Pirmasens Die Corona-Krise weckt das Interesse am Buch

Neben Corona-Sachbüchern sind Krimis und Unterhaltungsromane derzeit gut nachgefragt in der Pirmasenser Thalia-Buchhandlung.
Neben Corona-Sachbüchern sind Krimis und Unterhaltungsromane derzeit gut nachgefragt in der Pirmasenser Thalia-Buchhandlung.

Die Buchbranche sieht sich im Aufwind – auf der Frankfurter Buchmesse wurde gar von der Renaissance des Buches gesprochen. Eine Entwicklung, die auch in Pirmasens in der noch einzigen verbliebenen Buchhandlung angekommen ist. An der Stadtbücherei geht dieser Aufwärtstrend derzeit allerdings noch vorbei.

Die Pirmasenser Stadtbücherei war eine der ersten im Land, die nach dem Lockdown wieder den Betrieb aufgenommen hatte und auch sofort wieder zu den vorherigen Öffnungszeiten zu betreten war, wie Büchereileiterin Ulrike Weil betont. Die Bibliothekarin vermisst aber die Schulklassen und Kindertagesstätten in ihrer Bücherei. Coronabedingt dürfen nur maximal sieben Personen in die räumlich nicht sehr großzügig bemessene Jugendbücherei, womit auch eine kleine Kindergartengruppe draußen bleiben muss.

Aber auch in der Erwachsenenbibliothek sei der Zuspruch noch nicht auf dem Niveau vor der Krise angekommen, kann Weil beobachten. Genaue Ausleihzahlen habe sie nicht. Jedoch gefühlt sei die Ausleihe gedruckter Bücher derzeit eher weniger als im vergangenen Jahr. Gleich nach der Wiedereröffnung seien nur wenige Leser gekommen. „Die hatten Ängste“, schätzt Weil.

Onleihe sprunghaft gestiegen

Was sehr stark zugenommen habe während des Lockdowns sei die Onleihe gewesen. Die schon länger bestehende Möglichkeit, Bücher über das Internet herunterzuladen, sei sprunghaft gestiegen und Weil habe gleich mehr für die Onleihe eingekauft, um die Nachfrage bedienen zu können. Nach dem Lockdown habe sich die Onleihe wieder auf kleinem Niveau eingependelt. Das ganz kurz vor dem Lockdown gestartete Filmangebot über „filmfriend“ für das Heimkino mit kostenlosen Kinofilmen sei wohl noch nicht so bekannt gewesen, meint Weil und verweist auf nur magere Ladezahlen bei „filmfriend“.

Einen Corona-Bestseller, der von den Büchereikunden verstärkt nachgefragt worden sei, kann Weil nicht erkennen. Wie üblich sei die Bestsellerliste des Spiegel oft ausgeliehen und vorbestellt worden. Das Büchereiteam habe einen Büchertisch rund um das Thema „Corona“ zusammengestellt, an dem sich die Leser gerne bedienten. Hier habe aber kein Titel besonders hervorgestochen. „Die Leser stürzen sich nicht auf Corona-Bücher“, beobachtet Weil. Allerdings wird man in der Stadtbücherei auch keine Bücher von Corona-Leugnern oder Verschwörungstheoretikern finden. Der Taschenbuch-Bestseller „Corona Fehlalarm“ des Corona-Kritikers Sucharit Bhakdi steht nicht in Weils Regalen.

