Rheinpfalz Premiere-Sieg im Kerwematch

Stolze Meisterkicker: Diese Mannschaft des SC Hauenstein sicherte sich 1931 den Pfalzmeister-Titel. Die historische Aufnahme zei
Stolze Meisterkicker: Diese Mannschaft des SC Hauenstein sicherte sich 1931 den Pfalzmeister-Titel. Die historische Aufnahme zeigt (vorn von links) Ludwig Feith, August Niersberger, Karl Bohn, (hinten von links) Andreas Greim, Julius Johann, Karl Feith, Eugen Pirrung, Alois Keller, Alois Schwarzmüller, Alfons Winter, Oskar Spengler.

«HAUENSTEIN.» Ein Jahrhundert ist es nunmehr her, dass im Nebenzimmer der Gastwirtschaft „Zum Schwanen“ – beim „Meyer Max“ – knapp 30 fußballbegeisterte junge Männer den Sportclub Hauenstein aus der Taufe hoben. Das Jubiläum wird mit einem großen Programm gefeiert. Ein Höhepunkt: Am Sonntag, 24. März, um 11 Uhr beginnt im Bürgerhaus ein Festakt. Dabei wird man auch die Vereinshistorie Revue passieren lassen. Sportlich herausragend in der 100-jährigen Geschichte sind die drei Jahre in der Regionalliga (1994 bis 97), als der SCH so traditionsreichen Vereinen wie Alemannia Aachen, Arminia Bielefeld, Rot-Weiß Oberhausen oder Rot-Weiß Essen Paroli bot. 20 Jahre lang gehörte der SCH zum Inventar der Oberliga, ehe er sich 2017 freiwillig in die Verbandsliga verabschiedete, wo er just im Jubiläumsjahr um den Klassenerhalt bangen muss. Die ersten Spiele gingen verloren, erst im Kerwematch 1919 konnten Albert Pohl, Heinrich Feith, Karl Müller, Friedrich Naser und Co. gegen Rodalben den ersehnten ersten Sieg feiern. Und der sollte Auftrieb geben: Nachdem man in der C-Klasse noch deftig Lehrgeld bezahlt hatte - der Chronist meldet eine 2:14-Niederlage gegen Limburgerhof - stieg der Verein 1921 in die A-Klasse auf. Daheim am Neding bergab gekickt Mit den Erfolgen stieg die Mitgliederzahl. 1920 trugen drei Mannschaften das SCH-Trikot. Und so musste, nachdem man zunächst im Haberdeich beim Turnverein Gastrecht genossen und später auf den Bruchwiesen gekickt hatte, ein Sportplatz in Angriff genommen werden. In „mühevoller Gemeinschaftsarbeit“ wurde, wie die Vereinschronik berichtet, 1920 unter dem Needing ein vereinseigener Sportplatz angelegt. Dass der auf 90 Metern Länge ein Gefälle von 3,80 Metern aufwies, tat der Freude bei der Einweihung keinen Abbruch. Nach dem Aufstieg in die Kreisliga (1927) geriet der Verein in eine Krise, der man mit dem Eintritt in die Deutsche Jugend-Kraft (1930), einer kirchlich orientierten Sport-Dachorganisation, schließlich erfolgreich gegensteuerte: Die DJK Hauenstein wurde Pfalzmeister und schlug gar den DJK-Reichsmeister Sparta Nürnberg, ein Sieg, über den die „Alten“ immer wieder ins Schwärmen gerieten. Unter dem Dach der DJK gliederte sich eine Leichtathletikabteilung an, Schießplatz und eine Kreislehrstätte – später als „Jugendheim“ bekannt und bei einem Bombenangriff zerstört – entstanden, ein Trommler- und Pfeiferkorps wurde zur „Zierde des Vereins“. Die Machtergreifung der Nazis und die folgende Gleichschaltung bereiteten der Blütezeit ein jähes Ende. Nach dem Krieg, als Sportanlagen und das 1926 gebaute Clubhaus in Trümmern lagen, wurde im damaligen Pfälzerhof mit der Fusion von Fußballern und Turnern die Sportgemeinschaft Hauenstein gegründet, der sich eine Tischtennisabteilung angliederte. Die SG Hauenstein feierte weitere sportliche Erfolge und registrierte einen Zuschauerrekord: 3000 sahen das Gastspiel des VfR Mannheim. Im März 1950 löste sich die SG wieder auf, nur eine Woche später wurde der SCH wiedergegründet. Es begann eine erfolgreiche Zeit, die mit dem Aufstieg in die 1. Amateurliga (1960), der damals höchsten rheinhessisch-pfälzischen Klasse, den Höhepunkt fand. Dem sportlichen Hoch folgte ein Tief: 1979 – zum 50. Jubiläum – war man bis in die B-Klasse durchgereicht worden. Erst, als man sich unter Horst Geiger und Bernd „Sandmann“ Rubeck auf die Jugendarbeit besann, begann vor nunmehr über 35 Jahren der eng mit dem Namen Wendelin Guster verbundene Durchmarsch der Blau-Weißen bis zu jenem Gipfel, den man mit der Regionalliga – damals dritthöchste deutsche Liga – erreichte. Viel Geld musste der Club in die Hand nehmen, um die Infrastruktur zu erhalten: Das 1956 eingeweihte Sportheim wurde stets erweitert und modernisiert, es erzeugt heute über eine Photovoltaikanlage Strom. Der Sportplatz, einst gefürchtete „Rote Erde“, präsentiert sich seit 2004 in sattem Grün und mit Zuschauerrängen. Zudem nutzt und unterhält der SCH den Rasen im benachbarten Wasgaustadion. Jugendarbeit bleibt Fundament Im 100. Jahr seines Bestehens zählt der SCH zu den Clubs der Region, die in allen Altersklassen mit eigenen Mannschaften am Ball sind. Die Aktiven kämpfen in der Verbandsliga gegen den Abstieg, die A- und die B-Junioren, die unter Klaus Wagenblatt und Patrik Seibel mehrere Jahre in der Regionalliga kickten, spielen in der Verbandsliga. Und dort, bei einer zeit- und kostenintensiven Jugendarbeit, ist das Fundament zu sehen, auf dem der SCH das bleiben kann, was er ist: ein sportliches Aushängeschild und Werbeträger der Gemeinde.

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