Pirmasens „Da Da Da – Ist das blöd oder kann das sinn?“

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Dada war auch für die Jugendkulturwerkstatt Pirmasens (Jukuwe) das Thema der Wahl, um sich an den 19. Jugendkulturtagen Rheinland-Pfalz zu beteiligen. Als Abschlussveranstaltung kamen da City-Event und die Lange Hugo-Ball-Nacht am Samstag, 9. Juli gerade recht, um sich entsprechend dem Thema 100 Jahre Dada zu präsentieren. Unser Mitarbeiter Fred G. Schütz hat sich mit Dieter Geisinger, dem Leiter der Jukuwe über die die Herausforderungen des Themas Dada, die Themenfindung und Umsetzung der geplanten Aktionen unterhalten.

Wie wird es mit dem Jugendhaus am Nagelschmiedsberg weitergehen, das ja an den Dada-Aktionen der Jukuwe beteiligt ist. Das Gebäude soll ja nicht weiter genutzt werden?

Das Jugendhaus soll ja zukünftig in der Alten Hauptpost untergebracht werden. Zeitlich gibt es noch keinen verbindlichen Termin. Die Stadt baut um, auch für die Jugendherberge. Das Jugendhaus soll in den Gebäuden der ehemaligen Paketpost untergebracht werden. Das ist der derzeit verbindliche Stand der Dinge. Bei den Aktionen der Jukuwe ist oft von „niedrigschwelligen Angeboten“ die Rede. Was ist konkret darunter zu verstehen? Für mich ist das das Gegenteil von Hochkultur. Das heißt, ich mache jemandem kulturelle Angebote mit denen ich denjenigen da abhole, wo er gerade steht und eröffne im neue Wege und Zugänge zur Kultur - ohne dass er dazu eine große Vorbildung braucht, ohne dass viel vorausgesetzt wird, entsprechendes Interesse natürlich ausgenommen. Aber auch Interesse muss man wecken. Wie werden die Nutzer, die meist junge Leute sind, auf die Jukuwe aufmerksam gemacht? Ist das die öffentliche Präsenz mit Aktionen wie „Song für Pirmasens“ oder geschieht das durch Mundpropaganda? Ich denke es ist beides. Wir sind ja an verschiedenen Schulen im Ganztagsbereich aktiv, wir haben also den direkten Zugang zu Schülern. Es gibt aber auch durch die der Jukuwe angegliederte Musikschule und durch verschiedenste Projekte viele Möglichkeiten. Song für Pirmasens ist so ein klassisches Thema oder Live on stage as one, als große Revue der Jugendkultur. Da können wir direkt neue Kontakte knüpfen, und es ist auch eine Frage der Vernetzung. Wir sind innerhalb der Stadt recht gut vernetzt. Wäre Dada für die Jukuwe ein Thema gewesen, wenn dieses Jahr nicht gerade 100 Jahre Dada gefeiert würden? Ich glaube schon, dass das Thema selbst der Auslöser war. Das war ein klares Signal, so dass wir gesagt haben, das ist ein Thema, das Pirmasens betrifft. Zudem haben wir in einem anderen Kontext schon mal mit der Alten Post zusammengearbeitet. Wir hatten ja ein Museumsprojekt „Hörbar Kunst“ mit der Alten Post gemacht. Da war unsere Aufgabe, wie kriegen wir ein komplexes Thema wie in diesem Fall Heinrich Bürkel, das von den Jugendlichen eigentlich sehr weit entfernt ist, an die Zielgruppe heran. Das war ein Dreiecks-Projekt zwischen Alter Post, Jukuwe und Realschule Plus, Kirchberg. Wir haben einen Audio-Guide erstellt wobei wir sagten, wir gehen mit den Kindern ins Museum, schauen uns das an, machen es dann aber erlebbar. Wir haben die klassischen Themen von Heinrich Bürkel aufgegriffen, Kohlenmeiler, Bauernhof, Tiere. Das war neu für die