Pirmasens Besucher vom Jüngsten Gericht

Michael Herl schwelgt in Erinnerungen an seine Pirmasenser Jahre.
Michael Herl schwelgt in Erinnerungen an seine Pirmasenser Jahre.

Der in Pirmasens aufgewachsene Journalist und Theatermann Michael Herl ist für eine Lesung in seine alten Heimat zurückgekehrt. Mittlerweile lebt Herl in Frankfurt, wo er künstlerischer Leiter des von ihm gegründeten Stalburg Theaters ist. Rund 50 Zuhörer lauschten Herl, als er in der Buchhandlung Thalia sein Buch „Eigentlich… 99 Kolumnen“ vorstellte.

„Eigentlich… 99 Kolumnen“ bietet eine Auswahl Herls wöchentlicher Kolumnen in der „Frankfurter Rundschau“. „Im Zweifelsfall schreibe ich übers Essen, Trinken, die AfD oder die Kirche. Da fällt mir immer etwas ein, aber letztere Institution versteht keinen Spaß“, führt Herl launig in die Lesung ein. Insgesamt habe er bislang etwa 320 Kolumnen geschrieben. „De babbisch Lumbe“ ist die erste, die er davon vorlas – ein Protest gegen die Hygieneampel, die die hessischen Grünen in Restaurants einführen wollten. Herl amüsiert sich, wundert sich und prangerte an. So auch den Beschluss der bayrischen Landesregierung, in jedem öffentlichen Gebäude ein Kreuz aufzuhängen. „Wäre Jesus ertränkt statt gekreuzigt worden, so würden die Bayern wohl für ein kleines Aquarium in jeder Behörde sorgen!“. Eine der unterhaltsamsten und lustigsten Kolumnen des Abends war „Mumme Pohlsen“. Der Atheist Herl bekommt darin Besuch von „Mumme Pohlsen“, einem Assessor des Jüngsten Gerichts. Der Grund: Herl trage noch immer seine Geldscheine lose in der Hose, aber es sei nun an der Zeit für eine Geldscheinklammer. Die Buchhaltung im Himmel habe festgestellt, dass er bis heute insgesamt 855,31 Euro verloren hätte und bis zu seinem Ableben würde sich dieser Betrag auf 1475,48 Euro steigern. Herl trank und lachte ausgiebig mit dem nicht alltäglichen Besucher und kaufte sich schließlich eine Klammer in Edelstahl für 8,75 Euro. Natürlich las Herl auch einige Kolumnen, die in Pirmasens spielen. „Sind wir nicht alle ein bisschen Ernst“ zum Beispiel. Darin geht es um einen Wurststandbesitzer auf dem Wochenmarkt. Und die Geschichte war Anlass für Herl, in Erinnerungen an seine Zeit in der Horebstadt zu kramen. Dabei war ihm die Freude, wieder einmal in Pirmasens lesen zu dürfen, anzumerken.

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