Pirmasens „18 Uhr ist die perfekte Zeit für ein Konzert“

Paul Rivinius gehört seit 2004 dem „Mozart Piano Quartet“ an.
Paul Rivinius gehört seit 2004 dem »Mozart Piano Quartet« an.

In einer Kooperation des Pirmasenser Kulturamtes und der Mozartgesellschaft ist am Sonntag, 27. Januar, das „Mozart Piano Quartet“ in der Festhalle zu Gast. Es musizieren Paul Rivinius (Klavier), Mark Gothoni (Violine), Hartmut Rohde (Viola) und Peter Hörr (Violoncello). Auf dem Programm stehen Mozarts Klavierquartett g-Moll KV 478, „Barcarolle“ von Camille Saint-Saens und Franz Schuberts berühmtes „Forellenquintett“, zu dem der bekannte Kontrabassist und Dirigent Nabil Shehata hinzukommt. Über Pirmasens, das Konzert und das „Mozart Piano Quartet“ sprach unser Redakteur Christian Hanelt mit dem Pianisten Paul Rivinius.

Sie sind häufiger Gast auf Pirmasenser Bühnen. Finden Sie hier ein besonders dankbares Publikum?

Ja, nicht nur ein dankbares, sondern auch ein sachkundiges und aufmerksames Publikum. Es ist immer eine Freude in Pirmasens aufzutreten. Sie sind immer wieder musikalischer Partner von Julian Steckel. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und was verbindet Sie mit ihm? Julian kenne ich bereits seit vielen Jahren – ich erinnere mich sehr gut daran, dass er schon als kleiner Junge zusammen mit seinen Eltern ins Konzert kam, wenn ich mit meinem Bruder Gustav in der Nähe, beispielsweise bei den Homburger Meisterkonzerten, spielte. Später studierte er dann auch bei meinem Bruder in Saarbrücken und irgendwann vor mehr als 15 Jahren trafen wir uns in Berlin wieder, begannen miteinander zu musizieren und verstanden uns auch abseits der Musik sofort prächtig. Mit ihm verbindet mich seitdem eine wunderbare Freundschaft. Wann werden Sie wieder zusammenspielen – und was und wo? Unser nächstes Konzert findet am 28. Februar im schönen Bibliotheksaal in Polling bei München statt, und wir werden dort Werke von Beethoven, Poulenc und César Franck spielen. Was zeichnet Ihrer Ansicht nach, das Spiel von Julian Steckel aus? Für mich ist Julian einer der komplettesten Cellisten unserer Zeit. Er kann Werke aus jeder Epoche stilsicher interpretieren, besitzt eine sehr hohe Spielintelligenz und schafft es zudem jederzeit, natürlich und authentisch zu bleiben – außerdem überzeugt er sowohl als Solist als auch als feinfühliger Kammermusiker. Würden Sie bitte kurz das Programm skizzieren, mit dem das „Mozart Piano Quartet“ in Pirmasens auftritt? Wir werden das Konzert mit einem sehr selten gespielten Werk von Camille Saint-Säens eröffnen: ein Orgelstück namens „Barcarolle“, das der Komponist selbst für Klavierquartett umgeschrieben hat. Anschließend das g-Moll Quartett von Mozart, das das erste Werk für diese Gattung überhaupt ist. Nach der Pause folgt dann das berühmte „Forellenquintett“ von Schubert. Und warum gerade diese Zusammenstellung? Das „Forellenquintett“ wurde ausdrücklich gewünscht, worauf wir glücklicherweise mit Nabil Shehata einen der weltbesten Kontrabassisten für das Konzert gewinnen konnten. Der 27. Januar ist Mozarts Geburtstag, daher war es naheliegend, eines seiner beiden Klavierquartette zu spielen. Damit der erste Teil nicht zu kurz gerät, haben wir uns für die „Barcarolle“ als kurzes und stimmungsvolles Anfangsstück entschieden. Worin liegt für Sie die musikalische Herausforderung bei diesem Programm? Zunächst einmal birgt jede Programmauswahl musikalische Herausforderungen – in diesem Fall wird es unsere Aufgabe sein mit Saint-Säens gleich eine gute Atmosphäre zu verbreiten, anschließend einen lebendigen Mozart zu spielen und nach der Pause eine optimale Balance mit unserem Freund Nabil zu finden, um die vielen Facetten des einzigartigen „Forellenquintetts“ möglichst farbenfroh und kurzweilig zu präsentieren. Gibt es Kompositionen, an denen Sie gescheitert sind? Ja, mir fallen da sofort zwei Werke ein: zum einen die späte Sonate für Cello und Klavier (1948) von Hindemith und – tatsächlich kein ganz unbekanntes Werk – der „Erlkönig“ von Schubert, dessen Oktavrepititionen in der rechten Hand mich einst zur Verzweiflung brachten, Armkrämpfe inklusive. Ich muss allerdings hinzufügen, dass beide Versuche lange Zeit zurückliegen und ich es seitdem nicht mehr gewagt habe, diese Stücke zu spielen – glücklicherweise wurde es auch nicht von mir verlangt. Welcher Komponist, welches Stück liegt Ihnen besonders am Herzen? Da gibt es einige Stücke – in der Kammermusik ist es vielleicht das „Erzherzog-Trio“ von Beethoven, bei den Opern „Rosenkavalier“, „Elektra“ und „Salome“ von Richard Strauss. Doch – wie gesagt – es gibt viele tolle Stücke, gerade auch Lieder zum Beispiel von Schumann, Brahms oder eben Strauss, aber auch eine Reihe fantastischer Sinfonien wie „Jupiter“ oder „Eroica“ und Kammermusikwerke (Fauré Quartette und Quintette). Die Auswahl ist zum Glück so groß, dass es einem so schnell nicht langweilig wird. Außerdem habe ich ja lange Horn gespielt und da wird es einem zum Beispiel bei Mahler-Sinfonien auch immer wieder richtig warm ums Herz, vor allem bei der Neunten. Mit dem Quartett spielen Sie nicht nur Werke von Mozart. Wie kam es zu dem Namen „Mozart Piano Quartet“? Hartmut Rohde und Peter Hörr haben dieses Ensemble im Jahre 2000 mit zwei Australierinnen gegründet und kurioserweise war dieser Name damals noch nicht vergeben, obwohl man ja weiß, dass Mozart das erste erstzunehmende Klavierquartett komponiert hat. Sie haben in den renommiertesten Konzertsälen der Welt gespielt. Welcher hat Sie da am meisten beeindruckt? Die Wigmore Hall in London und der Palau de la Musica in Barcelona sind beeindruckend gewesen. Wo würden Sie gerne einmal spielen, wo Sie bisher noch nicht waren? In Budapest. Worin unterscheidet sich das Publikum in Deutschland von dem zum Beispiel in den USA oder Asien? Das ist eine durchaus schwierige Frage: es kommt immer darauf an, welche Erfahrung das jeweilige Publikum gerade mit Kammermusik gemacht hat. Aber natürlich habe ich vor vielen Jahren in China Handys klingeln hören oder erlebt, dass in kleineren Städten der USA das Publikum nach einem „Vorhang“ abrupt aufhörte zu applaudieren – das würde man hierzulande sicherlich nicht in dieser Form erleben. Sie haben unter anderem mit Julian Steckel einige CDs aufgenommen. Warum, denn Geld lässt sich damit ja kaum noch verdienen? CDs nimmt man vor allem auf, um sich dauerhaft einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren zu können. Es ist außerdem eine sehr interessante und lehrreiche Erfahrung und kann auch richtig Spaß machen. Man sollte auch nicht außer Acht lassen, dass sowohl CDs als auch Konzertmitschnitte immer wieder im Radio gesendet werden und dadurch den Künstlern teils beachtliche Einkünfte von der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten beschert werden können. Können Sie sich vorstellen, sich musikalisch auch einmal in ganz anderen Richtungen wie Jazz oder Pop zu bewegen? Ich höre sehr gerne Jazz und teilweise auch Pop, doch zum selber spielen würde mich eindeutig mehr der Jazz reizen. Was ist für Sie Erfolg? Erfolg hat viele Facetten: am wichtigsten ist es für mich, meinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden - aber es fühlt sich natürlich auch sehr gut an, mit einem oder mehreren Partnern Glücksgefühle auf der Bühne mit einem zufriedenen oder gar begeisterten Publikum zu teilen. Bitte nennen Sie drei Gründe, in das Konzert zu kommen. 18 Uhr ist die perfekte Zeit für ein Konzert an einem Sonntag. Man kann tagsüber etwas unternehmen, nach dem Konzert schön einkehren, und es ist vor allen Dingen ein echtes Live-Erlebnis, welches allemal Computer, Fernsehen und Handy in den Schatten stellt. Infos Eintrittskarten für das Konzert am 27. Januar in der Festhalle gibt es für 14 (ermäßigt sieben) Euro im Pirmasenser Kulturamt, Telefon 06331/842352, sowie an der Abendkasse.

x