Pirmasens Aus der Pfalz nach Baden

Peter Gortner
Peter Gortner

Er wurde 1989 in Thaleischweiler-Fröschen geboren und hatte im vergangenen Jahr nach seinem Kirchenmusikstudium mit liebevollem Blick und durchaus aussichtsreich das gerade vakante Landauer Stiftskantorenamt im Visier, dann aber doch noch einmal die Flügel über den Kanal ausgespannt, zum Masterstudiengang Chorleitung in England. Den hat Peter Gortner jetzt abgeschlossen. Am 1. September startet er seine berufliche Karriere am attraktiven Kantorenpult in der Christuskirche Karlsruhe.

Dass die evangelische pfälzische Kirchenmusik den hochbegabten Musiker an die Nachbarkirche in Baden verloren hat, bedauern nicht Wenige, die Gortners Werdegang beobachtet, begleitet, teils auch gefördert haben. Allen voran der Pirmasenser Bezirkskantor Maurice Croissant, in dessen Jugendchor der stimmbegabte Knabe aus Thaleischweiler-Fröschen das erste musikalische Feuer fing, noch bevor er als 16-Jähriger mit seinem wohllautenden Tenor in die Evangelischen Jugendkantorei der Pfalz eintauchte. Bis heute sei er diesem Virus „Musica Sacra“ mit „ungebrochener Leidenschaft“ erlegen, sagt er selber. Die Liebe zum Metier und den Menschen, die es braucht, damit aus Notenmaterial Musik wird, hat Peter Gortner schon während der Lehrjahre vielfach mit Praxis und Leben erfüllt: Am Pult des Singkreises „Schirbe Mataná“, mit dem er über zehn Jahre Menschen in seiner Heimatgemeinde für anspruchsvolle Popularmusik begeisterte, oder ab 2012 als Leiter des Evangelischen Singkreises Neckarhausen. Das Vokalensemble „Man(n) singt“, 2007 von Gortner gegründet und unvermindert aktiv, genießt längst Kultstatus in der Region und weit darüber hinaus. Aktuell steht eine Britannien-Tournee ins Haus mit Konzerten in Birmingham, Cambridge und London, dort unter anderem in der prominenten St. Paul’s Cathedral. Dankbar ist Peter Gortner für alle Impulse, die stilistisch-ästhetische Frühschulung durch die Evangelische Jugendkantorei, deren Freundeskreis zudem die ersten Gesangsstunden finanzierte, somit anschob, was später im Studium Koryphäen wie Ekkehard Abele zur Vollendung führten. Und was Peter Gortner schließlich auch in die Lage setzte, als Konzerttenor zu reüssieren, etwa als permanentes Mitglied im renommierten Solistenensemble „Capella Spirensis“ des Speyerer Doms oder auch – wie 2017 in Oberstdorf – mit der Evangelist-Partie der Bach’schen „Johannespassion“. Nach Abschluss des A-Examens an der Kirchenmusikhochschule Heidelberg 2017 schloss Peter Gortner aktuell nun seinen zweisemestrigen Master-Studiengang Chorleitung an der Universität von Birmingham ab. Ein ungemein intensives Jahr, prall gefüllt mit chorleiterischer wie sängerischer Praxis, noch dazu unter der Federführung eines der berühmtesten Chordirigenten der Welt überhaupt, Simon Halsey, nicht allein Professor und Ensembleleiter des City Choir of Birmingham etwa, davor lange Jahre des Berliner Rundfunkchors, sondern auch eine musikalische Persönlichkeit von Prägnanz, Ausstrahlung und didaktischer Stringenz. Dessen Freundschaft und musikalischer Partnerschaft mit Sir Simon Rattle, zunächst Chefdirigent des City of Birmingham Symphony Orchestra, ab 1999 der Berliner Philharmoniker, ist es zu danken, dass die Masterstudenten immer wieder in gemeinsame Projekte der beiden berühmten „Simons“ eingebunden wurden. „Die Hospitanz bei den letzten Proben der Bernliner Philharmoniker mit Rattle – das war schon ein tief eindrückliches, unvergessliches Erlebnis“, schwärmt Gortner. Den Kontakt zu den Pfälzer Kollegen, speziell die Achse Karlsruhe-Landau, werde er pflegen und ähnlich wie das Vorgänger-Gespann Carsten Wiebusch und Stefan Viegelahn mit seiner Kollegin Anna Linß an der Stiftskirche so oft es geht kooperieren, stellt Gortner klar. Am 1. September beginnt die Amtszeit in Karlsruhe an der Christuskirche, wo der junge Kantor einen großen Oratorienchor, einen Kammerchor und den Mädchenchor „Cantus Juvenum“ leiten, dazu bei Gottesdienstmusiken und gelegentlich auch Konzerten die viermanualige Klais-Orgel spielen und den Orgelnachwuchs unterrichten wird. Zu seinem Einführungskonzert am Sonntag, 11. November, um 18 Uhr wartet Gortner mit einer Preziose auf: Das Oratorium „There was a Child“ des in England vielgespielten zeitgenössischen Komponisten Jonathan Dove – kein herkömmliches Requiem, sondern ein vielfarbig poetisches, tief bewegendes Erinnerungskaleidoskop an ein verstorbenes Kind – wird in deutscher Erstaufführung mit den Chor-Ensembles der Christuskirche, der Kammerphilharmonie Karlsruhe und prominenten Solisten (Sarah Wegener, Sopran, und Daniel Schreiber, Tenor) erklingen. Info www.petergortner.de www.christuskirche-musik.de

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