Pirmasens Der Schock

Bei der Verabschiedung mit Tränen in den Augen: Sebastian Kriebel (links) und Matthias Kuntz.
Bei der Verabschiedung mit Tränen in den Augen: Sebastian Kriebel (links) und Matthias Kuntz.

«DAHN.» Matthias Kuntz ging als Kapitän der Handballer des Turnvereins Dahn von Bord. „Ich bin froh, dass ich die Entscheidung über mein Karriereende schon vor vier Wochen selbst getroffen habe, bevor sie mir jetzt abgenommen worden wäre“, sagte der 30-Jährige bei seiner Verabschiedung am Samstagabend anlässlich des letzten Pfalzliga-Heimspiels im Dahner Schulzentrum. Kuntz: „Ich hätte die letzten beiden Spiele gerne noch gespielt, aber dann kam der gesundheitliche Hammer.“ Er habe einen Schlaganfall im Sehzentrum erlitten. Ein Schock für den topfitten Sportler! Noch immer könne er nicht korrekt sehen, sei aber sehr froh, die Partie gegen die HSG Landau/Land wenigstens teilweise verfolgen zu können. 26 Jahre hatte Kuntz in Dahn Handball gespielt. „An den Gedanken, dass es jetzt vorbei ist, muss ich mich noch gewöhnen“, erzählte der Linksaußen, der in dem Abstieg seiner Mannschaft keinen Rückschlag oder Makel sieht: „Wir wollten nicht abmelden, um den jungen Spielern diese Chance in der Verbandsliga zu geben. Sie haben sich auch bei mir bedankt, dass ich dieses Jahr noch gespielt habe, um ihnen noch zu helfen.“ Ex-Trainer Sebastian Kriebel, der diese Runde nur Spieler sein wollte, aber früh einen Kreuzbandriss erlitt, betonte: „Matthias Kuntz war ein Kämpfer, einer mit einem blau-weißen Herz, der immer 100 Prozent gegeben hat.“ Kriebel will über die Fortsetzung seiner eigenen Karriere erst entscheiden, wenn er wieder absolute Fitness erlangt hat. Verabschiedet wurde auch Felix Kissel. Er begann erst in der B-Jugend mit Handball, habe sich dann, so Kriebel, zu einem bärenstarken Rechtsaußen entwickelt. In dieser Runde spielt er sogar im Rückraum groß auf. Mit 25 Jahren ist nun Schluss für ihn mit Handball. Sein Beruf in einer Frankfurter Unternehmensberatung sei so reiseintensiv, dass es nicht möglich sei, an einem Ort in einer Mannschaft zu trainieren, ließ er wissen. Er werde sich etwas anderes suchen müssen: „Laufen oder Fitness“, nannte er als Alternative. Mit Verweis auf das riesige Verletzungspech des TVD in jüngerer Vergangenheit merkte er an: „Immerhin habe ich es geschafft, ohne große Verletzung meine Karriere zu beenden – bei dem, was die Mannschaft schon so durchgemacht hat. Ich bin froh, dass mir das erspart geblieben ist.“ Er hatte wie andere auch vor dem Spiel Tränen in den Augen. TVD-Trainer Christoph Bachmann bedauerte den Wegfall dieser Säulen: „Diese Spieler haben den Verein und die Mannschaft jahrelang getragen. Jetzt müssen wir mal sehen, wer ab Sommer diese Rollen ausfüllt. Aber das wird schwierig.“ Mit 24:30 (11:15) verloren die Dahner ihr letztes Pfalzliga-Heimspiel gegen die HSG Landau/Land, die sie vielleicht im Spätsommer in der Verbandsliga wieder treffen, denn die Mannschaft von Trainer Sandor Tenke ist trotz dieses Sieges noch nicht gerettet. Das Spiel verlief wie die meisten anderen in dieser Saison. Der Gegner ging in Führung, der TVD hielt den Kontakt, ohne aber nochmals ausgleichen zu können. „Wir wussten, dass Dahn immer konditionelle Probleme bekommt und sich dort ab der 20. Minute und in der zweiten Hälfte die Fehler häufen“, erklärte Tenke, weshalb er über die gesamte Partie hinweg siegessicher gewesen sei. „Letztlich war es ein Arbeitssieg.“ Dieser nahm nach etwa 45 Minuten immer klarere Konturen an, war nach gut 50 Minuten dann quasi sicher. Die HSG konnte sich in der Abwehr weitgehend auf ihren robusten Innenblock verlassen, an dem sich die Dahner die Zähne ausbissen. Nicht jeder Dahner fand zu seiner Bestform. Kissel beispielsweise war in seinem letzten Spiel eine gewisse Nervosität anzumerken. Sowohl offensiv wie auch defensiv unterliefen ihm vor allem in der Anfangsphase Fehler, gegen Ende steigerte er sich. Mit unnötigen Zeitstrafen um die Halbzeitpause herum machten sich die Dahner die Aufgabe noch schwerer, als sie ohnehin schon war. Das Spiel war phasenweise ruppig, zerfahren und oft unterbrochen. In der 52. Minute zeigte René Eichstädt gegen den für dieses Spiel reaktivierten Joachim Held seine wohl letzte Parade im Tor der ersten Mannschaft. Er wurde wie Kissel und Kuntz vor dem Spiel verabschiedet. So spielten sie TV Dahn: Kunz, ab 43. Eichstädt - Kissel (5), Bold (5/4), Janik Röckel (2) - Fabian Schwarz (2), Käflein (1) - Farbacher; Fischer, Link (4), Lukas Schwarz (3), Schwamm (1), Schehl (1) Spielfilm: 1:4 (8.), 5:7 (17.), 8:10 (22.), 11:15 (Halbzeit), 16:23 (46.), 20:29 (55.), 24:30 (Ende) - Siebenmeter: 4/4 - 7/7 - Zeitstrafen: 6 - 6 - Beste Spieler: Link - Florian Gerstle, Lukas Gerstle - Zuschauer: 101 - Schiedsrichter: Hasenfratz/Funke (Ludwigshafen).

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