieso großen sozialen Probleme in der Stadt zu überwinden.

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