Kinder, als wir auf dem Bauernhof waren oder am Kohlenmeiler. Dadurch bekam das Projekt Leben, so dass die Kinder mit ihrer Sprache, mit ihrer Sicht der Dinge, aber in Zusammenarbeit mit der Museumspädagogik und uns als Vermittler zwischen Kindern und Fachleuten den Audio-Guide erarbeitet haben. So ähnlich ist das bei Dada ja auch. Ist es schwierig, ein solch sperriges Thema wie Dada Kindern und Jugendlichen zu vermitteln? Es ist schon ein komplexes Thema, mit dem man keine offenen Türen einrennt. Es ist eher so, dass man über eine Art Aufklärungsarbeit und Beschäftigung mit dem Thema zeigt, dass es da eine zweite und dritte Ebene gibt. Deshalb auch das Thema „Da Da Da - Ist das blöd oder kann das sinn?“ Was heißt: Es sieht manchmal aus wie Blöd-Sinn, macht aber Sinn. Der Titel hat sich dann aber offensichtlich aus der konkreten Arbeit mit den Kindern ergeben, oder? Absolut. Wir kamen ja von dem „ist das Kunst oder kann das weg? zu „Ist das Kunst, oder kann des sinn?, haben also sogar noch ein bisschen Mundart drin. Wieviele Mitarbeiter der Jukuwe sind mit dem Dada-Projekt befasst? Wir sind noch mitten drin, zusammen vielleicht fünf Leute plus Mitarbeiter des Jugendhauses. Als Teilnehmer sind es vielleicht 20 bis 30, zusammen mit den Workshop-Teilnehmern im Rahmen der Jugendkulturtage sind es aber bedeutend mehr. Zusammen mit dem Hugo-Ball-Gymnasium werden zum Beispiel die mobilen Kulissen gebaut. Einen Monat lang werden wir uns jetzt intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Wir gehen an Schulen, machen Workshops. Die Jukuwe kooperiert mit der Matzenbergschule, der Realschule Plus und dem Hugo-Ball-Gymnasium. Das sind unsere großen Kooperationspartner. Wichtig war, dass wir jede Schulform abdecken. Was wird konkret am 9. Juli von der Jukuwe geboten? Einerseits stellt unser Beitrag den Abschluss der rheinland-pfälzischen Jugendkulturtage in Pirmasens dar. Das war ein Zufall: Wir hatten uns Anfang des Jahres bereits das Thema Dada gewählt; durch den Kontakt zur Alten Post, zu Sonja Mäß vom Kulturamt, haben wir dann gesagt, wir können uns an die große Hugo-Ball-Nacht andocken. Wir werden zunächst sozusagen im Vorprogramm der Hugo-Ball-Nacht die Jugendkultur darstellen werden. Das Straßenprogramm von 11 bis 13 Uhr ist mobil, wir bauen Dada-Trommeln und ziehen damit durch die Stadt und probieren alles, was mobil machbar ist. Abends wird es verschiedene Blöcke geben, beim musikalischen Block sind wir beispielsweise mit schwerem Gerät unterwegs, ausgemusterte Kühlschränke, Waschmaschinen, Autofelgen und so weiter, die wir in Kontrast zu einem bekannten Lied setzen werden. Diese Aktion wird im Atrium des Rheinberger ab 17.30 Uhr über die Bühne gehen. Wir haben versucht, das Thema Dada in die Neuzeit zu bringen, wir machen nicht Dada wie vor hundert Jahren, sondern versuchen den Gedanken von Dada als Protest- und Anti-Bewegung mit aktuellen Themen umzusetzen. Viel mehr kann ich noch nicht verraten, weil wir noch mitten im Prozess sind. Wichtig ist, dass sich immer noch Leute kurzfristig bei uns melden, um mitzumachen, etwa beim Trommelbau. Am besten unter der Telefonnummer der Jukuwe 06331/213737 oder E-Mail jukuwe-pirmasens@internationaler-bund.de melden.

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