Pirmasens Am 5. und 6. April feiert die Fachmesse Kreativvitti Premiere

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Interview: Knapp 100 Aussteller präsentieren sich bei der Fachmesse Kreativvitti in Halle 6A auf dem Messegelände. Unser Mitarbeiter Fred G. Schütz unterhielt sich mit Wirtschaftsförderer Mark Schlick über das Konzept, das Angebot und die Erwartungen, die er mit der neuen Messe verbindet.

Wie war der Prozess zur Kreativvitti hin, haben Sie offene Türen eingerannt?

Uns war klar, wenn wir eine überregionale Messe aufziehen wollen, dann brauchen wir das Land im Organisationsteam, und dort, beim Wirtschaftsministerium, liefen wir in der Tat offene Türen ein. Genauso war es beim Verein Zukunftsregion Westpfalz mit Hans-Günther Clev an der Spitze, von dem wir sehr unterstützt wurden. Als das Thema Fahrt aufnahm, war auch die Bundesinitiative für Kultur- und Kreativwirtschaft sofort dabei. Diese Meta-Ebene hatten wir sehr schnell beisammen. Diejenigen, die sich auf der Kreativvitti präsentieren sollten, da ließ es sich unterschiedlich an. Die forschenden Disziplinen zum Beispiel, die hatten das Thema sofort durchblickt, jawohl, das passt. War es bei den klassischen Künstlern schwieriger? Deshalb hatten wir ja die Bereichsleiter installiert. Die Kreativwirtschaft besteht ja aus elf Teilbranchen, in viele habe ich weitreichende Kontakte, aber eben nicht in alle. So hatte ich zum Beispiel keinen Zugang zur klassischen Kunstszene, also brauchte ich da einen Türöffner, der mir mit Ralf Leidinger zur Verfügung stand. In Sachen Foto war Harald Kröher unser Spezialist, in Richtung Architektur war es der Christoph Arnold. Für das Thema Beratung für Kreative war Karl Geistlich aktiv. Das digitale Thema habe ich übernommen, im Musikbereich war es Jens Vollmer, zusammengefasst also allesamt Spezialisten in ihrem Beritt, aber alle auch heimische Kräfte, um kurze Wege zu haben. Als Flaggschiff ist etwa die Jukuwe dabei, die ja im Grunde die Kreativen der Zukunft ausbildet. Auch das BIC KL, das Business + Innovation Center Kaiserslautern, war ein wichtiger Partner für uns. Maria Beck hat uns dabei die Türen zu den Digital-Kreativen in Kaiserslautern geöffnet. Das heißt dann aber auch, dass die Kreativvitti auch von außerhalb wahrgenommen wird? Unbedingt. Auch das Kreativnetzwerk des Saarlandes hat zugesagt, der Kulturbahnhof wird den Wettbewerb „Kreativsonar“ präsentieren. Die Kreative Pfalz aus Ludwigshafen kommt. Wir haben am Stand des Wirtschaftsministeriums das Designforum Rheinland-Pfalz dabei, genauso wie das Film- und das Games-Forum Rheinland-Pfalz. Das heißt, dass aus den Großregionen um uns herum die Aussteller nach Pirmasens kommen. Die Kreativvitti ist ja zunächst mal ein Versuchsballon… Ja genau, wir haben aber von Anfang geplant, die Messe intern evaluieren zu lassen. Da arbeiten wir eng mit dem BIC zusammen, um daraus auch die Ableitung zu haben, was wir justieren müssen, wie wir das künftig aufziehen wollen. Die Messe soll auf jeden Fall am Standort Pirmasens bleiben, das ist unbedingt wichtig. Wir von der Wirtschaftsförderung haben das Thema anentwickelt, machen im Moment einen zweiten Job. Wer die Folgemesse im nächsten oder übernächsten Jahr organisiert, müssen wir sehen. Wir haben die Pionierarbeit geleistet und eine Basis geschaffen. Kreativwirtschaft war ja, ausgehend vom Arbeitskreis PS Kreativ, zunächst vor allem ein Instrument zur Leerstandsbespielung… Das ist es auch weiterhin, die Architekten werden beispielsweise einen „Leerstand“ präsentieren. Auf der Kreativvitti haben wir aber auch die Global-Player und die Schuhindustrie wie Bernd Hummel mit Kangaroos, Peter Kaiser, Kennel & Schmenger, die Deutsche Schuhfachschule, dann aber auch das Deutsche Forschungszentrum für künstliche Intelligenz und den Virtual-Reality-Studiengang aus Kaiserslautern, das PFI aus Pirmasens. Das hat eine andere Dimension erreicht als nur Leerstandsbespielung. Gerade das Thema Individualität wird ja von der Kreativwirtschaft viel besser bespielt als von allen anderen. Stichwort Internet der Dinge. Hier haben wir ein ganz tolles Exponat von Atom Stanztechnik dabei, wo man sich ja zunächst fragt, was eine Stanzmaschinenfirma auf einer Kreativmesse will. Deren Mutterhaus steht in Italien in Vigevano, und die sind neu hier am Standort Husterhöh. Der Geschäftsführer Christopher Thornhill ist da aber sehr offen und als ich ihm von der Kreativvitti erzählt, sagte er mir, wissen Sie, Herr Schlick, dass wir auch Kunst machen. Was hat das mit der Kreativvitti zu tun? In Mailand steht derzeit ein Kunstwerk, das elf Künstler in Zusammenarbeit mit der Firma Atom geschaffen haben. Die Künstler haben ihre einzelnen Objekte digitalisieren lassen, diese Daten gingen in die Stanz- und Schneidemaschinen von Atom, das Kunstwerk nennt sich „The Cutting Room“ – und aus diesen Teilen wird das Kunstwerk gebaut. Dieses 15 Meter große Kunstwerk wird Deutschland-Premiere auf der Pirmasenser Kreativvitti haben. Und noch eins: Vigevano ist ja ebenfalls eine ehemalige Schuhstadt mit ähnlichen Strukturproblemen. Hier versuchen wir Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszuloten. Wir haben jedenfalls bereits den Bürgermeister von Vigevano auf die Messe eingeladen, mit dem Ziel, eine Kreativ-Partnerschaft zwischen Pirmasens und Vigevano aufzubauen. Die Kreativvitti ist ja nicht nur für Seh-Leute gedacht, oder? Nein, das ist eine interaktive Messe, aber auf jeden Fall kann man dort zum Beispiel Kunst kaufen, dann wird es am ein oder anderen Stand, gerade bei Kunsthandwerkern, auch Dinge geben, die man erwerben kann. Zumindest kann man den Kontakt herstellen und geht hernach in die Manufaktur. Es geht doch aber auch um die Vermittlung von Inhalten? Natürlich. Wir haben ein großes Rahmenprogramm mit vielen Referenten, für die wir eigens eine zweite Bühne zur Verfügung stellen. Das hat dann auch schon was von einem Kongress. Aber auch der ganz normale Besucher, der nur schauen will, wird begeistert sein, was er auf der Kreativvitti findet.

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