Pirmasens 40-jähriger Kult-Keeper mit Rückennummer 50

Die Pirmasenser Verteidiger (von links in Blau) Philipp Schuck, Yannick Grieß und Marco Steil hatten in der ersten Halbzeit ziem
Die Pirmasenser Verteidiger (von links in Blau) Philipp Schuck, Yannick Grieß und Marco Steil hatten in der ersten Halbzeit ziemlich oft das Nachsehen – hier gegen Torjäger Patrick Dulleck, den Schützen des 1:0 für den FC Homburg.

«HOMBURG.» Eine Handvoll Hardcore-Fans feierte die Mannschaft. Hardcore deshalb, weil die Jungs die freundliche Einladung des Stadionsprechers verschmäht hatten, ob des Dauerregens doch gratis unters Tribünendach zu witschen. Nein, sie blieben im Regen stehen und ließen es auf sich prasseln, so wie sich auch ihre Elf hatte nassmachen lassen. Das Resultat aber grämte das kleine Häuflein nicht. Sie bejubelten die Truppe, die bis zu diesem 33. Spieltag so beinahe Unglaubliches geleistet hatte. David Becker war der erste Spieler, der denn auch in Richtung Zaun trabte, Yannick Grieß folgte auf dem Fuße. Während die Spieler allerdings – obwohl ob des Dauerregens wie zwangsgeduschte Dackel wirkend – nichts erklären mussten, sondern auf Lachen und Wohlwollen trafen, fläzte sich Jürgen „Chick“ Kölsch in einer Ecke der Trainerbank. Schlimm? „Wieso? Überhaupt nicht. Gar nicht schlimm. Ich bin noch nie so entspannt hierher gefahren wie heute“, sagte der FKP-Präsident grinsend. Und meinte kurz darauf mit Blick auf die Blauen, die noch auf dem Feld standen: „Geile Mannschaft. Super.“ Das Prädikat schlimm hatten zuvor einige gebraucht. Besagter David Becker, aber auch Marco Steil. Dem war’s sichtlich peinlich, was seine Defensivabteilung vor allem im ersten Durchgang fabriziert hatte. „Wir haben in den letzten Wochen ja einige Tore, die vielleicht fällig gewesen wären, nicht gefangen.“ Dafür ging’s in Homburg halt Schlag auf Schlag. „Aber doch besser so, alle auf einmal“, sagte der Kapitän – schon wieder grinsend. Grinsen konnte neben „Chick“ Kölsch inzwischen auch Jens Schaufler wieder. Dem Co-Trainer war die Schlappe merklich an die Nieren gegangen. Peter Tretter hatte sich nach seinem vorletzten Spiel als FKP-Chefcoach ebenfalls gefangen. „Ich hätte mir doch mehr Präsenz gewünscht“, sprach Tretter an, dass er mehr Gegengewicht zu den FCH-Sturmkanten Patrick Dulleck und Kevin Maek erwartet hätte. Gegen die stemmten sich die Gäste vergebens. Auffällig, dass die sicherlich nicht allzu filigran wirkenden Hünen auch auf klitschnassem Boden im Klein-Klein merklich schneller und höchst ballsicher waren. „Drei Tore nach Standards ...“, grantelte Tretter. „Wir haben’s vorher klar angesprochen.“ Ehe sich’s die Blauen versahen, lag Grün mit 3:0 vorn. Und weil’s so schön war, ließ die Truppe von Jürgen Luginger noch zwei folgen. Dann aber war Schluss mit dem fröhlichen Einnetzen. Zwar ballerten die Hausherren noch einige Male scharf, weiteren Flurschaden aber vermochten sie nicht mehr anzurichten. Dass auch die letzten zehn Spielminuten torfrei blieben, freute vor allem den Mann mit der Rückennummer 50. Weil sich vor wenigen Jahren mal Mirko Bitzer bei Not am Mann zwischen den Pfosten getummelt (und damit jener Rückennummer Ehre gemacht hatte), wird der für Benjamin Reitz eingewechselte Thorsten Hodel zwar keine Klubgeschichte als ältester Torwart mehr schreiben. Doch allzu viele Vierziger gibt’s sicher nicht, die im Regionalliga-Geviert stehen oder gestanden haben. Kaum war die Partie aus, musste Hodel Honneurs von allen Seiten entgegennehmen – und wurde schließlich noch vor die Werbewand komplimentiert, die die Sponsoren-Namenszüge fürs FC-08-TV ins rechte Licht rückt. „So was mach’ ich ja gar net gern“, zierte sich Hodel, als ihm FCH-Anchorman und Stadionstimme Daniel Keller das Mikro vor den Hund hielt und eine Kamera auf den Homburger Publikumsliebling draufhielt. Ihren Hodel haben die Homburger nicht vergessen. Bis heute genießt der Ex-Morlauterer, der zu Saisonbeginn als Torwarttrainer beim FKP anheuerte, in der Saarpfalz Kultstatus. Und wurde bei seinem Einsatz gebührend gefeiert. Auch der 40-Jährige betonte die tolle Saisonleistung, bei der eine echte, tolle Mannschaft gezeigt habe, dass eine Feierabend-Truppe mit Top-Einstellung, Moral und Charakterstärke im Haifischbecken der Halb- und Ganz-Profi-Teams mitschwimmen kann. Da kann man gegen Homburger Top-Verdiener auch mal einen schlechten Tag erwischen.

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