Rheinpfalz Plädoyers im Piratenprozess

Bereits am dritten Verhandlungstag wurden gestern die Plädoyers vor der Großen Jugendkammer beim Landgericht Zweibrücken im Prozess gegen den 18-jährigen Angeklagten aus Somalia gehalten. Er hatte mit anderen Piraten von Mai 2012 bis März 2013 vor der somalischen Küste die Besatzung des gekaperten Öltankers Smyrni bis zur Zahlung des Lösegeldes von 13 Millionen Dollar bewaffnet in Schach gehalten.

Der junge Somalier, der in Deutschland um Asyl nachsuchte, war von Beginn an geständig. Staatsanwalt Christian Horras forderte für den Angeklagten wegen Beihilfe zum erpresserischen Menschenraub eine Jugendstrafe von drei Jahren. Verteidiger Walter Höh plädierte hingegen für eine Jugendstrafe von zwei Jahren auf Bewährung. Die Ermittler waren auf den jungen Mann aufmerksam geworden, als er nach seiner Flucht, die einer Odyssee glich, bei den deutschen Behörden einen Asylantrag stellte. Sein Fingerabdruck, den er bei seinem Asylantrag abgab, war identisch mit dem, den die US-Navy auf dem Öltanker sicherte, nachdem dieser von den somalischen Piraten nach der Lösegeldzahlung von 13 Millionen Dollar freigegeben worden war. Die Smyrni transportierte 135.000 Tonnen Rohöl, als sie vor der Küste Somalias von den Piraten gekapert wurde. Nach dem Angriff auf das Schiff heuerten die Erpresser den jungen Somalier als Bewacher auf dem Tanker an. Zuvor half er seiner Familie und arbeitete als Schafhirte. Mit einer Kalaschnikow bewaffnet, hielt er mit etwa 50 weiteren Bewachern die 26-köpfige Besatzung der Smyrni in Schach und beköstigte sie. Nachdem die griechische Reederei über Hubschrauber das Lösegeld auf den Tanker niedergelassen hatte, war der Auftrag für den jungen Somalier erledigt. Für seinen Dienst erhielt er 5000 Dollar. „Das Geld brauchte ich, um nach Europa zu fliehen“, übersetzte sein Dolmetscher. Seine Flucht führte durch die Wüste nach Libyen. Mit anderen Flüchtlingen wurde er aus dem Meer gefischt, als das Boot unterzugehen drohte. Vom Festland in Europa ging er nach Schweden, wo sein Asylantrag abgelehnt wurde. Es zog ihn nach Deutschland und er landete in Waldfischbach-Burgalben, wo er als Ein-Euro-Jobber tätig war. Sein Tatbeitrag sei lediglich als Beihilfe zu werten, einigten sich Horras und Höh. Er habe kooperativ an der Aufklärung der Kaperung des Tankers mitgearbeitet. Demnächst muss sich beim selben Gericht ein Somalier verantworten, der beim Angriff der Piraten auf den Tanker eine führende Rolle gespielt haben soll. In seinem letzten Wort vor Gericht sagte der junge Angeklagte: „Ich weiß, dass hier in Europa Hintermänner sind. Ich habe Angst.“ Das Urteil soll am 26. Juli gesprochen werden.

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