Pirmasens Pirmasenser Rechtspflege-Verein: „Arbeitslosigkeit begünstigt Straftaten“

Erneute Straffälligkeit vermeiden, das sei ein wesentliches Ziel des Pfälzischen Verein für Soziale Rechtspflege, sagen der Vors
Erneute Straffälligkeit vermeiden, das sei ein wesentliches Ziel des Pfälzischen Verein für Soziale Rechtspflege, sagen der Vorsitzende des Vereins, Peter Jacob (links), und Geschäftsführer Stefan Hellmann.

Großes Ziel: Integration zur Vermeidung künftiger Straffälligkeit - „Mensch steht dabei im Mittelpunkt“

Gegründet wurde der gemeinnützige Verein im Jahre 1956 aus der Justizvollzugsanstalt Zweibrücken heraus als „Pfälzischer Verein für Straffälligenhilfe“ für den Bezirk des Oberlandesgerichts Zweibrücken. Ziel war die Integration entlassener Strafgefangener. 2000 wurde der Verein in vier Regionalvereine, einer pro Landgerichtsbezirk in der Pfalz, aufgeteilt. Der Aufgabenbereich des Zweibrücker Vereins ist die gesamte Südwestpfalz. Schwerpunkt der Vereinstätigkeit ist inzwischen die ambulante Jugendhilfe für strafrechtlich in Erscheinung getretene junge Leute, deren berufliche und soziale Integration gefördert wird, erläutert Hellmann. Sozialarbeiter mit Zusatzqualifikation begleiten für sechs bis zwölf Monate die jungen Leute pädagogisch. Sie schauen, wie das Verhalten und die Situation des Betreuten geändert werden kann, so dass er straffrei leben kann. Sie helfen, ihn in Arbeit, Ausbildung oder Schule zu bringen und arbeiten auch Konflikte mit der Familie auf. Ein weiterer Tätigkeitsbereich stellt der außergerichtliche Täter-Opfer-Ausgleich im Auftrag der Staatsanwaltschaft dar. Er dient der sozialen Befriedung zwischen Opfer und Täter, indem sich der Täter zum Beispiel mit dem Opfer einer Beleidigung oder Sachbeschädigung ausspricht, sich entschuldigt oder den Schaden ausgleicht. Dabei soll der Täter dafür sensibilisiert werden, was seine Tat beim Opfer auslöst. In seiner Beratungsstelle für Opfer in engen sozialen Beziehungen (Interventionsstelle), also bei häuslicher Gewalt oder in der Beziehung, erhalten die Opfer psychosoziale Unterstützung und werden über rechtliche Möglichkeiten beraten, um sich zu schützen. Gegebenenfalls werden sie zum Gericht oder Anwalt begleitet, um einen Antrag auf Erlass einer Gewaltschutzverfügung zu stellen. In der Beratungsstelle „Contra häusliche Gewalt“ in der Emil-Kömmerling-Straße 12 werden die Täter häuslicher Gewalt beraten und trainiert, den Gewaltkreislauf zu durchbrechen. Es wird herausgearbeitet, was Auslöser war, dass der Konflikt so eskaliert ist und die Dynamik aufgearbeitet. Die Erfolgsquote sei dabei extrem hoch, sie liege bei 60 Prozent, wenn sechs bis neun Monate Training durchgehalten werden, sagt Hellmann. Seit 2016 ist der Verein auch in der Flüchtlingsberatung tätig, um bei der Integration dieser Menschen mit Sprachkursen, Beratung und Beschäftigung zu helfen. In der Jugend- und Bewährungshilfe stellt der Verein Geld zur Verfügung, um durch Prävention zu vermeiden, dass Personen, die unter Bewährung stehen, rückfällig werden. Dies geschieht durch Erlebnispädagogik, etwa indem man zusammen das Konzentrationslager Dachau besucht. Oder auch mit kurzfristigen Darlehen oder Beihilfen, wenn der Strom weg und der Kühlschrank leer ist. Groß geschrieben werden auch Beschäftigung und Qualifizierung durch gemeinnützige Arbeit bei Langzeitarbeitslosen und vorübergehend Erwerbsunfähigen. Dies dient der Prävention, erklärt Hellmann. Denn „Arbeitslosigkeit begünstigt Straftaten“, weiß er. Tagesstruktur, das Gefühl haben, etwas Sinnvolles zu machen und Wert geschätzt zu werden, dabei bauten Menschen Selbstbewusstsein auf und blühen geradezu auf, hat Hellmann oft erlebt. Ziel sei es, die Menschen langfristig auf dem freien Arbeitsmarkt zu integrieren. Dazu betreibt der Verein die Kirchbergwerkstatt, in der Möbel restauriert werden, das Sozialkaufhaus Trödelmax in der Winzler Straße, in dem Gebrauchtwaren aller Art verkauft werden, einen Second-Hand-Baumarkt in der Bitscher Straße 121 und er führt Grünpflege, Transporte und Umzüge durch. Der Verein ist auch Einsatz- und Vermittlungsstelle für Bewährungsauflagen, die Strafgerichte verhängt haben. Dass die Auflagen erfüllt werden, muss der Richter überwachen. Schließlich unterstützt der Verein Behandlungsmaßnahmen in der Justizvollzugsanstalt (JVA) wie Anti-Gewalt-Training, Vorbereitung von Strafgefangenen auf die Freiheit und die Fortbildung von JVA-Bediensteten. Der rund 50 Mitglieder starke Verein beschäftigt derzeit 21 Personen, einen Betriebswirt, Sozialarbeiter, Handwerker, Kunsterzieher, Verwaltungsangestellte und Helfer. Er finanziert sich über Gelder von Land, Kreisverwaltung, Stadt Pirmasens, Jobcenter Pirmasens, Kommunales Jobcenter Südwestpfalz, Bundesanstalt für Arbeit und Geldbußen und –auflagen, die ihm durch die Gerichte zugewiesen werden. Trotzdem sei die Finanzierung recht mühsam, ebenso wie gutes Personal zu bekommen. Aber sie hätten es immer geschafft, ergänzt der Vereinsvorsitzende Peter Jacob.

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