Pirmasens Bis zum letzten Unterrichtstag

Es war für Michael Hoffmann eine Fleißarbeit zu einem ungewöhnlichen Thema: Die Einschulungslisten sämtlicher Schülerjahrgänge der Volksschule in Hengsberg von 1946 bis zum letzten Unterrichtstag am 15. Juli 1970 zu recherchieren. Bis auf zwei hat er alle Namen beisammen. Die Dokumentation wird ein Schwerpunkt der Hobby-Ausstellung am kommenden Wochenende sein.
Auslöser war das Schultreffen in der Gaststätte Waldesruh am 28. Mai 2018. In dessen Rahmen sei die Idee aufgekommen, die Volksschul-Zeit zu dokumentieren, erläutert Hoffmann. „Ich wurde gefragt, ob ich das machen würde. Ich habe mich dazu bereit erklärt, ohne zu ahnen, wie viel Arbeit da auf mich zukommt. Es war so ähnlich, wie wenn man ein Puzzle zusammensetzen muss, ohne zu wissen, wie viel Teile es sind und wo man die Teile findet.“ Mit Unterbrechungen saß der pensionierte Lehrer seit Mai an seiner „Hausaufgabe“. Hoffmann verfasste zunächst ein Rundschreiben, das im Dorf ausgeteilt wurde. Es gab zwar Rückmeldungen, jedoch förderten Gespräche mit älteren Mitbürgern mehr Informationen zutage, sowohl für die Erstellung der Klassenlisten als auch für die Namen der Personen auf den Bildern. „Die Fotos habe ich leihweise zur Verfügung gestellt bekommen und unser Hengsberger Fotograf Wolfgang Wittmer hat Repros gemacht und die Bildbearbeitung übernommen.“ Die Zeitspanne der nach Einschulungsjahren geordneten Klassenlisten reicht vom Neuanfang nach dem Zweiten Weltkriege (Schulbeginn in Hengsberg am 16. Oktober 1946) bis zur Auflösung der Schule am 15. Juli 1970. Bei den Fotos sei das Hauptproblem gewesen, den Personen auf den Bildern die passenden Namen zuzuordnen. Bis auf zwei Namen sei dies auf den Bildern ab 1939 gelungen. Allerdings waren „für die Identifikation viele persönliche Gespräche notwendig. Die Leute waren aber durchweg kooperativ und standen der Idee positiv gegenüber.“ Im Rahmen der Hobby-Ausstellung „hoffe ich, dass die zwei fehlenden Namen noch herausgefunden werden können“, sagt Hoffmann. Bei meinen Recherchen habe sich auch herausgestellt, dass einzelne Jahrgänge jeweils nur mit einer Person besetzt waren. „Ich selbst zum Beispiel war ein kompletter Jahrgang; denn ich wurde 1956 als einziges Kinde eingeschult. Nach dem Krieg gab es sogar einen oder zwei Jahrgänge ohne Einschulung.“ Auch Kuriositäten förderte Hoffmann zutage. Etwa ein Posteinlieferungsbuch von Lehrer Braun, oder den „Hilferuf“ einer Mutter, die offenbar mit ihrem Sohn Erziehungsprobleme hatte: Die verzweifelte Mutter bat „Herrn Lehrer Braun“, ihrem Sohn anständig den Hintern zu verhauen. Nur nicht im Beisein aller anderen. „Das Original mit Namen drauf habe ich natürlich“, so Hoffmann. Ein anderes Original, das heute noch im Dienstzimmer des Ortsvorstehers zu finden ist, bezeugt, dass die Hengsberger Schulkinder zu den Champions der Bundesjugendspiele gehörten. „Dreimal hintereinander hat unsere Volksschule den Wanderpreis der Bundesjugendspiele im Umkreis gewonnen“, in den Jahren 1959 bis 1961. Danach durfte Hengsberg den Wanderpreis behalten. Das Schulhaus wurde 1937 in der Fehrbacher Straße 10 gebaut. Es war bis 1970 in Betrieb, nachdem Hengsberg durch die Verwaltungsreform 1969 zur Stadt kam. Die Schule wurde als sogenannte Zwergschule geführt, das heißt, alle Klassenjahrgänge wurden in einem Saal unterrichtet. Zuvor gab es in der Hanfstraße, gegenüber dem Glockenturm, ein noch älteres Schulhaus. Es war ab 1935 über hundert Jahre in Betrieb. Es ist heute ein Wohnhaus.