Hornbach Benefizkonzert mit Judith Hoffmann

Auf Lenaus Spuren: Sopranistin Judith Hoffmann und Nare Karoyan am Flügel.
Auf Lenaus Spuren: Sopranistin Judith Hoffmann und Nare Karoyan am Flügel.

Beim inzwischen 30. Benefizkonzert in der Klosterkirche Hornbach unter dem Motto „Nikolaus Lenau – Wort- und Klangzauber“ stellten Sopranistin Judith Hoffmann und Nare Karoyan am Flügel Vertonungen von Texten des romantischen Dichters Nikolaus Lenau (1802-1850) vor. Bei dieser musikalischen Bespiegelung Nikolaus Lenaus wählten sie Werke so unterschiedlicher Komponisten wie Alban Berg, Fanny Hensel, Franz Liszt, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Max Reger, Robert Schumann, Richard Strauss und Hugo Wolf aus.

Aufbruchstimmung und Hoffnung strahlte das vor verhaltener Erregung bebende „Frühlingslied“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) aus. Die lebhaft vibrierende Unruhe des Liebenden brachten Judith Hoffmann und Pianistin Nare Karoyan mitreißend zur Geltung. Der warme lyrische Sopran von Judith Hoffmann überzeugte durch facettenreiche Textausdeutung und packenden Ausdruck. Die leiseste Gefühlsnuance spiegelte sich in der Stimme der Sängerin wider, während Nare Karoyan sich als präsente, doch unaufdringliche Klavierbegleiterin erwies.

Auch „Frühlingsgedränge“ von Richard Strauss (1964-1949) schilderte heftig aufkeimende, eruptiv ausbrechende Gefühlswelten, aber auch tiefgründige Augenblicke, in denen die Vorstellungskraft eine eigene Realität erlangte und jeder Ton wie eine eigene Welt stand, um dann in der tief verhaltenen Resignation einer unerfüllten Liebe auszuklingen. Entsagung und Trauer beschrieb sein Lied „O wärst du mein“, das die Sängerin fast rezitatorisch vortrug, während Nare Karoyan hier mit der Klavierstimme zu einer gleichberechtigten Ausdruckspartnerin wurde, Wort und Klang griffen hier ineinander und erstarben.

Seufzer in Klängen

Sehr ruhig und nachdenklich, fast schon von düsteren Ahnungen überschattet war Max Regers (1873-1916) „Bitte“, deren dunkle Farben sich auch im Klavier wiederfanden. Einer anderen Facette menschlicher Gefühle verlieh Fanny Hensel (1805-1847) musikalische Gestalt. „Vorwurf“ beschrieb die Erinnerung an eine vergangene Liebe. Subtilste Schattierungen der Klage um die verlorene Leidenschaft ließ Judith Hoffmann hier lebendig werden, wie zu Klang gewordene Seufzer.

„Sechs Lieder und ein Requiem“ von Robert Schumann (1810-1856) ist ein vielschichtiger Balladenzyklus, auf den die beiden Künstlerinnen vielschichtige Schlaglichter warfen. Den Schaffensdrang im munteren „Lied eines Schmieds“ mit seinem prägnanten, durchlaufenden Rhythmusmodell brachten sie dabei ebenso gut zur Geltung wie die Liebesgefühle in dem zarten „Meine Rose“. Tiefste Empfindung klang aus Judith Hoffmanns stellenweise fast deklamatorischer Interpretation, die feinste Ausdrucksschattierungen auslotete und dabei eine ganze Welt von Emotionen zum Leben erweckte. Flüchtigkeit und Vergänglichkeit der Liebe waren das Thema von „Kommen und Scheiden“. Ein vor Vitalität pulsierendes Liebessehnen prägte „Die Sennin“. Doch auch dieses Lied nahm in seinen Naturbildern schon den Trennungsschmerz vorweg, die Stimmung schlug abrupt um in dunkle, immer langsam werdende Klänge, die sich zunehmend eintrübten.

Ruhe nach Seelenschmerz

Wie ein verhaltenes Murmeln wirkten die leise perlenden Klavierwellen in „Einsamkeit“, in dem auch Judith Hoffmanns Stimme wieder und wieder nach einem schmerzvollen Aufbegehren in stummer Klage ersterben sollte, getragen auf der immer weitertreibenden stillen Woge des Schmerzes. Auch „Der schwere Abend“ ist eine elegische Klage, bei der die Stimme der Sängerin und die Pianistin wechselseitig empathische Akzente setzten. Der Schmerz der wehmütigen Erinnerung brandete dabei immer wieder auf. Das „Requiem“, nach einem altkatholischen Text, versprach dagegen die Ruhe nach den Leidenschaften des Lebens, die sich in der warmen Stimme von Judith Hoffmann in weit geschwungenen Klangbögen immer wieder Bahn brachen.

Schauerromantik und Spuk kamen dagegen im kraftvollen Anschlag von Nare Karoyan in Franz Liszts (1811-1886) Ballade „Der traurige Mönch“ zum Ausdruck. Packende Spannung durchzitterte dieses Lied, das Judith Hoffmann rezitierte. Temperamentvoll und leidenschaftlich gestalteten die beiden Künstlerinnen dagegen „Die drei Zigeuner“. Neben den Hugo Wolf-Liedern „Frage nicht“ und „Abendlied“ rundete das „Schilflied“ von Alban Berg (1885-1935) in schillernden spätromantischen Farben, in denen sich die Harmonien verloren, das musikalische Panorama rund um Nikolaus Lenau ab. Für den begeisterten Applaus der rund 30 Besucher bedankten sich die beiden Künstlerinnen mit dem Lied „Versunken“ von Johannes Brahms (1833-1897) nach einem Text von Felix Schumann.

x