Pirmasens 1,5-Millionen-Euro-Mann in Liga vier

Pirmasens. Der eine oder andere Sympathisant des FK Pirmasens mag enttäuscht sein über das 1:1 (0:1) gegen den SC Freiburg II (RHEINPFALZ am SONNTAG berichtete). Ein Heimspiel gegen eine Mannschaft aus dem Mittelfeld – da sollte doch ein Dreier fast Pflicht sein, will man noch die (eventuellen) Abstiegsränge der Fußball-Regionalliga verlassen. Ein typischer Fall von denkste.

„Freiburg II hat diese Runde noch nie so gut gestanden“, betonte FKP-Trainer Peter Tretter. In dieser Ausprägung hat ihn das schon überrascht. So machte Linksaußen Mats Møller Dæhli, im Januar für schlappe 1,5 Millionen Euro von Cardiff City in den Breisgau gewechselt, ausgerechnet in Pirmasens das erste und vielleicht auch letzte Regionalligaspiel seiner Karriere. Der aktuelle norwegische A-Nationalspieler, zu Beginn seines Freiburger Engagements 90-Minuten-Kraft in den Bundesligaspielen gegen Mönchengladbach und Dortmund, pausierte seither wegen einer Patellasehnenreizung und sollte am Samstag in der zweiten Mannschaft Spielpraxis sammeln. Nun, Møller Dæhli bereitete Mathäus Gornik und Dennis Gerlinger auf der rechten FKP-Seite ziemliche Probleme, bis er in der 68. Minute – auch zu Tretters Überraschung – ausgewechselt wurde. Auch Marc-Oliver Kempf gehört eigentlich zum Erstligapersonal von Christian Streich. Der U19-Europameister, der diese Runde in der Bundesliga schon zehnmal zur Startelf von Freiburg I zählte und dabei zwei Tore erzielte, machte auf der Husterhöhe sein erst viertes Regionalligaspiel für Freiburg II. Kempf bildete zusammen mit dem französischen U20-Nationalspieler Christopher Jullien (25 Erstligaspiele für AJ Auxerre), der im Dezember gegen Bayern München sein Bundesligadebüt gefeiert hatte, ein bärenstarkes Innenverteidiger-Duo. Hartes Brot für FKP-Mittelstürmer Benjamin Auer, der dennoch viele Bälle behauptete und geschickt weiterleitete, und auch seine Chance hatte, aber in der 33. Minute am glänzend parierenden Torhüter Konstantin Fuhry scheiterte. Die hohe Kunst der Freiburger Fußballschule war insbesondere in der ersten Halbzeit zu bestaunen, als die Pirmasenser fast nur hinterherliefen. Tretter: „Der Gegner hatte da gefühlte 80 Prozent Ballbesitz.“ Dennoch schoss Freiburg vor der Pause nur zweimal gefährlich aufs Tor. Der eine Schuss war ein Elfmeter von Daniele Gabriele, und der war drin. Der jetzt zwölf Saisontreffer aufweisende Gabriele hatte den Elfer auch herausgeholt. In der zweiten Halbzeit hatte der FKP deutlich mehr vom Spiel, auch weil Freiburgs Sechser Charles-Elie Laprévotte in der 60. Minute nach einem Tritt von hinten in Gerlingers Beine die Rote Karte sah. Wenn nach vorne etwas ging, war fast immer Simon Maurer beteiligt. Nach feinem Angriffszug über Kapitän Reinert und Auer prüfte er Fuhry (53.), seine Flanke zu Reinert hätte fast das 1:1 gebracht (64.), und das Ausgleichstor (80.) des sich sonst kaum durchsetzenden Jannik Sommer leitete er mit einem perfekten Steilpass auf Flankengeber Robin Mertinitz ein. „Ich bin mit der Leistung der Mannschaft absolut zufrieden, wenn man mal von den Standards absieht“, zog Tretter sein Fazit. Die Entscheidung, David Becker draußen zu lassen und dafür Adam Bouzid mit Maurer auf der Sechs spielen zu lassen, sei ihm sehr schwer gefallen: „Ich habe da bis zuletzt mit mir gekämpft. Für David war das schwer nachzuvollziehen.“ Da Eintracht Trier gegen Baunatal mit 1:0 gewann, hat der FKP nun wieder fünf Punkte Rückstand auf den fünftletzten Platz. Weiter sieben Punkte Vorsprung sind es auf den Drittletzten, der jetzt TuS Koblenz heißt. Freiburg II liegt nach jetzt sechs Spielen ohne Sieg nur noch vier Punkte vor Trier – und trennte sich gestern von Trainer Iraklis Metaxas.

x