Positiver Trend hält an

Das ist bei der Thalia-Buchhandlung in der Fußgängerzone anders. „Corona-Fehlalarm?“ sei sehr oft gekauft worden, berichtet Andrea Schwarz, die Pirmasenser Thalia-Filialleiterin. Auch die E-Books hätten stark angezogen. Von einer jetzt erst beginnenden Renaissance des Buches will Schwarz aber noch nicht sprechen. Generell sei in ihrem Geschäft zu registrieren, dass die Pirmasenser wieder mehr lesen und öfter zum gedruckten Buch als früher greifen. Diese Entwicklung habe es aber schon vor Corona gegeben, konnte Schwarz beobachten. Seit dem Lockdown seien allerdings die Kinder- und Jugendbücher deutlich mehr gefragt als zuvor. Bei den Erwachsenen haben nach ihrer Beobachtung die leichten Unterhaltungsromane und Krimis zugelegt. „Wir merken, dass mehr gelesen wird. Das war aber vorher auch schon so.“

Umfrage: Deutscher Buchhandel verbucht besonders große Zuwächse bei jungen Lesern

„Der Buchhandel konnte seinen Umsatzrückstand aus dem Lockdown kontinuierlich reduzieren.“ So lautet eine Zwischenbilanz des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels für das laufende Jahr.

Und: Die Nachfrage nach Büchern sei ungebrochen, heißt es in einer Analyse des Börsenvereins vom 13. Oktober, die sich auf einer aktuelle Untersuchung der GfK, des größten deutschen Marktforschungsinstituts, beruht. Danach greift jeder Fünfte (21 Prozent) seit Ausbruch der Corona-Pandemie häufiger zum Buch – acht Prozent allerdings auch seltener, was einen saldierten Zuwachs von 13 Prozent ergibt. Zum Vergleich: Das Fernsehen kann nur einen Zuwachs von 10 Prozent verzeichnen, Streaming-Dienste wie Netflix oder Amazon-Prime hingegen sogar von 30 Prozent.

Beim Buch zeigen sich die größten Zuwächse bei den jungen Lesern: In der Altersgruppe 10 bis 19 liest ein Drittel (32 Prozent) häufiger, bei den 20- bis 29-Jährigen ein Viertel (26 Prozent). Nur 10 bis 12 Prozent Zuwachs gibt es bei den Altersgruppen der 30- bis 59-Jährigen, ehe der Zuwachs beim Alter von 60-plus wieder auf 14 Prozent ansteigt.

Auch das Engagement der Buchhandlungen trage Früchte, so der Börsenverein. Laut GfK haben 17 Prozent der Deutschen während der Corona-Pandemie erstmals von der Möglichkeit erfahren, Bücher bei ihrer Buchhandlung online oder per Telefon zu bestellen – das sind 11,5 Millionen Menschen. Rund eine Million hat diese Möglichkeit erstmals genutzt.

„Das Buch ist krisenfest und unabdingbarer Teil unserer Gesellschaft. Es liefert verlässliche Fakten, greift drängende Fragen auf und bietet Inspiration. Bücher können die Gesellschaft maßgeblich unterstützen, gerade jetzt in der Krise und beim Weg aus ihr heraus“, hat Karin Schmidt-Friderichs, Vorsitzende des Börsenvereins, zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse gesagt. Corona habe die Buchbranche zwar wirtschaftlich getroffen, Verlage und Buchhandlungen hätten sich aber digital und kundenorientiert gezeigt.

Die Buchbranche könne die Gesellschaft auf ihrem Weg aus der Krise heraus begleiten, ist sich Schmidt-Friderichs sicher: „Wie bewältigen wir die Pandemie? Wie sieht das danach aus? Wie begegnen wir der Klimakatastrophe, sozialer Ungerechtigkeit oder der Gefährdung unserer Demokratien im Lichte der Pandemie? Bücher – und damit die Menschen, die sie schreiben und verlegen, übersetzen, verkaufen und vermitteln – übernehmen bei der Suche nach Antworten auf diese Fragen eine wichtige Rolle“.

Das aktuell am meisten verkaufte Buch in Pirmasens: „Corona-Fehlalarm“. Der Titel findet sich übrigens nicht im Programm der Sta
Das aktuell am meisten verkaufte Buch in Pirmasens: »Corona-Fehlalarm«. Der Titel findet sich übrigens nicht im Programm der Stadtbücherei.
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