Pirmasens Tobias Mann: Umarmt das Chaos in der Kammgarn

Auf der Bühne energiegeladen wie Rumpelstilz: Tobias Mann.
Auf der Bühne energiegeladen wie Rumpelstilz: Tobias Mann.

Alle fünf Minuten „Spiegel online“ zu checken, bringe es nicht, meint Tobias Mann, Satiriker, Stand-up-Kabarettist und leidenschaftlicher Musiker. In seinem neuen Programm „Chaos“ geht es im weitesten Sinne um unsere immer komplizierter und chaotischer werdende Welt und darum, wie man sich als Kabarettist dazu verhält. Über 300 Besucher waren in der Kaiserslauterer Kammgarn begeistert.

Wie ein Berserker stürmt er auf die Bühne, die Gitarre im Anschlag, und singt mit einem Urschrei, gegen den Joe Cocker ein Waisenknabe war. Dieses Programm hat es in sich. Das Chaos werde in der rasant sich verändernden Welt, die uns umgibt immer chaotischer, so der Träger des Deutschen Kleinkunstpreises 2017. Seine Antwort darauf: Entschleunigung. Denn jedem Wimpernschlag einer Entwicklung zu folgen, bringe einen oft auch nicht weiter. „Es lohnt sich nicht alle fünf Minuten ,Spiegel online’ zu checken.“ Der Kabarettist rät, einfach mal abzuwarten und sich am Ende das große ganze Schlamassel anzuschauen und zu analysieren. Und so nimmt er sein Publikum mit in die Irrnis und macht dabei weder vor der großen Politik noch vor den nicht minder großen Wirrungen des Alltags halt. Dabei düst er auf der Bühne herum und schreit, grunzt und maunzt wie ein Rumpelstilz. Als er aber die gesellschaftspolitischen Themen anschneidet, wird er auf einmal ganz eindringlich und leise. „Alles wird chaotischer, aber warum verändert sich nichts?“, fragt er. „Weil die Menschen sich nicht bewegen. Sie wollen Veränderung, aber selbst dafür nichts tun.“ Am besten solle alles bleiben, wie es ist – oder besser noch – werden, wie es früher war. Die Menschen wollten einen starken Mann wie Putin oder Orban, der mal auf den Tisch haut. „Wir haben im Moment mehr Konservation als Revolution“, sagt Mann. Für Christian Lindner von der FDP oder die CSU in Bayern sei ja eine Diskussion schon ein Angriff auf ihre Autorität. Das Allerallerschlimmste sei ja, wenn Fußballnationalspieler die Hymne nicht mehr mitsingen. Annegret Kramp-Karrenbauer und Angela Merkel vergleicht er mit Hillary Clinton und David Bowie. Die Welt wieder zurückdrehen wolle AKK. Die Komplizität der Welt wollten die Konservativen auf Schwarz und Weiß reduzieren.

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