Pirmasens Tretters „gigantisch guter“ April

Auch diese Chance brachte nicht das dritte FKP-Tor: Der starke David Becker köpft unbedrängt übers Tor von Stuttgarts Keeper Flo
Auch diese Chance brachte nicht das dritte FKP-Tor: Der starke David Becker köpft unbedrängt übers Tor von Stuttgarts Keeper Florian Kastenmaier. Philipp Schuck und David Grözinger schauen zu.

«PIRMASENS.»Stimmung? Mies. Tja, in der Kabine herrsche arge Trübnis, gab Andreas Hinkel Einblick ins Seelenleben seiner Kicker. An dem herrlichen Frühlingstag wollte der Coach des VfB Stuttgart II wohl nicht zu sehr mit seinen Spielern hadern. Der Ex-Nationalspieler gab sich stattdessen verständnisvoll, erzählte was von Belastung, von englischen Wochen. Ja, gute Güte, was sollten da die Pirmasenser sagen? Während die akut abstiegsbedrohten Cannstatter zumindest eine Woche haben durchschnaufen können, hat der FKP am Dienstagabend schon Großes leisten müssen, um den FSV Frankfurt niederzuringen. Und was taten die Feierabendfußballer nur vier Tage später: Sie spielten richtig, richtig gut Fußball. „Die erste Halbzeit war sicherlich das Beste in diesem Jahr“, schwärmte Trainer Peter Tretter und freute sich über zwei „blitzsaubere Tore aus dem Umschaltspiel heraus“. Früh schon hatte der erneut wie aufgezogen wirbelnde „Padde“ Freyer die Führung markiert (7.), dann Manuel Grünnagel den Schwaben ein Ei ins Netz gelegt (18.). Die Treffer waren Krönung einer eindrucksvollen Vorstellung. Der FKP ließ die Stuttgarter in Kette und defensivem Mittelfeld den Ball hin- und herschieben, stets gewappnet für den Moment, da die Roten mal eine zündende Idee kreieren sollten. Solche aber blitzten sehr selten auf. Bestechend die Ordnung der „Klub“, die aufgeräumt stand und Bälle allenfalls ins Nirwana passieren ließ. Brach die VfB-Equipe ab und an mal durch, näherte sich dem Strafraum, war die erweiterte Defensivabteilung, voran die beiden Sechser David Becker und Salif Cissé, stets auf der Hut und meist schneller. Mit entscheidend war, dass die beiden Außenverteidiger ihren Kontrahenten völlig die Lust am Kicken vergällten. Und dabei selbst noch Zeit fanden, mächtig Druck zu entwickeln. Was Hammann da mal wieder an der Linie veranstaltete – unglaublich. Szenenapplaus in Minute 25, als der linke Verteidiger nahe der Eckfahne auf Jan Ferdinand zustürzte, ihm den Ball abluchste und sogleich den Gegenangriff einleitete. Hammann wie Grünnagel powerten immer wieder nach vorne. Letzterer suchte meist den Weg nach innen – und belohnte sich selbst, als in Minute 18 Ricky Pinheiro Florian Bohnert einsetzte, von diesem der Ball zu Grünnagel kam – und nach dessen Abschluss ins Tor holperte. „Gefühl und Auge“, kommentierte der Torschütze zwinkernd seinen Abschluss-„Kunstschuss“. „Im Ernst – da war wohl ein Hubbel im Rasen, der Ball springt dem Tormann über die Hand.“ Egal, Hauptsache drin – im Gegensatz zu den folgenden dicken Dingern, von denen das dickste Dennis Krob versemmelte (45.). Szenenapplaus für Hammann Fahrlässige Chancen-Schlamperei kann sich rächen. Tat es diesmal nicht, weil Benjamin Reitz in Klasse-Manier einen Freistoß David Tomics parierte (83.) und die Defensive – von einigen haarigen Momenten abgesehen – weiter gut stand. Und weil alle im blauen Dress wieder aufopferungsvoll fighteten. Wie Hammann. Als er nach 70 Minuten noch mal einen unglaublichen Spurt über 80 Meter hinlegte und einen Eckball herausholte, ward ihm das mit seinem dritten Szenenbeifall gedankt. Den nächsten Applaus gab’s bei seinem Abgang eine Viertelstunde vor Schluss. „Die vielen Spiele, der Wetterumschwung – ich war echt platt“, sagte er, wollte aber mal wieder kein Lob hören. „Einer allein zählt nicht. Heute sind wieder alle ein schönes Stück über ihre Grenzen hinaus gegangen. Das verdient Riesenrespekt. Ich bin stolz auf diese Mannschaft“, bekundete Hammann. An Kollektiv-Lob sparte später auch der Trainer nicht. Kritik? „Wir haben mehrfach das Überzahlspiel nicht genutzt, in 2:1- oder 3:2-Situationen den Angriff nicht konzentriert zu Ende gespielt, auch falsche Entscheidungen getroffen. Nach dem 2:1 fangen die Köpfe an, zu denken“, war Tretter kaum verwundert, dass seine Elf mal ins Schwimmen geraten war. Ein Sieg noch, und der FKP dürfte das Ticket für eine weitere Regionalliga-Saison in der Tasche haben. Verdienter Lohn für wahre Kraftakte, von denen allein im April fünf in Folge zu sehen waren. Fünf starke bis sehr starke Auftritte mit zuletzt drei Siegen: Tretter nannte dies „gigantisch gut“.

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