Pirmasens Blickpunkt: Das Springturnier in Pirmasens-Winzeln: Heinz Roevenich ist der König der Nacht
PIRMASENS. Rund 500 Zuschauer verfolgten das Barrierespringen unter Flutlicht beim Springturnier in Pirmasens-Winzeln. Es war der stimmungsvolle Höhepunkt eines Turniers, das kaum einen Wunsch offen ließ. Der Sieg ging ins Rheinland, der favorisierte Heinz Roevenich gewann mit Graf Sandro und einer Höhe von 1,80 Metern.
„Wie lange willst du denn bleiben? Drei Stunden, vier Stunden? Wir wollen morgen noch den Großen Preis gewinnen“, feixte Heinz Roevenich am späten Samstagabend im Stallzelt mit seiner Frau Christine. Vom Festzelt aus dröhnte bereits der Bass, die Reiterparty in Winzeln hatte begonnen. Der 40-Jährige aus Euskirchen hält mit seinem rheinischen Humor nicht hinterm Berg. Er hatte auch gut lachen: Mit dem zwölfjährigen Graf Sandro hatte er gerade das Barrierespringen gewonnen. Die Börse fiel mit 750 Euro für den Sieg ordentlich aus, die gesprungene Höhe nimmt sich im Vergleich zu dem, was das Paar leisten kann, bescheiden aus. „2,05 Meter sind wir schon gesprungen“, erzählte Roevenich, „das ist dann aber schon extrem“, fügt er an. Sechs oder sieben Siege, so genau wisse er das gar nicht, habe er bei dieser spektakulären Spezialdisziplin bereits verbucht. Barrierespringen ist Nervenkitzel pur – für die Zuschauer. Denn die Reiter wissen genau, was sie tun und ihren Pferde zumuten können. „Im Prinzip ist das ein angenehmes Springen“, erklärte Roevenich und schob „mit Pferden, die relativ vorsichtig sind“, nach. Graf Sandro sei so ein vorsichtiges Pferd, ihn zeichne zudem eine gute Rittigkeit aus, erzählte Roevenich. Zwei Sprünge gibt’s beim Barrierespringen zum Aufwärmen, dann schließen sich vier Steilsprünge an, die jeweils zehn Zentimeter höher gebaut sind. Der letzte Sprung maß im ersten Umlauf 1,60 Meter – offiziell. „Das waren höchstens 1,55“, behauptete Roevenich augenzwinkernd. Vielleicht war das ein Grund, warum zwölf der 15 Paare in die zweite Runde einzogen. Dort wurden am finalen Sprung 1,70 Meter aufgelegt. „Heinz, gib alles“, schallte es von den Zuschauerrängen. „Ihr kennt mich doch“, rief Roevenich zurück, als er sich mit Graf Sandro auf den Weg machte. Roevenich zog mit fünf Konkurrenten in die dritte Runde ein, 1,80 Meter wurden aufgelegt. Am Ende blieb nur ein Paar bei allen Höhen fehlerlos: Heinz Roevenich und Graf Sandro. Uwe Carstensen (RC Riedheim), Stefan Hirsch (RV Nordstetten Horb) und Julia Gorski (RFV Alt Marl) wurden jeweils Zweite. Nur Hirsch schaffte es nicht über 1,80 Meter, die beiden anderen hatten bei einem der drei niedrigeren Sprünge einen Fehler. Graf Sandro hatte unüberhörbar Kontakt mit den Stangen, die blieben aber alle in ihrer Halterung. „Ich hätte auf ein Ergebnis von 1,85 Meter getippt“, bezifferte Roevenich seine Prognose. Dass 1,80 Meter zum Sieg reichten, war ihm auch recht. „Schließlich müssen wir morgen noch den Großen Preis reiten“, bemerkte er mit Blick auf Graf Sandro. Beim Großen Preis gestern hatte Roevenich kein Glück. Das mit 8000 Euro dotierte Hauptspringen des Turniers gewann Andreas Woll. Der Neunkircher ist ein Kumpel Roevenichs, er war auch der „Heinz“-Rufer vom Samstagabend. Wolf hat Roevenich zum Turnier nach Neunkirchen-City gelotst und ihm auch den Start in Pirmasens ans Herz gelegt. Das muss man bei Janne-Friedericke Meyer nicht mehr. Als sie im vergangenen Jahr zum ersten Mal hierherkam, war es eine Reise ins Ungewisse. „Dieses Mal sind wir mit freudiger Erwartung hergekommen“, sagte sie. „Für uns ist es schon weit weg, eine kleine Weltreise für ein nationales Turnier“, bemerkte sie. Trotz näher liegender Turniere ist sie nach Pirmasens gekommen. „Es hat halt jeder so seine Bekanntschaften“, sagte sie lachend. „Wir werden hier immer so herzlich empfangen, es ist ein sehr nettes Veranstalterteam, und es ist die Heimatstadt von Peter Kaiser“, erklärte Meyer. Peter Kaiser sponsert die Reiterin, Geschäftsführer Marcus Ewig nebst Gattin Amina Wagner-Ewig waren Gäste beim Turnier. Selbst Jürgen Fitschen, Co-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, dessen Pferde Meyer reitet, war gestern zur Stippvisite in der Südwestpfalz. Sollte sie nicht gerade für einen Nationenpreis oder einen Weltcup nominiert sein, dann werde sie auch 2015 wiederkommen, versicherte sie.