Rheinpfalz Rückzug vom Karneval schmerzt

Wilhelm Matheis
Wilhelm Matheis

Wilhelm Matheis (64) kandidiert entgegen seiner Ankündigung im Juni bei der Kommunalwahl am 26. März nicht mehr für das Amt des Stadtbürgermeisters. Unter seine 15-jährige Amtszeit zieht er endgültig einen Schlussstrich, „weil es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr geht“.

Zum wiederholten Mal stehe ihm in diesen Tagen ein stationärer Krankenhausaufenthalt bevor. In der ersten Februarwoche werde er in der Rodalber Orthopädie an der Schulter operiert. Matheis rechnet mit einem Ausfall von acht bis zehn Wochen. Nur acht Wochen wäre er danach noch im Dienst. Vor 15 Jahren war der parteilose Wilhelm Matheis gegen den CDU-Kandidaten Anton Matheis angetreten und hatte die Wahl, für viele überraschend, mit deutlicher Mehrheit für sich entschieden. Genau zu dieser Zeit war sein Arbeitsplatz in der Materialverwaltung der Dentalklinik bei den Amerikanern wegen deren Verlegung nach Landstuhl in Gefahr geraten. Gearbeitet hatte Matheis zuvor in verschiedenen Berufe, ob als Schlossergeselle (Schlosserei Kölsch), ehe ihn Bandscheiben-Schäden ereilten, oder als Bäckermeister in der Familienbäckerei, ehe ihn eine Mehl-Allergie in den Außendienst als Bäckerei-Fachverkäufer wechseln ließ. Kurzerhand brachte er sich bei der gerade anstehenden Kommunalwahl als unabhängiger Bürgermeisterkandidat ins Gespräch. Kommunalpolitische Erfahrung fehlte ihm bis dahin gänzlich. Er war sich nur sicher: „Politik interessiert mich.“ Der Einstieg glückte. Über seine 15 Bürgermeisterjahre äußerte sich Matheis gegenüber der RHEINPFALZ „ganz zufrieden“, die Arbeit habe ihm „immer Spaß gemacht“. Auf eine weitere Amtszeit hätte er sich gefreut, zumal viele Pläne unerledigt geblieben seien, bekannte Matheis. Großen Ärger bereite die schon seit Jahren verschleppte Freigabe des Grünbühls, doch die Hallen verharrten im Besitz von Bundeswehr und Bundesamt für Immobilienaufgaben. Es bestehe der Verdacht, dass hier „alte Schreibtische und Tische gelagert“ würden, was die gewerbliche Entwicklung „einer ganzen Region blockiert“. „Rodalben braucht Arbeitsplätze“, weiß Matheis. Er zieht dabei nicht nur Gewerbefläche auf der Biebermühle in Betracht, sondern auch den Klinkenberg oberhalb des Garten- und Wochenendhausgebiets. Wäre die kostspielige Erschließung geklärt, hätte sich für dieses Gelände schon vor ein paar Jahren ein Investor – für ein Hotel – gefunden. Diese Ansiedlung hätte Arbeitsplätze geschaffen und der Stadt mehr Gewerbesteuern gebracht. Der Neubau der Lohn- und Horbergbrücke oder auch die Erschließung des Hanauischen Ecks hätten die Stadt viel Geld gekostet, jetzt aber müsse die Erneuerung der Straßen vorangetrieben werden, erklärt Matheis. Auf die Lohnstraße, für die nach langer Wartezeit der Bewilligungsbescheid vorliege, folge wohl die Friedhofstraße, dann eventuell mit neuer Gestaltung des Friedhof-Parkplatzes. Sanierungsbedarf bestehe zudem vor allem bei den geflickten Straßen in der Horbergsiedlung. Als „Lichtblicke“ sieht er das nun umzusetzende energetische Quartierskonzept mit seinen Fördermöglichkeiten zur Energiewende und das angeschobene Paket Stadtsanierung. „Ich bin optimistisch, dass die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion den städteplanerischen Ideen zustimmt und das neuerliche Sanierungsgebiet als förderfähig anerkennt“, so Matheis. „Sehr hilfreich“ nannte er den Bahnhaltepunkt Ost auf dem Neuhof, der nun ins Planfeststellungsverfahren gelangt sei. „Diese Station erleichtert die Mobilität vieler älterer Mitbürger, weil sie Stadtteile verbindet und zum Beispiel Einkaufsfahrten zur Stadtmitte hin und zurück ermöglicht“. In wenigen Monaten wird Matheis nur noch Beobachter sein. Im Blick zurück bedauert er aus privater Sicht, ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen bei künftig mehr Freizeit „zwei schöne Hobbys“ nicht mehr ausüben zu können: das Tauchen und die Präsidentschaft im Carnevalsverein. Der Rückzug aus dem Karneval habe „richtig weh getan“. Ihm bleibe noch das Hobby „Trödel und Antiquitäten“, das er auf Märkten betreibe. „Und ich hoffe, dass ich noch viele Reisen nach Südamerika erleben kann“, sagt Matheis.

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