Pirmasens Der unerschütterliche Glauben, dass jeder Mensch Unterstützung verdient

80 Jahre alt: Jutta Kastrop-Pretor
80 Jahre alt: Jutta Kastrop-Pretor

Im September 2020 hatte Jutta Kastrop-Pretor ihren letzten öffentlichen Auftritt. Sie wurde damals von Oberbürgermeister Markus Zwick für ihr „herausragendes Engagement zum Wohle der Stadt“ mit der goldenen Ehrenplakette ausgezeichnet. Heute, am 2. Mai, feiert die verdienstvolle ehemalige Stadträtin ihren 80. Geburtstag.

Ihre Karriere in der Kommunalpolitik begann die pensionierte Grundschullehrerin im Herbst 1981. Damals rückte sie für die SPD in den Stadtrat nach, weil Werner Dick (damals stellvertretender Partei-Vize) sein Mandat wegen Wohnsitzwechsels niedergelegt hatte. 33 Jahre lang arbeitete sie in den SPD-Gremien mit, war drüber hinaus im Haupt-, Kultur-, Sport-, Krankenhaus-, Schulträger- und Frauenausschuss sowie im Ausschuss für Landwirtschaft, Grünflächen und Friedhofswesen tätig. Sie engagierte sich in den Aufsichtsräten der Bauhilfe und des Krankenhauses, war ehrenamtliche Richterin am Sozialgericht Speyer.

Von 1994 bis 1999 bekleidete sie das Ehrenamt als Beigeordnete der Stadt Pirmasens. In dieser Funktion verantwortete Jutta Kastrop-Pretor das Dezernat V mit den Bereichen Frauen, Jugend, Soziales und Senioren. Unter ihrer Regie wurde das Sozialamt organisatorisch auf neue Füße gestellt, der Seniorenbeirat auf den Weg gebracht, Jugend-Probleme wurden gelöst und Schulpartnerschaften mit Poissy intensiviert. Engagiert setzte sie sich für den Umbau und die Wiedereröffnung des Jugendhauses ein, außerdem verhalf sie dem Projekt „Arbeit statt Sozialhilfe“, einem Vorläufer der Jobbörse, zum Durchbruch.

Herkulesaufgaben im Sozialdezernat

Eine Herkulesaufgabe lag mit der Amtsführung dieses Dezernats vor ihr. Dennoch füllte sie es mit viel Engagement aus, obwohl es mit mehr Zeitaufwand verbunden war, als sie erwartet hatte. „Gerade im sozialen Bereich fielen oftmals Probleme an, die schnell und unbürokratisch behandelt werden mussten“, sagt sie im Rückblick. Immerhin sollte der Hauptberuf, die Lehramtstätigkeit, nicht unter dem Ehrenamt leiden, das sie nur noch mit reduzierter Stundenzahl ausübte.

Als einen Schwerpunkt ihrer Arbeit sah sie zu Beginn ihrer Amtszeit die Umorganisation des Sozialamtes an. Immer mehr Hilfesuchende kamen zur Behörde, was zu Warteschlangen und Unzufriedenheit bei der Kundschaft führte, aber auch zu Stresssituationen bei den Mitarbeitern. Diesem Missstand abzuhelfen war ihr ein Bedürfnis und es wurden auch viele Verbesserungen erreicht. „Helfen würde ich am liebsten allen, die zu mir kommen. Aber dafür bräuchte ich ein Füllhorn“, so ihr Herzenswunsch angesichts der Probleme vieler Pirmasenser Familien. Doch dieser Wunsch blieb ihr infolge der schon damals prekären Finanzlage der Stadt versagt.

Seniorenprogramm weiterentwickelt

Bei der Seniorenarbeit sah Kastrop-Pretor die Stadt im Vergleich zu anderen Kommunen gut positioniert. Es gab bereits ein Seniorenprogramm, das die Beigeordnete weiterentwickelte. Ein weiterer Knackpunkt ihrer Arbeit war das Jugendhaus am Nagelschmiedsberg, das nach gründlichen Renovierungsarbeiten bald wieder eröffnen sollte, damit die Stadt eine wichtige Institution zurückerhält, die sie auch dringend braucht. Ein weiteres großes Projekt, das ihr am Herzen lag, war das Thema „Arbeit statt Sozialhilfe“. Hier galt es, die Vor- und Nachteile verschiedener Modelle abzuwägen und zu entschieden, auf welche Weise das Projekt verwirklicht werden kann.

Trotz all ihrer Erfolge und Auszeichnungen blieb sie stets bescheiden und zugewandt, ein Charakterzug, der bei ihren Weggefährten und im gesamten Stadtrat von Pirmasens sehr geschätzt wurde. Ihr großes Engagement war stets an ihrer unerschütterlichen Überzeugung verknüpft, dass jeder Mensch unabhängig von seiner Herkunft gleiche Chancen und Unterstützung verdient.

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