Pirmasens „Wir haben einen Anspruch, der über reine Liebhaberei hinausgeht“

„Extra Vergine“ sind (von links) Michael Jurkat (Bass), Joachim Dusemond (Piano), Rolf Jacob (Schlagzeug) und Michael Gass (Gita
»Extra Vergine« sind (von links) Michael Jurkat (Bass), Joachim Dusemond (Piano), Rolf Jacob (Schlagzeug) und Michael Gass (Gitarre, Saxofon)

Die edelsten Leckerbissen werden nur ganz sporadisch serviert. Am Sonntag spielt die hiesige Jazzformation „Extra Vergine“ beim Sommerfest im Hof des Künstlerhauses Schmenger-Fritz in Lemberg-Langmühle. Ein sehr seltenes Vergnügen, das die vier Musiker aus Pirmasens, dem Dahner Tal und Saarbrücken, aber gerne öfter bieten würden.

Mit „Jazz an der Grenze“ umschreibt das Quartett treffend die räumliche Verteilung der Bandmitglieder wie auch das Repertoire, das komplett aus Eigenkompositionen bestehen soll, wie der Pirmasenser Joachim Dusemond versichert. Die in Pirmasens probende Formation taste sich mit ihrer Musik immer gerne in benachbarte Genres vor und beschränke sich nicht auf den klassischen Jazz. Da werden auch mal orientalische Harmonien integriert, und Zeit zum Improvisieren gibt es auch immer wieder im klar definierten Rahmen. „Das tut dem Jazz gut, mit offenen Ohren auch anderes aufzunehmen.“ Als „Eigenkompositionen mit Charakter“ skizziert Pianist Joachim Dusemond das Repertoire. Den sogenannten Realbook-Jazz als Coverband lehnen Dusemond und seine drei Mitmusiker ab. Auch wenn damit das Publikum etwas mehr gefordert wird, als wenn Stücke gespielt würden, die jeder seit 20 Jahren im Ohr hat. „Da braucht es etwas länger“, erzählt der Pianist. Der Bandname „Extra Vergine“ wurde gezielt gewählt, da die vier Musiker den Anspruch haben, ihre Rohstoffe für ein gelungenes Konzert ebenso sorgfältig auszuwählen und die Töne entsprechend aufwendig zu verarbeiten, wie dies auch ein italienischer Olivenölproduzent tun würde. Überhaupt hat das Quartett eine große Beziehung zum Essen. Joachim Dusemond ist nicht nur der Pianist der Gruppe sondern auch der „Soulfood“-Koch der Band. Für jede Probe wird etwas Besonderes gekocht. „Auch Musiker kommen lieber zur Probe, wenn es was Gutes auf den Tisch gibt“, meint Dusemond lachend. Viele der gespielten Titel klingen auch nach Essen und Trinken, wie die Besucher des Sommerfestes am Sonntag hören werden. „Diese Parallelen versuchen wir durchzuziehen.“ Das Repertoire umfasse inzwischen genügend Titel, um zwei CDs zu füllen. Gelegentlich könne auch mal die Idee eines musikalischen Großmeisters durchscheinen, was die Vier nicht leugnen wollen, sondern offen zitieren auch im Titel des Stücks. „Extra Vergine“ probe jede Woche im Haus von Dusemond am Adolf-Ludwig-Ring. „Wir haben einen Anspruch, der über reine Liebhaberei hinausgeht.“ Mit den Nachbarn gebe es keinerlei Probleme, obwohl die Vier im nicht abgeschirmten Wohnzimmer proben. „Im Gegenteil, wir wurden schon gebeten, im Garten zu proben, damit die Nachbarn noch Gäste einladen können.“ Entstanden ist die Gruppe aus der Zusammenarbeit von Dusemond mit dem Gitarristen und Saxofonisten Michael Gass, der wegen seiner Kletterleidenschaft in Dahn gelandet ist. 2013 spielten die zwei in unregelmäßigen Abständen zusammen und komponierten erste Stücke. Ein Jahr später kam ein Schlagzeuger dazu und 2015 der Bassist Michael Jurkat, der ebenfalls wegen der Kletterei nach Schindhard zog. 2016 wurde mit dem Schlagzeuger Rolf Jacob die jetzige Besetzung gefunden. Auftritte in privaten Jazzkellern oder beim Restaurant Söller in Rumbach folgten. Weitere Konzerte folgten in Osterspai an der Loreley und in Pirmasens im Café Kunstgenuss sowie in Saarbrücken. Dusemond würde gerne öfter auftreten. „Das Problem ist, wenn man nicht als Coverband spielt, wird man von Veranstaltern kritisch beäugt.“ Das Quartett sei aber geduldig und serviere seinen Jazz an der Grenze eben rarer. Eine kleine Fangemeinde gebe es bereits, wie im Kunstgenuss und bei dem Konzert in Saarbrücken festzustellen gewesen sei. Die Liebhaber dieser Art von Jazz reisten auch gerne der Gruppe hinterher. Infos Im Künstlerhaus von Eva Schmenger und Wolfgang Fritz in Lemberg-Langmühle, Salzbachstraße 16, zeigen die Künstler am Sonntag, ab 11 Uhr, neue Keramiken und Malerei. Das Konzert von „Extra Vergine“ beginnt gegen 16 Uhr. Der Eintritt ist frei, ein Hut geht um.

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