Rheinpfalz Trulben: Schildkröte zwingt zur Handarbeit

Da ist sie wieder: Das Foto zeigt Elfriede im Frühjahr, wenn sie aus ihrem Erdloch kommt.
Da ist sie wieder: Das Foto zeigt Elfriede im Frühjahr, wenn sie aus ihrem Erdloch kommt.

So etwas ist den Mitarbeitern der Pfalzwerke auch noch nicht untergekommen: Bei den Reparaturarbeiten nach einem Strommastbrand in Trulben war besondere Vorsicht geboten. Denn genau dort, wo gegraben werden musste, vermutete Schildkröten-Mama Dorothea Günther ihre tiefschlafende Elfriede. Statt dem Bagger kamen also Spaten zum Einsatz.

Einen großen Garten, der sich an einen Hang schmiegt, besitzt Familie Günther. Ein paar Hasen hat sie und auch ein paar Ziegen und – wenn auch zu dieser Zeit gerade nicht zu sehen – eine Schildkröte. Jeden Herbst vor dem ersten Bodenfrost gräbt sich die griechische Landschildkröte Elfriede in den Erdboden ein. Im Frühjahr kommt sie dann wieder herausgekrabbelt.

Strommast mitten im Gehege

„Seit 40 Jahren ist Elfriede bei uns“, erzählt Dorothea Günther. Damals hatten Nachbarn die Schildkröte im Garten gefunden und sie dann an eine Familie mit Kindern weitergeben wollen. Die zehnjährige Dorothea und ihr ein Jahr jüngerer Bruder nahmen die obdachlose Schildkröte gerne auf. „Sie ist ziemlich pflegeleicht, quasi ein Selbstläufer“, sagt Dorothea Günther. Im Sommer wird Elfriede mit Salat, Tomaten oder Apfelstücken gefüttert, aber sie sucht sich auch selbst Essen in der Natur. Etwa fünf Quadratmeter ist das Gehege der Schildkröte groß. In einem kleinen Verschlag, der aus Steinen und einem Dach aus Wellblech gebaut wurde, kann sich Elfriede, wenn sie möchte, verkriechen. Ein kleiner Zaun verhindert, dass sie ausbüchst. In der Mitte des Geheges steht ein Kirschlorbeerbusch, der sich um einen Strommast windet.

Angst um Schildkröte

Dieser Mast brannte im Dezember (wir berichteten). „Mitten in der Nacht hat es laut geknallt. Es sah fast aus wie ein Feuerwerk, weil es einen Funkenregen gab“, erinnert sich Günther. Die hintere Spule hatte gebrannt und das Feuer sich dann auf die Kabel ausgebreitet. Nachdem die Feuerwehr den Brand gelöscht hatte, mussten anschließend die Pfalzwerke anrücken, um die Leitungen zu erneuern. „Wir hatten einen Bagger, um die Erde um den Mast herum auszuheben“, erzählt Andreas Riedinger, Mitarbeiter bei den Pfalzwerken. „Aber als ich kam, standen da meine zwei Mitarbeiter mit Spaten in der Hand.“ Denn Dorothea Günther hatte die Grabungen gestoppt. „Ich hatte Angst um die Schildkröte“, sagt sie rückblickend. „Im vergangenen Frühling ist sie genau an dieser Stelle herausgekommen, wo die Männer das Loch ausheben mussten. Deswegen war meine Vermutung, dass sie dort wieder sein könnte.“ Zunächst griff sie selbst zum Spaten, anschließend buddelten die Pfalzwerke-Mitarbeiter den Rest vorsichtig aus. „Die Schildkröte haben wir nicht gefunden“, sagt Riedinger. Für Dorothea Günther ein Glück. Sie hofft, dass die Reparaturarbeiten Elfriede nicht geschadet haben und sie im nächsten Frühjahr putzmunter aus ihrem Loch hervorkommt. Günther vermutet nun, dass es sich die griechische Landschildkröte unter dem Kirschlorbeer bequem gemacht hat. Doch jetzt heißt es erst einmal abwarten. In ein paar Monaten lugt Elfriede dann hoffentlich wohlbehalten aus ihrem Erdloch heraus.

Dorothea Günther vermutet, dass Elfriede ihr Winterquartier unterm Kirschlorbeer bei dem Strommast bezogen hat, der im Dezember
Dorothea Günther vermutet, dass Elfriede ihr Winterquartier unterm Kirschlorbeer bei dem Strommast bezogen hat, der im Dezember brannte. Um den Boden aufzugraben, griffen die Pfalzwerke-Mitarbeiter zum Spaten.
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