Pirmasens Plaudern und schmökern

Michael Adam und Gabriele Seufert kümmern sich im Städtischen Krankenhaus um die Buchausleihe.
Michael Adam und Gabriele Seufert kümmern sich im Städtischen Krankenhaus um die Buchausleihe.

„Oft bedanken sich die Patienten für die Gespräche, die sich ,im Vorübergehen’ ergeben“, erzählt Gabriele Seufert, die sich ehrenamtlich um die Koordination der Ausleihe kümmert. Im Mittelpunkt der Buchausleihe stehe allerdings die Achtsamkeit für andere, findet Michael Adam, Pastoralreferent im Krankenhaus. Wollen Sie sich über Ihr nächstes Reiseziel informieren? Es gibt unter anderem Bände über Schweden, Litauen, Jerusalem und viele mehr. Oder mal Reclams Lexikon der Päpste schmökern? Oder doch lieber Herzschmerz mit Konsalik und Hera Lind? Sieben Frauen treffen eine Vorauswahl an Büchern und ziehen los, um sie auf den Stationen anzubieten. Ob das Angebot angenommen wird, ist jeden Tag anders. „Mal verleihen wir nur ein Buch, mal sind es sechs pro Runde“, erzählt Gabriele Seufert, die ein Gespür für Bücher entwickelt hat, und nicht müde wird, Bücher anzupreisen. „Und wenn etwas Bestimmtes gewünscht wird, gehen wir es holen“, erzählt Seufert, die inzwischen den Fundus in- und auswendig kennt. Auch Pastoralreferent Michael Adam gefallen Bücher aus Papier und echten Seiten viel besser als die elektronische Version. Dass es die rollende Bücherei gibt, bedeutet für ihn Wertschätzung der Patienten, für die man so etwas Gutes tun kann. Er ist gemeinsam mit Verwaltungsdirektor Benno Lutz hauptamtlich für die Bücherei zuständig, die seit 29 Jahren existiert. Damals brachte Schwester Maritta das Projekt ins Rollen, die vor kurzem 84-jährig verstarb. Circa 1000 Bücher reihen sich heute in den Regalen der Bücherei im Untergeschoss des Krankenhauses. Doch kommt der Patient nicht dorthin, sondern das Buch zu ihm. Meist Kurzgeschichten und Bildbände, aber auch Erdkunde-Bücher werden immer wieder gefragt. Und viele in Großschrift. Nur dicke Wälzer will keiner, erzählt Adam, weil die meisten nur kurz in der Pettenkoferstraße weilen oder zumindest genau das wollen. Finanziert wird die Bestückung der Bücherei zu gleichen Teilen vom Städtischen Krankenhaus und der Diözese Speyer. Mit insgesamt 400 Euro suchen die ehrenamtlichen Bibliothekare Neuzugänge aus. „Jede im Team sucht sich nach eigenem Geschmack etwas aus dem Literaturkatalog aus“, erklärt Seufert. So kommen jedes Jahr etwa 20 Bücher hinzu, denn einige gehen auch verloren. Besonders seit die neuen Datenschutzbestimmungen in Kraft getreten sind. Notiert werden nur Name und Zimmernummer, und wenn der Patient erst einmal entlassen ist, fehlt jede Spur. Dies wäre mit einem Formular zu ändern. „Das wollen wir aber nicht“, sagt Adam. Ein Formular am Krankenbett sei unmöglich, findet der 63-Jährige. Wenn jemand krank ist, soll er nicht mit Bürokratie belastet werden, sondern nur genesen – wenn er will, mit Lesestoff, um auf andere Gedanken zu kommen, sich abzulenken und mit den Ehrenamtlichen zu plaudern. Helfer gesucht Die Bücherei im Städtischen Krankenhaus freut sich über Ehrenamtliche, die Lust haben, Patienten mit Lesestoff zu versorgen und ein Gespür für Bücher haben. Interessierte können sich telefonisch unter der Nummer 06331/7143210 bei Andreas Ewald, dem Sekretär von Verwaltungsdirektor Benno Lutz, melden.

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