Pirmasens Das Ende von Lisa Schwabs Leidenszeit

Verletzungen hatten ihre Karriere gestoppt, doch nun ist Lisa Schwab wieder fit. Und die aus Höhfröschen stammende Bundesligafußballerin hat gleich einen schönen Erfolg gefeiert: Mit Bayer Leverkusen hat sie den DFB-Hallen-Pokal gewonnen. 1:0 schlugen Schwab & Co im Finale Champions-League-Sieger VfL Wolfsburg. „Da waren wir schon ein bisschen stolz, zumal wir mit Frankfurt und Wolfsburg die ganz Großen der Bundesliga ausgeschaltet haben. Aber dafür trainiert man doch auch jeden Tag, um so etwas zu erreichen“, befindet die 170 Zentimeter große und 65 Kilo leichte Schwab. Siebenmal in der Woche wird bei Bayer 04 trainiert und halbtags arbeitet die ehemalige Juniorennationalspielerin als Bürokauffrau beim Bayer-Konzern, wo sie auch die Ausbildung dazu absolviert hatte. Wenn sie mal zwei, drei Tage spiel- und trainingsfrei hat, fährt die 25-Jährige heim nach Höhfröschen, denn sie hat noch eine sehr enge Bindung zur Familie. Jeden Tag telefoniere sie mit Mama oder Papa, oft auch mit Bruder Sebastian, erzählt sie. Lisa Schwab spielt bereits in der sechsten Saison bei Bayer 04 Leverkusen. Begonnen hatte alles einmal beim FC Fehrbach. Da hatte die kleine Lisa ihren drei Jahre älteren Bruder Sebastian stets zum Training beim FCF begleitet „und dabei immer ein bisschen gekickt“, erinnert sich Lisa Schwab. Als F-Jugendliche streifte sie sich erstmals das Trikot des für seine hervorragende Jugendarbeit bekannten FCF über. Und ein Trainer erkannte sofort das große Talent, das in Lisa schlummerte: Gerhard Lorett. „Er hat mich immer wieder gefördert. Er gab mir auch mal Druck, wenn es nötig war. Lorett ist kein Larifari-Trainer. Er ist der beste Trainer, den ich kenne, und er war für mich auch der wichtigste“, ist Schwab noch heute voll des Lobes für den Grundschullehrer, der heute die Verbandsliga-C-Junioren des FK Pirmasens coacht. Mit einer Ausnahmegenehmigung spielte Schwab bis ins erste B-Juniorenjahr bei den Fehrbacher Jungs mit. „Das kann ich jedem Talent nur empfehlen, denn im Spiel mit den Jungs lernt man sich durchzusetzen, bekommt mehr Zweikampfhärte mit“, weiß Schwab. Interessant: Die Fußballgene lieferte wohl eher die Mutter von Lisa, denn in ihrer Verwandtschaft gab es einige sehr gute Kicker, während Papa Schwab mit Fußball nichts am Hut hatte. Auch im Südwestdeutschen Fußballverband wurde man auf das Talent aus Höhfröschen aufmerksam. Es folgten erste Berufungen in die Mädchenauswahl des SWFV. Von den B-Junioren des FC Fehrbach wechselte Schwab dann in die 2. Bundesliga zum 1. FC Saarbrücken. Bis 2009 trug sie das Trikot der Saarländer, spielte vier Jahre lang gemeinsam mit der ein Jahr älteren, aus Herschberg stammenden aktuellen Weltfußballerin Nadine Keßler in einem Team. Zunächst waren die beiden Mädchen aus der Südwestpfalz von einem Fahrdienst des 1. FC Saarbrücken zu jedem Training und Spiel abgeholt und nach Hause gebracht worden. „Doch dann wurde mir der Stress zu groß“, erzählt Schwab und sie besuchte fortan ein Internat in Saarbrücken. Bereits zu Fehrbacher Zeiten machte sie vier Spiele im U15-Nationalteam. In Saarbrücken kam dann ihre Karriere so richtig ins Rollen. Schwab, die damals noch vornehmlich in der Abwehr eingesetzt war, gehörte zum Stammpersonal der U-Nationalmannschaften. Ihre Bilanz: vier U15-, 19 U17-, 23 U19-, sechs U20- und sechs U23-Länderspiele. Mittlerweile hatten sie ihre Nationaltrainerinnen aus der Abwehr ins Mittelfeld versetzt, denn Schwab war sehr antrittsschnell, zweikampfstark und verfügte über eine präzisen, harten Schuss. „Aber ein Laufwunder war ich noch nie gewesen“, sagt sie über sich selbst. Mit dem U19-Nationalteam wurde sie 2007 in Island Europameisterin, 2008 folgte Platz drei bei der U20-Weltmeisterschaft in Chile. Nach insgesamt 58 U-Länderspielen schien eine Karriere als Frauen-Nationalspielerin programmiert, als sie sich im letzten Testspiel in der Vorbereitung auf die Saison 2012/13 verletzte. An ihrem starken linken Fuß zog sie sich einen Bänder- und Kapselriss zu. Schwab: „Ich hatte ein ganzes Jahr damit große Probleme.“ Eine letzte Operation musste sie im Mai 2013 über sich ergehen lassen. „Die jetzige Vorbereitung auf die Rückrunde in der Bundesliga ist die erste Vorbereitung nach der Verletzung, die ich voll mitmachen kann“, betont Schwab. Es sei eine sehr schwere Zeit gewesen: nur Rehatraining, kein Fußball. Da sei schon öfters der Gedanke durch den Kopf geschossen, mit dem Fußball Schluss zu machen. Doch sie biss sich durch, kam auch dank der „großen Unterstützung von Physiotherapeutin Jacqueline Ciompala“ zurück und hat mittlerweile 93 Bundesliga-Einsätze (18 für Saarbrücken und 75 für Bayer Leverkusen) hinter sich gebracht. Kontakte zu Leverkusens Bundesliga-Männern gebe es genügend, zumal beide den gleichen Kraftraum in der Bay-Arena nutzen. Auch die Weihnachtsfeier wird gemeinsam genossen. „Wir kennen einander“, sagt Schwab. Über die Zukunft mache sie sich wenig Gedanken. „Ich lebe erst mal jetzt“, sagt sie. „Was kommt, weiß man nie.“

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