Pirmasens Awo-Betreuungsverein: Hermann Schulze nach 29 Jahren verabschiedet

Im Ruhestand angekommen: Fast 30 Jahre prägte Hermann Schulze den AWO Betreuungsverein.
Im Ruhestand angekommen: Fast 30 Jahre prägte Hermann Schulze den AWO Betreuungsverein.

Der Awo-Betreuungsverein trägt die Handschrift von Hermann Schulze. Kein Wunder, dass es gleich mehrere Stellen braucht, um den Mann zu ersetzen, der das Angebot hier etablierte. An den Job kam Schulze über das Amt des Elternsprechers an einer Pirmasenser Schule.

Die Idee zu dem Betreuungsverein hatte der frühere Schulleiter Wolfgang Kuntz, der ehrenamtlich bei der Arbeiter-Wohlfahrt (Awo) arbeitete. Auf Hermann Schulze sei er damals gekommen, weil er ihn als Elternsprecher der Husterhöh-Grundschule kennenlernte und ihm zutraute, die schwierige Aufgabe zu meistern. Organisieren, wo Chaos herrscht, das war das Ressort von Hermann Schulze, der die Awo-Betreuungsvereine Pirmasens und Südwestpfalz aufbaute. Dabei half dem Sozialarbeiter seine Vorerfahrung aus der Heimerziehung.

Ohne Menschen, die seine Ideen mittrugen, wie der damalige Amtsgerichtsdirektor Gerhard Krämer, wäre das alles nicht gegangen, erinnert sich Schulze anlässlich einer Feierstunde der Awo zu seinem Abschied nach 29 Jahren. „Ein Grüner in einer roten Bewegung“: Vor fast 30 Jahren sorgte allein dieser Fakt für Aufruhr, als Hermann Schulze, der bei den Grünen politisch aktiv war, vorgeschlagen wurde, um einen Betreuungsverein der Awo zu etablieren, von dem keiner so Recht wusste, wie das funktionieren soll. Als enormen Vertrauensbeweis wertet Schulze im Nachhinein, dass die Wahl damals auf ihn gefallen sei.

Mit beiden Füßen in der Scheiße

Es gibt nichts in der Soziallandschaft, was es nicht gibt, hat Hermann Schulze in seiner beruflichen Laufbahn erfahren: „Ich könnte Anekdoten schreiben über Menschen, die durch Alkoholismus, psychische Krankheiten oder Schicksalsschläge, die sie depressiv machen, zum Pflegefall geworden sind“, erzählt Hermann Schulze. Das seien keine „lukrativen“ Menschen für Berufsbetreuer. Die würden bei Vereinen wie der Awo landen und seien sein Stammklientel gewesen, erzählt Schulze, der in den Wohnungen der Menschen, die er zu betreuen hatte, auch schon mal buchstäblich mit beiden Füßen in der Scheiße gestanden habe.

Ein Ein-Mann-Betrieb sei Schulze anfangs gewesen, der sich clever einarbeitete, kontinuierlich fortbildete und berufsbegleitend Sozialrecht studierte, erzählte Kuntz bei der Abschiedsfeier. Um ihn zu ersetzen, hat der Betreuungsverein nicht einfach eine Person einstellen müssen, sondern gleich zwei Stellen geschaffen. Christopher Weis ist seit 2017 Geschäftsführer der Awo-Südwestpfalz und seit 2019 fungiert Fabian Meyer als Geschäftsführer der Awo Pirmasens.

Wunsch nach neutralem Sprechstunden-Ort

Aber von wegen Ruhestand: Hermann Schulze, der 29 Jahre lang den Awo-Betreuungsverein Pirmasens führte und 20 Jahre lang den Awo-Betreuungsverein Südwestpfalz, ist immer noch Vorsitzender des Awo-Betreuungsvereins Südwestpfalz und hat nach wie vor einen Lehrauftrag im Fach Sozialrecht an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft in Ludwigshafen. Alles auf einmal loszulassen, das liegt dem Frankenthaler, der 1978 nach Pirmasens kam, offenbar nicht.

Dass sein Wohnmobil künftig ein paar Kilometer mehr auf dem Buckel haben wird und er sich wieder seinen Kontrabass widmet, wünscht Sabine Schmidt-Wilhelm, Direktorin des Amtsgerichts Pirmasens, dem frisch gebackenen Ruheständler.

Und was wünscht sich Schulze selbst für die Zukunft des Vereins? Die Sprechstunden für zu Betreuende sollten an einem neutralen Ort und nicht wie bisher im Amtsgericht stattfinden, nennt er einen Punkt. Und er könnte noch viel mehr nennen, doch bei der Verabschiedung am Mittwoch war feiern angesagt.

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