Pirmasens Die Abwicklung beginnt

Beim Betriebsrat wollen sie eigentlich gar nichts mehr sagen. Nur einige Wochen ist das Gremium, das wegen des Ablaufs der Amtszeit ein letztes Mal gewählt werden musste, im Amt – bis am 30. April die Produktion in der Zweibrücker Straße geschlossen wird. Viele ihrer Kollegen sind schon aus dem Unternehmen ausgeschieden, darunter langjährige Betriebsratsmitglieder, die nun ebenfalls auf Arbeitssuche sind. Etwa ein Drittel der Anfang 2014 verbliebenen 100 Beschäftigten waren zum ursprünglich geplanten Schließungstermin Ende Januar ausgeschieden – die anderen hatten sich nach einer Betriebsversammlung dazu entschieden, die Verlängerung der Produktion bis Ende April noch mitzumachen (wir berichteten am 14. Januar). Viel zu sagen gibt es ohnehin nicht mehr. Denn das, was die Geschäftsführung des US-amerikanischen Chemiekonzerns H.B. Fuller Ende Mai 2012 der schockierten Belegschaft verkündete, war unumstößlich: Der erst wenige Monate zuvor vom Schweizer Konzern Forbo erworbene Produktionsstandort Pirmasens mit 160 Beschäftigten wird Anfang 2014 dicht gemacht. Neben vier weiteren europäischen Standorten; insgesamt 370 Stellen entfallen. Damit hatten Belegschaft und Betriebsrat nicht gerechnet – gerade der Standort Pirmasens hatte sich aus ihrer Sicht gut entwickelt. So schnell geben sie dort nicht auf, entwickeln mit Unterstützung der Gewerkschaft ein Alternativkonzept, das den Erhalt des Standortes vorsieht. Doch Ende November 2012 lehnt die Geschäftsführung dieses – wie befürchtet – ab. Dafür zeigt sich das Unternehmen offensichtlich bei den Verhandlungen über Interessenausgleich und Sozialplan entgegenkommender: Nach RHEINPFALZ-Informationen liegen die Abfindungen über der für Pirmasenser Verhältnisse liegenden Höhe – H.B. Fuller kauft sich frei. Dafür spricht auch, dass es keine Kündigungsschutzklagen gegeben hat. Mit dem 30. April ist nun für die Klebstoffproduktion endgültig Schluss. Noch 13 Beschäftigte bleiben danach am Standort, um diesen abzuwickeln, wie der Interims-Standort- und Personalleiter Joachim Zimmermann informiert. Auch die von Fuller engagierte Transfer-Agentur – das Zentrum für Arbeit und Bildung (ZAB) aus Frankenthal – hat dann ihre Arbeit getan, nämlich die Beschäftigten bei der Suche nach Arbeit zu unterstützen. Etwa 200.000 Euro flossen dafür, etwa in Weiterbildungskurse und Qualifikationen. Immerhin: Fast alle gewerblichen Mitarbeiter hätten noch den Gablerschein gemacht und zwei den Bus- und Lkw-Führerschein. Wie viele der ursprünglich 160 wieder Arbeit gefunden haben, weiß Zimmermann nicht. Er wisse nur, sagt er, dass einige bei Kömmerling Chemie gegenüber untergekommen seien. Mit der Schließung geht der Rückbau einher: Betriebsanlagen werden abgebaut – und an andere Standorte gebracht – oder verschrottet. Für das Gelände, ein 69.000 Quadratmeter großes Areal, wird nun ein Gutachten zur Abwicklung erstellt. Im Juli soll dann endgültig zugeschlossen werden. Was danach geschieht mit der Liegenschaft, ist noch offen. Die Optionen dafür – vermutlich Verkauf oder Verpachtung – werde man nach der Schließung „in Ruhe weiterhin prüfen“, heißt es dazu nur von Unternehmensseite. Mehr zu sagen hat H.B. Fuller nicht – jener Eigentümer, der den Traditionsbetrieb die kürzeste Zeit besessen, dafür aber dessen Ende besiegelt hat. (tre)

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